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Coruum Vol. 1

Coruum Vol. 1

Titel: Coruum Vol. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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hinein!« Karen sprach wie elektrisiert.
    Die Höhe des Wasserspiegels hatte sich nicht verändert. Er stand nach wie vor, durch die Grenze des Algenbewuchses markiert, gleichhoch an der Wand. Auch dort, wo das Wasser eigentlich in den Raum hätte hineinlaufen müssen. Eine unsichtbare Barriere hielt es weiterhin, eine Handbreit über dem Öffnungsrand, an der ursprünglichen Linie der Wand auf.
    »Seht Euch das Licht unserer Lampen an. Es dringt auch nicht in den Raum ein!« Sinistra flüsterte.
    Karen führte ihre Handlampe von der Wand über den Rand der Öffnung. Der helle Lichtfleck der Lampe setzte sich nicht in den Raum fort. Er verschwand einfach, ohne jede Reflexion, sobald er auf das rötliche Licht in der Öffnung traf. Der Raum blieb dunkel.
    »Eine Interferenz möglicherweise«, versuchte ich einen Lösungsvorschlag. »In jedem Fall ein Indiz dafür, dass etwas die Öffnung weiterhin verschließt.« Ich sah Karen an. »Wollen wir hinein?«
    »Also ich gehe da auf jeden Fall hinein«, kam Sinistra zuvor. Langsam streckte sie eine Hand durch die Öffnung. Ich hielt unmerklich die Luft an. »Ich fühle nichts«, Sinistra lächelte mich an.
    Sie zog die Hand wieder heraus und betrachtete demonstrativ ihre Finger. »Gehen wir?« Karen und ich tauschten einen kurzen Blick. »Klar!« entgegneten wir im Chor und Sinistra trat in den Raum hinein. Dort drehte sie sich zu uns herum und bewegte die Lippen. An unseren Gesichtsausdrücken musste sie wohl abgelesen haben, dass wir sie nicht verstanden hatten. Sie sprach erneut. Als wir nicht reagierten, winkte sie uns ungeduldig mit der Hand, ihr zu folgen.
    Ich hielt Karen am Arm zurück. »Wenn wir beide auch hineingehen und etwas passiert, weiß niemand, wo wir sind.« Sie wollte etwas Ungeduldiges erwidern, überlegte es sich aber anders. Lächelnd sagte sie: »Komm schon, Don. Das größte Risiko haben wir hinter uns. Der Schlüssel hat funktioniert, obwohl er nicht hundertprozentig korrekt eingestellt war. Wir werden wieder hinauskommen.«
    Sinistra steckte den Kopf durch die Öffnung. »Was ist? Wollt ihr hier Wurzeln schlagen? Der Schlüssel ist hier drinnen. Kommt rein, hier wartet die nächste Sensation.«
    Noch eine Sensation, nach dieser Tür und dem Schutzfeld? Ich war skeptisch. Karen trat vorsichtig durch das rötliche Licht und zog mich hinter sich her in den dunklen Raum.
    Wir sahen uns um. Das Licht im Raum war deutlich heller, als es von außen den Anschein gehabt hatte. Es wurde von den Wänden emittiert. Der Raum hatte einen nahezu quadratischen Grundriss, und ich fühlte, dass die Höhe seiner Decke exakt der Kantenlänge des Grundriss’ entsprach. Er war vollkommen leer.
    Ich suchte den Schlüssel und fand ihn schwebend neben unserem Eingang in einem blauen Lichtfeld. Die Oberflächen aller Wände wirkten fein säuberlich strukturiert. Im indirekten Licht hatten sie einen leichten Bronzeton.
    Ich blickte durch das Oval der Öffnung hinaus und sah nur noch rötliche Dunkelheit. Karen und Sinistra hatten sich bereits kniend der rechts vom Eingang liegenden Wand zugewandt und studierten Einzelheiten aus wenigen Zentimetern Abstand. Sie nahmen mich im Moment gar nicht war.
    Ich betrachtete das Lichtfeld neben der Tür, in dem der Schlüssel schwebte. Beim Näherkommen erkannte ich eine filigrane Fassung, die mit allen Kontakten des Schlüssels verbunden war. Wenn es sich nicht um eine exakte Kopie des Schlüssels handelte, den ich an der Außenseite eingesetzt hatte, musste er sich durch die Wand bewegt haben.
    Alle Wände schienen aus dem gleichen Material zu bestehen und erzeugten ein warmes Licht. Dieser Teil der unterirdischen Anlagen war definitiv nicht im Stil und sicher nicht von den klassischen Maya errichtet worden.
    »Karen, was hältst du hiervon?« Ich war an die von Karen gegenüberliegende Wand getreten. Karen reagierte nicht. Ich drehte mich um, ging ein paar Schritte zu ihr und Sinistra hinüber und hockte mich neben sie.
    »Sieh dir das an, Don.« Karens Stimme war ein ehrfurchtsvolles Hauchen und kaum zu hören. Ich folgte mit meinen Augen ihrem Zeigefinger, der über die Strukturen unendlich feiner, in die Wand gravierter Hieroglyphen fuhr.
    Ich hielt die Luft an und ließ meinen Blick um ihren Finger herum in immer größeren Kreisen über die Wand gleiten. Die Reihen und Spalten der Hieroglyphen bedeckten die gesamte Wand vom Boden bis zur Decke.
    »Alle Wände des Raumes sind davon überzogen, Doktor. Das ist eine unglaubliche

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