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Coruum Vol. 1

Coruum Vol. 1

Titel: Coruum Vol. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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Hyperraumverbindung notwendige Energie nutzen zu können. Treffen wir auf ein Sprungziel, das einen zu geringen Potentialunterschied aufweist, machen wir einen Umweg über einen Ausweichpunkt, der zu unserem Ausgangspunkt und dem Sprungziel über einen ausreichenden Unterschied verfügt. Da uns die Menge der benötigten Energie nicht mehr interessiert, spielt die Entfernung auch keine Rolle mehr.«
    Seine Weisheit wirkte sehr zufrieden. »Verzeiht mir eine kritische Frage, Hud.«
    Als er nickte, fuhr ich fort: »Ist dieser ganze Prozess, den Ihr soeben geschildert habt, nicht außerordentlich gefährlich?« Einige Falten erschienen auf seinem Gesicht.
    »Stellen wir uns vor, diese Membrane hält nicht! Was wird dann zerstört, wenn die Potentiale sich unkontrolliert ausgleichen?«
    Hud Chitziins Blick war nachdenklich geworden. Syncc Marwiin sah ihn gespannt an.
    Langsam nicht er. »Unter Umständen sehr viel. Das ist der Grund warum eine Membran auf jeder Seite die Verbindung abschließt. Es müssen für das Eintreten dieser Katastrophe schon beide versagen.«
    Bevor er uns weitere Ausführungen geben konnte, signalisierte der Autopilot das Rendezvous-Manöver mit der Relion in wenigen Minuten.
    Das Forschungsschiff stand im geostationären Orbit ungefähr zweitausend Kilometer von der Planetenstation Arkadia 1 entfernt.
    Als wissenschaftliche Forschungsplattform unterlag die Relion keinerlei Zwang, irgendwelchen Design-Konventionen oder Klasseneinteilungen für Raumschiffe entsprechen zu müssen.
    An ihr waren funktionsorientiert die unterschiedlichsten An- und Umbauten vorgenommen worden und erinnerten mich an die Felsenformation aus rohen Steinquadern, wie wir sie auf dem Hügel von Arkadia gesehen hatten. Für unsere aktuelle Testreihe der Nullgravitationstore hatte sie ein paar weitere Höcker, Anbauten und Geschwüre bekommen. Am auffälligsten waren drei große zylinderförmige Gebilde auf ihrem Rücken, die jeweils einen Satz Tore enthielten.
    Oberhalb des Systemtriebwerk-Clusters, in der hinteren Hälfte des Schiffes, war eine offene Konstruktion aus Geräteträgern und Antennen auf eine große Plattform montiert worden. Das war, wie Seine Weisheit stolz verkündete, der Prototyp des massiven Shunt Drives. Damit das alles irgendwie einheitlich und zusammengehörig wirkte, hatten alle Komponenten, bis auf den Shunt Drive, einen durchgängigen schwarz-roten Anstrich bekommen, der die Relion wie den aufgedunsenen Kadaver eines vorzeitlichen Vogels mit fast ausgefallenem Gefieder aussehen ließ. Insgesamt war sie ein sehr hässliches Schiff.
    Schwach zu sehen vor der beleuchteten Scheibe des einzigen Mondes von Arkadia, schwebten zwei matte, schlanke Silhouetten hinter der Relion. Es handelte sich um einen Teil unseres Begleitschutzes, effiziente, kompromisslose Zerstörer der Nova-Serie. Ein Dritter kreiste unsichtbar vor dem Einsprungpunkt des Systems, eine Standard-Vorsichtsmaßnahme.
    Der Autopilot brachte uns in den Anbau des toten Vogels, der die Andockeinrichtungen beherbergte. Beim Passieren des Atmosphären-Schildes, der das Vakuum des Raumes von der Luftdruckatmosphäre des Schiffes trennte, überzog sich unser Schiff schlagartig mit einer Raureifschicht, die sich sofort wieder in einer Nebelwolke auflöste. Das Spezialmaterial der Brückenscheiben verkraftete den Temperaturunterschied ohne Spuren und ermöglichte uns so, den Landevorgang durch den Nebel weiter zu betrachten. Der Autopilot landete im Bereich des Schiffskonfigurators – ein sicheres Indiz dafür, dass unser Landungsboot nicht weiter benötigt, und kurz nach unserem Aussteigen in seine Module zerlegt und weggeräumt werden würde.
    Mein Adjutant, Schatten-Offizier Raana Roohi, erwartete uns am Fuße der Schiffsrampe und erstattete mir Meldung. Auf der Relion herrschte für noch sechs Stunden Nachtbetrieb.
     
    *
     
    Der neue Zwanzigstundentag brach für mich mit einem leichten Vibrieren meines Kommunikationsringes an.
    Die typischen Anzeichen für einen neuen Morgen auf einem Schiff der Organisation sind normalerweise eine leichte Veränderung in der Lichtfarbe, welche das Unterbewusstsein an ein Morgenrot erinnern soll, und eine Beigabe leichter Düfte, die den Jahreszeiten entsprechend variieren. Der aktuelle Duft sagte mir, dass auf der Relion jetzt Frühling war.
    Mein Adjutant, Schatten-Offizier Raana Roohi, sah mich aus dem Holodisplay neben dem Bett an. Sein Gesicht mit dem blonden Haarschopf und den blauen Augen blickte mich

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