Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Coruum Vol. 2

Coruum Vol. 2

Titel: Coruum Vol. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
Vom Netzwerk:
mein Exor war an die externe Kontrolle angeschlossen. Ich fühlte mich wie in einem Sarg – nur stehend.
    »Bedauerlich auch, dass die Stärke Eures Rodonns jetzt gegen Null geht, sie haben nur geringen Widerstand geleistet.«
    Ich konnte nicht verhindern, dass mir die Tränen in die Augen schossen. Ich hatte das Schlimmste befürchtet, aber immer noch gehofft, dass wenigstens mein schlauer Lumidor die Falle gewittert haben könnte.
    »Ich bin sicher, Ihr wisst Euch zu trösten, Dawn. Ihr könnt in jedem Fall Eure letzten Minuten gemeinsam mit diesem Crownie verbringen«, fuhr er in geschäftsmäßigem Ton fort, »wer weiß, vielleicht stellt Ihr sogar einen neuen Rekord auf und überlebt eine ganze Stunde?«
    Der Kopf des Crownies ruckte und er sah mich an. Durch meine Tränen las ich Beunruhigung in seinem Blick. Natürlich – er wusste nicht, worauf Sadooni anspielte.
    »Nehmt Euer Spielzeug, Merkanteer, vielleicht hilft es Euch.« Mit einer abfälligen Bewegung warf er dem Crownie die Ringe zu, die er ihn zuvor selbst hatte abnehmen lassen.
    Mit schmerzverzerrtem Gesicht griff der Organisationsoffizier danach, ich erkannte, wie er bei der Bewegung seine linke Schulter schonte. Es waren drei Ringe – der schwarze war nicht dabei – ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal bedauern würde.
    Langsam erhob er sich, der Innenanzug des Crownies war blutverschmiert, vorsichtig positionierte er die Ringe an der linken Hand.
    »Alles Gute!«
    Sadooni trat einen Schritt zurück und ich erkannte mit geweiteten Augen, wie sich das Monomolekular-Deck unter uns zu repolarisieren begann. Mit einem reflexhaften Druck meines Daumens verriegelte ich meinen Exor und war überrascht, dass er wieder funktionierte. Als ich Sekunden später zusammen mit dem Crownie durch die entstandene Öffnung im Decksboden fiel, signalisierte mir mein Anzug einen Treffer im Generator des Trägheitsfeldes und der Antigravs. Wir befanden uns außerhalb des Schiffes. Unter uns kam die giftige Atmosphäre von Ul’Charque III langsam näher. Ich wagte nicht zu schätzen, wie lange der Crownie innerhalb seines Schutzfeldes im Vakuum überleben könnte – war mir aber ziemlich sicher, dass er nur damit nicht optimal für einen Atmosphäreneintritt ausgerüstet war.
    »Helft mir, Dawn«, empfing ich ihn sehr schwach.
    Wie sollte ich ihm helfen? Vielleicht würde ihn bereits der Kontakt unserer beiden Schutzfelder umbringen?
    Ich musste mich entscheiden – keine Entscheidung bedeutete seinen sicheren Tod, sobald er auf die oberen Atmosphäreschichten traf. Meine Antigravs zeigten schwere Schäden. Dazu hatten sie ohnehin im Nahezu-Vakuum und weit weg jeglicher Gravitation fast keine Wirkung – es gab zu wenig, wovon sie sich abstoßen konnten. Es dauerte unerträglich lange, bis ich den Crownie erreichte. Unsere Felder entfachten bei der Berührung einen wahren Energiesturm, während ich ihn mit beiden Armen umschlang, so weit es möglich war – es fühlte sich an, als versuche man zwei sehr starke, gleichpolige Magnete mit den Fingern zusammenzudrücken.
    Die Statusanzeige meines Trägheitsfeldes signalisierte mir fünfundzwanzig Prozent Leistung. Das begrenzte meine Geschwindigkeit. Ich versuchte einen senkrechten Abstieg, um schneller in den Bereich der Schwerkraft zu kommen. Endlich – mit abnehmender Höhe und zunehmender Gravitation – gewannen die Antigravs an Wirkungsgrad – aber wie! Die Beinmodule waren vollkommen ausgefallen. Die Hüftmodule zeigten etwas Leistung, die Arme knapp dreißig Prozent. Ich konnte ein paar kostbare Sekunden abzweigen, um innerhalb der sicher tödlichen Landezone unter uns einen nur möglicherweise tödlichen Landepunkt zu ermitteln.
    Wir hatten die Atmosphäre der Nordhalbkugel ungefähr über dem siebzigsten Breitengrad durchflogen, an den Polen würden die Bunkeranlagen sein – unsere einzige Chance, hier jemals wieder weg zu kommen – wenn überhaupt. Ich flog so weit nördlich wie möglich, wissend, dass ich den Crownie neben der normal giftigen Atmosphäre noch brutaler Kälte aussetzen würde, wenn wir dicht an den Polen landeten. Mein Visier blinkte auf. Die Antigravs drohten auszufallen und der Drohnendetektor sprach an – so konnte ich mit der IXUS nicht zielen, ohne den Crownie fallen zu lassen. Mit voll funktionsfähigen Antigravs hätte ich mich drehen können – aber nicht in deren gegenwärtigem Zustand. Unsere Felder blitzten auf, als wenigstens zwei Drohnen einschlugen, ohne Schaden

Weitere Kostenlose Bücher