Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Coruum Vol. 1

Coruum Vol. 1

Titel: Coruum Vol. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
Vom Netzwerk:
über einem mondbeschienenen See der Sternenhimmel glitzerte.
    »Wow.« Sinistra flüsterte, als habe sie Angst, die Maya auf uns aufmerksam zu machen.
    Mehrere Minuten geschah nichts. Wir betrachteten fasziniert die Umgebung der Tempelpyramide. Die umliegenden Palastanlagen waren auf den Absätzen mit zahllosen Fackeln gesäumt. Der erdfarben bemalte Stuck der Bauten erzeugte eine fast magische Stimmung. Zeit verstrich, in der die Maya sich nicht bewegten und nicht sprachen, während wir in dem Hologramm herumgingen und alles aus nächster Nähe betrachteten.
    Ein Donnern, wie von einem großen Blitzeinschlag, ließ uns gleichzeitig mit ihnen zusammenzucken.
    Quetzal-Jaguar lachte laut in die Nacht. Die Maya erhoben sich.
    Im Osten war bereits der erste schwache Lichtstreifen des nächsten Tages zu sehen als aus dem noch nachtschwarzen Himmel sich in einer weiten Kurve fünf gleichmäßig schnelle, kobaltblaue Strahlenfinger herunterzogen. Der Nachhall des Donners war verklungen und machte einem unbestimmbaren Geräusch von Triebwerken Platz, das mit dem Herankommen der blauen Lichter tiefer und lauter wurde.
    Während vier der Strahlenfinger langsamer wurden und es so aussah, als würden sie auf einem Platz südlich der großen Palastanlagen, etwa einen Kilometer von unserem imaginären Aussichtspunkt entfernt, niedergehen, kam das mittlere Licht direkt auf uns und die Maya zu.
    Ich hielt die Luft an. Das Raumschiff erschien wie ein riesiges Gebilde aus poliertem Obsidian. Breite, nach unten gewölbte Schwingen umhüllten große Triebwerke, aus denen an beiden Enden weiß-blaues Licht zuckte. Das Schiff verlangsamte und schwebte neben unserer Plattform in der Luft. Öffnungen in der matten Außenhaut waren nicht zu erkennen, bis es sich langsam so weit über die Plattform geschoben hatte, dass das Mondlicht abgedeckt wurde und die Gruppe der Maya im plötzlich dunkel erscheinenden Licht der Fackeln stand. Das Triebwerkgeräusch reduzierte sich zu einem Flüstern, als transparente, schwach blau leuchtende Vorhänge sich wie Seifenblasen um die Triebwerke legten.
    Lichtfinger tasteten sich von der Unterseite des Schiffes zu den Maya hin. In dem über der Plattform der Königspyramide schwebenden Teil erschien eine Öffnung, aus der sich eine runde Scheibe mit einer großen und einer kleinen Silhouette zu ihnen herabsenkte.
    Der Maya-König stand an der Spitze seiner Gruppe.
    Ich verharrte wie am Boden festgeklebt und starrte wie auch Karen und Sinistra gebannt auf das Schauspiel.
    Der König schob sich langsam vor und drei seiner Krieger folgten ihm.
    Sie sprachen etwas, was ich nicht verstand. Der Häuptling schob einen seiner Krieger sanft mit der Hand auf der Schulter zurück, der sich schützend vor ihn stellen wollte.
    »Da kommt er!« Sinistra meinte den Mann, auf dessen Abbild sie an der Wand gedrückt hatte, um diese Szene abzuspielen.
    Doch ich konnte mich nicht auf diesen Mann konzentrieren. Mit Erschrecken hing mein Blick an seinem Begleiter, der hinter ihm auf der fahrstuhlähnlichen Plattform stand, die sie zur Tempelpyramide hinunterbrachte.
    Eine wenigstens zwei Meter große, gepanzerte Gestalt in einem schwarz-blauen Anzug, dessen Gelenke in unheilvollen Gelbtönen phosphorisierten. Er hatte keinen Helm auf, sodass seine schwarzen Haare und sein ernster Gesichtsausdruck gut zu erkennen waren. Er verließ die Plattform nicht, als sie zum Stillstand kam, sondern beobachtete nur wie wir still die Begrüßung.
    Der Maya-König trat zwischen seinen Soldaten durch. Er ging auf den Besucher zu, der ihm seinerseits mit weit geöffneten Armen entgegenkam. Sie umfassten sich kurz an den Unterarmen und umarmten sich dann herzlich.
    Das Bild blieb stehen. Ich betrachtete den Mann vom Relief. Seine kurz gestutzten, weiß-blonden Haare gaben den richtigen Kontrast zu einem schwarzen Reif, der seine hohe Stirn umfasste. Er trug ein dunkles Gewand, das nur an den Hand- und Fußöffnungen etwas weiter wurde und ihn strenger wirken ließ. Er besaß eine kräftige Nase unter wasserblauen, im Licht der Fackeln funkelnden Augen, und strahlte insgesamt ein angenehmes, klares Wesen aus.
    » Wow «, sagte Sinistra noch einmal. Die Szene verschwand und wir waren wieder allein im Raum.
    »Ist damit die Frage nach der Möglichkeit einer Aufzeichnung – 560 nach Christus beantwortet?« Ich grinste Karen an.
    »Ja, und hundert neue Fragen haben sich mir gerade gestellt«, antwortete sie. »Mein Gott, Donavon, wer soll uns das

Weitere Kostenlose Bücher