Coruum Vol. 2
Zeitanzeige auf den Boden.
»Was für ein Spaß«, murmelte Neuille spöttisch und grinste Kamir dabei an, während sie auf ihre Begleitung warteten. Hunderte, wenn nicht Tausende Frauen und Männer der Bevölkerung dieses Systems schlenderten über das weite Deck. Kamir musste sich eingestehen, dass Z-Zemothy hier etwas Beeindruckendes geschaffen hatte. Seit seinem letzten Besuch in diesem System vor mehr als fünfzig Jahren war diese Station vollkommen neu errichtet worden.
Über ihren Köpfen spannte sich das Panorama von Ul’Charque II, dessen Tag/Nacht-Linie zurzeit nahe des Äquators unterhalb der Station verlief. Blaue Ozeane und die zentrale Landmasse Cardion waren von einem sich in Auflösung befindlichen Tiefdruckgebiet überzogen, dessen spiralförmige Wolkenformationen noch immer große Teile der Oberfläche abdeckten.
Auf der linken Seite waren die an- und abreisenden Linearbeschleunigerkapseln zu sehen, welche entlang der Gravitationsanker zwischen der Orbitalstation und der Basisstation auf der Planetenoberfläche pendelten.
»Wir gehen da hinauf«, sagte Ker Om’Damal und machte zu Kamir eine einladende Handbewegung, den beiden Z-Zemothy-Offizieren zu folgen, die sich mühelos ihren Weg hinauf zu einer abgetrennten Terrasse bahnten, vor der weitere Soldaten in voller Rüstung warteten.
Neuille verlor auf der leicht ansteigenden Rampe aus der Menschenmenge heraus kurz das Gleichgewicht und zupfte Kamir heftig am Ärmel, als sie sich abzustützen versuchte. Sie ergriff seine zur Hilfe gereichte Hand und drückte sie kräftig. Als Kamir ihren eindringlichen Blick bemerkte, sah er intuitiv in die Richtung, die sie ihm mit ihren Augen wies.
Inmitten der bunten bewegten Menschenmenge auf Deck 77 stand ein Mann und beobachtete sie. Er trug eine dunkle Tonka, hatte ein markantes Gesicht und den typischen Z-Zemothy-Kurzhaarschnitt. Bevor Kamir noch darüber nachdenken konnte, warum Neuille ihn auf diesen Mann aufmerksam gemacht hatte, war sie in der Menge verschwunden.
»Händler?«
Der zweite Z-Zemothy-Offizier in ihrer Begleitung wartete am oberen Ende der Rampe an einem Kontrollpunkt. Kamir setzte seine neutrale Miene auf und ging die letzten Schritte zum Durchgang des Schutzfeldes, weiter über den Mann nachdenkend. Der Offizier führte ihn um eine runde, rot getönte Wand herum auf eine großzügige, hölzerne Terrasse, die wenigstens zwanzig Meter über der Schleusenebene lag und eine ungestörte Betrachtung des Planetenpanoramas erlaubte. Ker Om’Damal unterhielt sich mit einem anderen Z-Zemothy-Offizier etwas abseits eines für zwei Personen gedeckten Tisches.
»Händler? Darf ich Euch Ambre El’Sadooni vorstellen?«, sagte er. »Er hat die Jagd auf das Organisationsschiff geleitet und konnte den Wissenschaftler festnehmen. Leider zu spät.«
Kamir blieb einen Meter vor dem Offizier stehen, der ebenso groß war wie der Kommandant und den gleichen neuen Gel-Anzug trug. Der Mann hatte seine Augenschilde fast vollkommen geschlossen und Kamir bemerkte ein paar graue Haare an seinen kurz geschorenen Schläfen. Kamirs begrüßendes Nicken wurde vollkommen ignoriert.
»Sagt mir, Händler«, begann Sadooni, »aus welchem Grund hinterfragt die Gilde unsere Motive für die Sicherung der Sektoren gegen die subversiven Angriffe der 7K?«
Kamir spürte den mitschwingenden, feindseligen Unterton in der Stimme des Offiziers. Ambre El’Sadooni war der Bluthund des Cektronns, daher verwunderte ihn das nicht. Er wusste einiges über ihn, wenn er den Mann auch noch nie persönlich getroffen hatte.
»Die Gilde hinterfragt keinesfalls die Motive von Z-Zemothy, Toreki«, antwortet er offen, »die Gilde äußert ihre Besorgnis über eine mögliche – schwerwiegende – Beeinträchtigung der Handelsbeziehungen zwischen den Königreichen und dem Zentrum.«
Als Sadooni nichts auf diese Einleitung erwiderte, fuhr Kamir fort: »Die Gilde teilt die Besorgnis des Cektronns und des Si’Taals Mom Aw’Hagun bezüglich einer neuen Potentialkatastrophe und dem gerade dazu brisanten Technologievorsprung der Königreiche auf dem Gebiet des Sprungantriebs. Wir treten aber energisch für eine friedliche Verständigung über dieses Thema ein.«
»In etwa so friedlich, wie die Anschläge der Königreiche in den Adelpha- und Klesarth-Sektoren?« Sadooni hatte sich nicht bewegt, trotzdem spürte Kamir die präsente Bedrohung durch diesen Mann.
»Es ist aus Sicht der Gilde nicht zu beweisen, dass die Königreiche hinter
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