Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Coruum Vol. 2

Coruum Vol. 2

Titel: Coruum Vol. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
Vom Netzwerk:
während Neuille aus der zweiten Reihe unauffällig ihre Begleitung musterte. Sie flogen durch ein Geäst größer werdender Zubringerschächte und erreichten innerhalb von einer Minute den zentralen Hauptschacht. Kamir festigte unbewusst seinen Griff um die komfortable Armlehne seines Sessels, als der Antigrav-Schlitten mit erheblichem Tempo im rechten Winkel aus der Wand in den kilometerhohen und mehrere hundert Meter durchmessenden Haupttransportschacht der Orbitalstation einbog. Die KI des Schlittens steuerte sie in hohem Tempo durch die unüberschaubare Vielfalt von Gefährten von der Größe vergleichbarer Schlitten bis zu einhundert und mehr Meter großen Raumschiffen, wobei sie den Schacht nahezu diagonal durchquerte. Nur mit großer Anspannung unterdrückte Kamir den Reflex, beide Arme schützend vor den Kopf zu werfen, als der Schlitten sich anschickte, unter Beibehaltung der hohen Geschwindigkeit den Hauptschacht zu verlassen und nahezu im rechten Winkel auf die Wand zuflog, in der sich erst im letzten Moment eine Öffnung zeigte. Neuille registrierte mit angedeutetem Lächeln, dass sie einer der beiden Offiziere abschätzend musterte und offenbar enttäuscht von ihrer soeben demonstrierten Selbstkontrolle war.
    Als sie nach wenigen Minuten auf einer lichtüberfluteten Ebene anhielten, sprach Neuilles Blick deutlicher als alle Worte zu Kamir. Wie sollen wir von hier allein zurückkommen?
    Sie standen auf der Oberfläche des planetenfernen Endes der Orbitalstation. Über ihnen befand sich nur noch der Atmosphärenschild, der das zurzeit senkrecht einfallende Sonnenlicht stark dämpfte. Dieses Ende der Station war terrassiert angelegt und diente offenbar unterschiedlichen Zwecken. Tiefer liegende Abschnitte beherbergten außergewöhnliche Schiffskonstruktionen. Kamir musste innerlich schmunzeln, als er in der Ferne eine künstliche Sanddüne entdeckte, auf der luftige Sonnenzelte standen.
    »Hier entlang, Händler.« Die beiden Z-Zemothy-Offiziere begleiteten sie in Richtung der Zelte und versuchten dabei, es nicht wie eine Eskortierung aussehen zu lassen.
    Ker Om’Damal stand unter einem der Zelte und sah ihnen entgegen. Er trug den neuen Gelpanzer der Z-Zemothy-Kampftruppen, der gegenwärtig fast das gesamte einfallende Licht absorbierte und merkwürdig grau wirkte. Seine Augenschilde waren in dem immer noch hellen Licht innerhalb des Zeltes halb geschlossen, sein Helm lag auf einem Stapel Kissen neben ihm.
    Neuille und die beiden Z-Zemothy-Offiziere blieben an der Schwelle zum Zelteingang stehen, während Kamir wie selbstverständlich hereintrat. Der Kommandant des Sektors nickte dem Händler unmerklich zu, was Kamir etwas deutlicher erwiderte.
    »Ich danke Euch, dass Ihr mich empfangt, Toreki«, begann er ohne Umschweife den Dialog.
    »Was kann ich für Euch tun, Händler«, entgegnete Ker Om’Damal kühl, »in der Ankündigung Eures Besuches habe ich den Grund vermisst.«
    Kamir verneigte sich nun deutlich. »Entschuldigt die Geheimnistuerei, Toreki, es erschien mir nicht angebracht, den Grund meiner Reise irgendjemand außer Euch zu nennen.«
    Der Z-Zemothy-Offizier sah ihn an. Er war fast einen Kopf größer als Kamir und wirkte in seinem Panzer ungefähr doppelt so schwer. Seine schmalen Gesichtszüge hatten einen blau-bronzenen Teint und dünne, farblose Lippen. »Dann bin ich gespannt, ihn nun zu erfahren.«
    Kamir straffte sich innerlich, bevor er antwortete: »Ich komme im Auftrag der Ersten Händlerin, Karbedi mas Boroudy, um mit Euch über den entführten Wissenschaftler der Königreiche zu sprechen, der sich hier auf Ul’Charque befindet, Toreki.«
    Es war interessant, das kontrollierte Mienenspiel von Ker Om’Damal zu beobachten. Als hätte Kamir ihn gefragt, wie die Entwicklung des neuesten und geheimsten Drohnentyps verlief, verzog sich sein Gesicht zu einer schmerzerfüllten Grimasse, als er ohne zu zögern antwortete: »Ihr seid bereits der Zweite nach dem Cektronn, dem ich diese Frage zu meiner aufrichtigen Bestürzung beantworten muss, Händler.« Er fuhr sich mit der Hand über die Augen. »Sofern wir über denselben Wissenschaftler sprechen – Hud Chitziin, eine Kapazität auf dem Gebiet des neuen MSD-Antriebes – muss ich Euch leider über seinen Tod informieren.«
    Kamir versteifte sich und sah den Z-Zemothy-Offizier mit zusammengekniffenen Augen kommentarlos an.
    »Ihr habt natürlich Recht, ihn hier zu vermuten, aber Ul’Charque war nur eine Durchgangsstation. Wir mussten

Weitere Kostenlose Bücher