Coruum Vol. 2
und sah Lumidor an. Dann erinnerte ich mich an meinen letzten Aufenthalt auf Kamirs Vinta – ich war erwacht und hatte ein Bad genommen. Neuille musste es gewesen sein, die mir Kleidung und Essen reichte – bevor sie mich zu Kamir und Ten O’Shadiif geschickt hatte. Der Gefühlsschmerz wurde stärker – die Dienerin war außergewöhnlich hübsch gewesen.
»Woher weißt du, dass er mich sprechen will?«, fragte ich meinen Ersten.
»Sie ist mir gefolgt – ich konnte ihr nicht entkommen – sie war förmlich unsichtbar – bis ich in sie hineingelaufen bin.«
»So«, meinte ich, immer noch verletzt, »ich hoffe, es war nicht zu heftig!«
»Er sucht den Wissenschaftler, den wir von Ruthpark mitgenommen haben. Er weiß, dass wir es waren, Ashia. Er will wissen, wo er ist und – «, Lumidor blickte mich ernst an, »ich glaube, er will dich auffordern, ihn wieder zu befreien.«
» Nein! Das kann er nicht ernst meinen! «, schrie ich wütend.
Ich dachte zurück an mein letztes Gespräch mit dem Cektronn von vor ein paar Tagen. Er hatte mich befördert, ich war dabei, mein Rodonn zu vergrößern – das würde ich nicht aufs Spiel setzen. »Außerdem ist er sicher nicht mehr am Leben!«, argumentierte ich lustlos.
Lumidor hielt mir seine Hand hin.
»Was soll das?«
Er lächelte und hielt die Hand weiter zu mir ausgestreckt.
Ich sah genau hin und erkannte den kleinen Gegenstand. Ich nahm ihn aus Lumidors Hand. Es war ein organischer Codierkristall, nicht größer als mein Fingernagel. Ich würde ihn in den Kommunikator meines Exors einbauen, die Station verlassen und hätte eine abhörsichere Einmalverbindung zu Kamir.
»Wann?«, fragte ich.
Lumidor zog ein trauriges Gesicht. »Leider jetzt!«
*
Kamir sah aus wie immer. Die Falten um seine hellen Augen waren vielleicht etwas tiefer als sonst. Lumidors Instinkt hatte ihn nicht getäuscht – Kamir wollte wirklich, dass ich den Hud von Ul’Charque II zurückholte.
» Aber warum, Kamir? «, stieß ich frustriert hervor. »Das letzte Mal auf Cap del Nora hast du mich gedrängt, Ten O’Shadiif zu helfen und den Auftrag auf Ruthpark für ihn zu erledigen, die Alternative wäre mein Tod gewesen. Jetzt drängst du mich, diesen Cektronn zu verraten und den Gefangenen wieder zu befreien, der einen großen Wert für Z-Zemothy und das Zentrum darstellt – falls es mir überhaupt gelingen sollte und ich nicht mich und mein Rodonn für eine hoffnungslose Sache opfere! Und auf der anderen Seite ist es genauso mein sicherer Tod, wenn es mir gelingt! Ich werde mich nirgendwo vor Ten O’Shadiifs Rache verstecken können.«
Kamir schwieg kurz und sah mich an. »Das ist mir bewusst, Ashia. Glaube mir, es ist so viel in dem letzten Monat seit unserem Wiedersehen geschehen. Es geht mittlerweile um mehr als nur um dich oder mich – um sehr viel mehr!«
Ich sagte nichts, lauschte nur den zwei Stimmen in mir – der in meinem Herz, alles für meinen Mentor zu tun, was immer er auch verlangte – und der in meinem Kopf, endlich einmal an mich zu denken und die Karriere fortzusetzen, auch wenn sie manchmal aus Aktivitäten bestand, die im gelinden Fall als zweifelhaft zu bezeichnen waren.
»Hud Chitziin ist unglaublich wertvoll, Ashia, – für den gesamten Roten Nebel. Ich mache mir größte Sorgen, wenn Z-Zemothy ihn jetzt offiziell aus dem Holodisplay verschwinden lässt. Er ist in großer Gefahr und du weißt, dass er noch am Leben ist.«
»Das weiß ich eben nicht , Kamir. Ich habe ihn das letzte Mal bei unserer Ankunft gesehen. Er kann da unten schon gestorben sein – an den Folgen der Verhöre oder durch sich selbst. Er hatte große Angst, sein Wissen preiszugeben.«
»Aber er ist auch ein Hud. Sie respektieren Leben – er wird sich nicht selbst umbringen, er wird darauf vertrauen, dass die Organisation ihn wieder herausholt!«
Ich lachte leise auf. »Ja, das kann sein. Er hat schon auf der Flucht fest damit gerechnet, dass ihn seine eigenen Leute abschießen werden – und war hinterher an Bord des Forschungsschiffes regelrecht enttäuscht darüber, noch am Leben zu sein.« Das Bild des Crownie Adeligen erschien vor meinem inneren Auge. »Möglicherweise hält ihn der Glaube an den Crownie Offizier am Leben und dass der ihn eines fernen Tages befreit.«
Kamir lächelte schmerzhaft. »Ich bin hier, um ihn zu befreien, Ashia, und ich bin sicher, dass er noch am Leben ist. Z-Zemothy braucht seine Informationen – ich bin überzeugt, er lebt, und ich werde
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