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Coruum Vol. 1

Coruum Vol. 1

Titel: Coruum Vol. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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lag.
    Ich nahm ihn in die linke Hand. Man konnte ihn nur in diese Hand nehmen. Nur in der linken Hand liegend, war er sinnvoll mit den Fingern der rechten Hand zu bedienen. Anders herum wären seine Skalen im Handteller zu liegen gekommen und nicht mehr erreichbar gewesen.
    Seine Form ließ exakt Platz für den Ansatz des linken Daumens und der vier Finger. Die Ausbuchtungen der Finger waren für mich etwas zu klein – allerdings war er mit Sicherheit auch nicht für meine Hand angefertigt worden.
    Er fühlte sich warm an. Nicht ganz so warm wie die Stele. Definitiv bestand der Gegenstand jedoch aus einem anderen Material. Für mich war es ein Metall.
    In die Ausbuchtungen der Finger waren unsichtbar Druckkontakte eingearbeitet. Ich hatte sie zufällig entdeckt, als ich mich mit dem Schlüssel in der Hand vorhin auf dem Tisch abgestützt hatte, um vom Boden die heruntergefallenen Hieroglyphen-Kopien aufzuheben. Für Archäologen wie Karen undenkbar, hatte ich die Kontakte sofort in allen möglichen Kombinationen ausprobiert.
    Die Kontakte ließen sich nur alle gleichzeitig drücken, indem ich meine Hand zu schließen versuchte. Ein leises Klicken, an der Grenze des Hörbaren, und der Schlüssel erwachte zu Leben. Entspannte ich die Hand wieder, erlosch auch sein Eigenleben.
    Die Unterseite des Schlüssels war mit feinen Linien und weiteren fremden Zeichen, denen am Fuße der Stele sehr ähnlich, bedeckt. Ein langer Text diesmal, wahrscheinlich die Gebrauchsanweisung für den Schlüssel – oder eine Warnung. Letzteres schloss ich nach meinem Eigenversuch erst einmal aus.
    Die Vorderseite war mit radialen Skalen und Verzierungen übersät. Ich erkannte das Prinzip auf Anhieb. Jeder, der schon einmal ein Schema unseres Sonnensystems gesehen hatte, hätte es erkannt. Die Sonne als kirschkerngroße, rote Halbkugel im Zentrum, Merkur als Stecknadelkopf dicht daneben. Venus und Erde erbsengroß. Der Mond eine weitere Stecknadel neben der Erde.
    Mehr als Zwanzig weitere Planeten oder Monde (oder Sterne?) waren in logarithmischen Skalen um das konzentrische Modell der Umlaufbahnen herum untergebracht. Ihre eingravierten Bezeichnungen sagten mir natürlich nichts, wären es nur sechs gewesen, hätte ich auf die übrigen Planeten unseres Sonnensystems getippt. Bei dieser hohen Anzahl von Himmelskörpern wollte ich mich da lieber nicht festlegen.
    In jedem Fall eine Art Kalender, abgebildet in einem komplizierten mechanischen Gebilde. Der Gegenstand war ein hochkomplexer Schlüssel!
    Und wie der Zufall es gewollt hatte, war mir heute auch nahezu zeitgleich das Schloss in das er passen müsste, offenbart worden.
    Alle Planeten oder Monde waren als schwarze Halbkugeln dargestellt, die mit einem Finger leicht eingedrückt und auf ihren Umlaufbahnen verschoben werden konnten – sofern alle Kontakte gedrückt waren. Die Planetenbahnen um die Sonne, die Mondbahn um die Erde und die logarithmischen Skalen waren haarfeine Rillen, mit mikroskopisch kleinen, rechtwinkeligen Skalenwerten.
    Ich hatte den Schlüssel mit der abnehmbaren, drahtlosen Kamera meines Computertelefons aus allen Richtungen fotografiert. Die Qualität der Bilder war gut, die Auflösung der Details scheiterte jedoch an dem Normalobjektiv, das auch mit digitaler Vergrößerung die Skalenwerte nicht erfassen konnte.
    Ich hatte mir somit die Ausgangspositionen der Planeten mit den entsprechenden Skalenwerten auf die Rückseite der Fotokopien gezeichnet und dann abfotografiert, bevor ich versucht hatte, die Planeten zu bewegen.
    Aktivierte ich den Schlüssel durch das Drücken der Kontakte, glühten die vertieften Umlaufbahnen und alle Skalen dunkelrot auf. Mit einem Finger der rechten Hand ließen sich die Planeten Venus, Erde und der Mond leicht eindrücken und auf ihren Umlaufbahnen bewegen. Von den übrigen Himmelskörpern konnte ich nur zwei mit dem Finger bewegen.
    Was bedeutete das? Waren die anderen zu weit weg, als dass ihre Bewegung durch die Veränderung der übrigen Skalenwerte beeinflusst werden konnten?
    Aber warum waren sie dann überhaupt abgebildet? Zur Orientierung?
    Mein Entdecker-Geist hatte in diesem Moment verharrt. Schob ich einen der Planeten auf seiner Umlaufbahn hin und her, so folgten wie von Geisterhand alle übrigen, sobald ich meine Bewegung abgeschlossen hatte.
    Veränderte ich die Position des Größeren der beiden beweglichen Himmelskörper auf den logarithmischen Skalen, so rotierten Merkur, Venus und Erde eine Zeitlang wie wahnsinnig

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