Coruum Vol. 1
entschuldigend an. Die Augen waren gerötet und Ringe zeichneten sich ab, er hatte seit unserem kurzen Treffen am Abend wohl nicht geschlafen.
»Keleeze, tut mir leid, dich zu wecken. Es gibt wiederholt Probleme mit den Tests. Kannst du auf die Brücke kommen?« Ich setzte mich auf. »Habe ich zehn Minuten?« Hud Chitziin trat ins Bild. »Entschuldigt, Merkanteer, aber es sieht so aus, als hätte die K3 mit dem Massiven Shunt Drive ein Problem.«
»Ich komme sofort.« Die K3 war der Aufklärer unseres Begleitschutzes. Die Flottille, welche die Relion vor allzu neugierigen Zentrums- oder Nebelweltenaugen schützen sollte, bestand aus den Standardkomponenten: Dem Flaggschiff oder KI, als der waffenstarrenden Zerstörungsplattform, der Trägereinheit oder K2, als Basis für raumgebundene Kleinraumschiffe, und der Aufklärungs- und Zerstörereinheit K3.
Nach den Testplänen und gemessen an der Entbehrlichkeit, sollte die K3 als erstes Vollschiff der Organisation mit einer Rumpfbesatzung von Freiwilligen den MSD (Massiver Shunt Drive) ausprobieren und damit Geschichte in der Raumfahrt schreiben. Offenbar waren die Ergebnisse mit den Drohnen so erfolgreich verlaufen, dass Hud Chitziin sich nach Auswertung der Testergebnisse noch in der Nacht entschlossen hatte, mit dem nächsten Schritt fortzufahren.
Auf der Brücke waren neben Kapitän Annu Aroldi und der üblichen Brückenbesatzung noch Hud Chitziin mit seinem Assistenten Hudun Garoon und meinem Adjutanten anwesend. Mit mir traf Hud Koncuun, der wissenschaftliche Leiter der Relion ein.
Man sah ihm an, dass er ebenso wie ich sehr kurzfristig zu diesem Termin geladen worden war. Seine lichte Haarpracht befand sich in erheblicher Unordnung.
»Danke, dass Ihr so schnell kommen konntet, Siir!« Kapitän Aroldi deutete bei meinem Näherkommen eine leichte Verbeugung an, ebenso wie Hudun Garoon und Raana.
»Wo befindet sich die K3?«
Raana deutete auf das riesige, zentrale Navigationsdisplay, welches sich zwischen halbkugelförmigen Erweiterungen des Fußbodens und der Brückendecke befand.
»Weniger als ein halbes Lichtjahr entfernt im freien Raum, Keleeze. Dort mündet die Potentiallinie auf der sie sich bewegt hat. Der Sprung aus dem Arkadia-System heraus war erfolgreich. Die K3 führte am Ankunftsort alle Tests mit gutem Ergebnis durch und sollte vor einer Stunde die Sequenz für den Rücksprung beginnen. Dabei meldeten die Überwachungssysteme Fehler in der Initialisierung des MSD.«
»Der wissenschaftliche Stab ist im Simulationsmodell bei der Fehlersuche, Merkanteer.« Seine Weisheit wählte in einer größeren Gruppe lieber meine formale Anrede. »Unser letzter Test eines Prototypen des Nullgravitationstores vor zwei Tagen mit einer Shunt-Drive-bestückten Sonde hat in beide Richtungen wie erwartet funktioniert. Ich habe die Ergebnisse gestern nach unserer Rückkehr von Arkadia durchgesehen.«
Ich sah in das Holodisplay.
In der Mitte schwebte senkrecht die flache, nahezu unsichtbare Scheibe des aktivierten Nullgravitationstores. Die Halbdurchlässigen Membranen verliehen ihm einen leichten blauen Schimmer, als sei eine Seifenblase aufgespannt. Die Membranen wirkten auf das Licht im menschlichen Auge wie zwei übereinandergelegte Schwerkraftlinsen und verzerrten das auf der anderen Seite des Tores liegende Bild entsprechend.
In seiner Mitte befand sich ein kreisförmiger Ausschnitt, der den Hintergrund von K3 zeigte. Da die K3 in den leeren Weltraum gesprungen war, war die Farbe des Ausschnitts fast schwarz.
Der verbleibende Kreisring bis zum Rand des Tores zeigte die verzerrte, schlanke Silhouette der K3, die mit abgeschalteten Triebwerken auf der anderen Seite des Tores verharrte. Winzige Lichtreflexe markierten ab und zu die Position einzelner Verteilerstationen am Torrand, wenn das Sonnenlicht sich in ihnen spiegelte. Die steuernde Torstation war an ihren Leuchtfeuern zwischen zwei Verteilerstationen gut zu erkennen.
»Wie lange kann die Torverbindung aufrecht erhalten bleiben«, fragte ich Hud Chitziin, daran denkend, dass bei herkömmlichen Sprungtoren aus Energiegründen die Verbindung immer nur für die exakte Dauer des Durchfluges eines Schiffes aufgebaut wurde.
Trotz der ernsten Situation konnte er sich ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen, als er mir antwortete. »Wenn es sein muss, nahezu unbegrenzt. Wie gesagt, Merkanteer, die Energie beziehen wir aus dem Potentialunterschied und der ist trotz der geringen Entfernung ausreichend
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