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Coruum Vol. 1

Coruum Vol. 1

Titel: Coruum Vol. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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in der Nähe, möglicherweise die Tür selbst oder etwas hinter der Tür«, erklärte ich. »Normalerweise leuchtet er rot.«
    »Nicht, Don!« Karens Worte hingen noch in der Luft, als ich den Schlüssel dicht vor der getarnten Tür hin und her führte.
    Nichts geschah, außer einem kleinen, fast unhörbaren Klicken neben Karen, die leicht zusammenzuckte.
    »Wer sagt’s denn?« In der Mitte eines der Kalkquader auf der rechten Wandhälfte hatte sich die Struktur des Materials verändert. Die weißtrübe, raue Oberfläche hatte auf einer runden Fläche von vielleicht einem halben Meter Durchmesser einen goldfarbenen Lichtschein angenommen. In der Mitte war eine im gleichen Blau wie die Schlüsselskalen leuchtende Vertiefung entstanden, deren Umrisse uns nur allzu bekannt waren.
    Die Vertiefung hatte exakt die Form des Schlüssels.
    Hinter uns ertönte ein Plantschen, als Sinistra aus dem Wasser auftauchte. Ihr besorgter Gesichtsausdruck entspannte sich, als sie uns sah.
    »Wir machen uns Sorgen, alles klar hier?« Sie tastete sich vorsichtig die Stufen empor. »Alles bestens«, Karen winkte ihr zu. »Wir haben einen Eingang gefunden und werden versuchen, ihn zu öffnen.« Sinistra kam zu uns heran.
    »Welchen Tag haben wir heute?« fragte ich.
    Karen sah mich etwas überrascht an. Nach einem kurzen Blick auf ihre Taucheruhr nickte sie.
    »Den 9. Oktober, seit zwei Stunden.«
    Ich überlegte laut vor mich hin. »Wenn hier eine Logik die Türöffnung überwacht, wird sie die Tür nur bei richtiger Kombination des Schlüssels öffnen. Falls ich die nicht einstellen kann, identifizieren wir uns damit als Eindringlinge, die den Schlüssel gestohlen oder gefunden haben. Was dann passiert, kann ich nicht abschätzen. Es wäre möglicherweise sehr gefährlich.«
    Karen funkelte mich an. »Ich würde sagen, wir identifizieren uns eher als eine Bande von Trotteln, die einen Fehler gemacht haben. Ich bin sicher, dass dann einfach nichts passieren wird. Eine solch komplexe Zugangsbeschränkung in den Händen einer einfachen Kultur muss tolerant gewesen sein.«
    Sinistra nickte.
    Ich grinste: »O.K., ich wollte es nur vorher erwähnt haben.« Fergus und ich hatten auf diese Situation hingearbeitet, wenn auch eher für eine planmäßige Benutzung in der Stele. Trotzdem war ich überzeugt, dass der Schlüssel auch hier funktionieren würde.
    Mary, eine der besten Analytikerinnen des Instituts, hatte die Skalen und die Mechanik des Schlüssels aufgrund der Testveränderungen, die ich nach Anweisung von Fergus vorgenommen und fotografiert hatte, mit mathematischen Modellen nachgebildet. Sie hatte daraus eine Anleitung erstellt, wie ein beliebiges Tagesdatum in unserem Jahrhundert auf dem Schlüssel einzustellen war. In Absprache mit Fergus aktualisierte ich den Schlüssel jeden Tag durch Anpassungen mit meinem Kugelschreiber und einer Büroklammer an einen halben Dutzend Mikroskalen auf seiner Rückseite. Es waren jedes Mal andere Skalen, die ich mal vor und mal zurück bewegen musste. Ich hatte mir angewöhnt, das immer nach dem Aufstehen zu machen.
    Das hieß, mein Schlüssel war im Moment noch auf den 8. Oktober eingestellt.
    Ich konnte den Schlüssel jetzt nicht manuell anpassen. Es war kein linearer Prozess. Mit einer falschen Justierung konnte ich das Datum leicht um Jahrhunderte verstellen.
    Ich drehte mich zu Karen um. »Jetzt die schlechte Nachricht: Der Schlüssel ist noch auf das gestrige Datum eingestellt. Ich kann ihn ohne Unterstützung durch das Institut unmöglich anpassen.« Ich sah Karen an, die keine Regung zeigte.
    »Mach schon, Don. Lass es uns ausprobieren. Wir haben wahrscheinlich keine zweite Chance. Bei einem Fehler wird nichts passieren, ich bin sicher.«
    Ich nahm den Schlüssel in die linke Hand und legte ihn mit einer Seite an die Vertiefung an. Dann schob ich ihn mit einer schnellen Bewegung in die Form.
    Er passte perfekt und rastete merkbar ein. Nichts passierte. War ein Tag Abweichung doch zuviel?
    »Na, das war’s dann wohl.« Sinistra drehte sich zur Treppe, als ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung bemerkte.
    Karen schrie auf. Ich wirbelte zurück zur Wand, das heißt zu dem Teil davon, der noch zu sehen war. Eine mannshohe, von einem rötlichen Schimmer bedeckte, ovale Öffnung hatte sich zentriert über der Plattform gebildet. In ihrem Innern konnte ich im Dämmerlicht einen größeren Raum sehen, der auf den ersten Blick hin leer und dunkel wirkte.
    »Sieh nur, Don, das Wasser läuft nicht

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