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Coruum Vol. 2

Coruum Vol. 2

Titel: Coruum Vol. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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anzurichten. Keine Zeit zur Freude – ihre Erfolglosigkeit würde andere herbeirufen – schlauer und gefährlicher. Ich musste runter.
    Wir schlugen hart auf, sackten fast einen Meter im gefrorenen Boden ein. Meine Knie knackten, als die Belastungsanzeige des Trägheitsfeldes kurz über den Maximalbereich ausschlug. Ich ließ den Crownie los und er sackte im Schnee vornüber auf die Knie zusammen. Sein Schutzfeld flimmerte. Er hatte den Mund weit geöffnet, das Gesicht schmerzverzerrt, die rechte Hand an der linken Schulter. Immerhin – er lebte.
    Ich sah mich um. Wir waren unten, allein. Vorerst.
    »Danke, Dawn«, knisterte seine Stimme mit Störungen in meinem Helm. Die Strahlung hier unten war enorm. Ohne Anzug hätte ich bereits nach den ersten Sekunden schwere Verbrennungen gehabt.
    »Wie viel Sauerstoff habt Ihr, Siir?«, fragte ich ihn, das Magazin der IXUS überprüfend.
    »Wenig. Meine Makrobots sind erschöpft. Der Sauerstoff in der Atmosphäre reicht wohl für eine langsame Bewegung.«
    Er keuchte schwer. Mein Visier zeigte minus vierundsechzig Grad und fünf Prozent Sauerstoffgehalt. Ich machte mir keine Illusionen mehr, die Kälte und der Mangel an Sauerstoff in dem toxischen Luftcocktail würden ihn in Kürze umbringen. Wie viel Energie auch in seinen Makrobots lagerte, sie wäre bald aufgebraucht, allein zum Erhalt seiner Körpertemperatur. Ich musste an mich denken, wollte ich nicht neben ihm sterben.
    »Es tut mir Leid, Merkanteer«, sagte ich niedergeschlagen, »aber ich fürchte, ich kann Euch nicht weiter helfen.« Dichtes Schneetreiben hatte eingesetzt. Obwohl ich weniger als einen Meter neben ihm stand, sah ich ihn nicht auf der Außendarstellung meines Visiers.
    »Der einzige Weg führt zum Pol und ich sehe nicht, wie Ihr den erreichen wollt, ich kann Euch nicht mehr tragen.«
    »Ihr müsst bei mir bleiben, Dawn. Ich habe keine Waffe.« Sein Keuchen wurde leiser.
    »Geht voran, ich folge Euren Spuren«, sagte er in fast normalem Ton.
    Ich seufzte. Warum konnte er nicht einfach resignieren?
    »Was soll’s, Crownie«, entgegnete ich, »wir können genauso gut zusammen sterben.«
    »Sterben werde ich hier sicher nicht, Dawn. Vorher habe ich noch eine Verabredung. Und nennt mich nicht noch einmal so! «
    Ich war verblüfft über die Geschwindigkeit, in der er sich erholte.
    »Stellt Euch auf meine Stiefel, dann sollte es gehen, Merkanteer Crownie «, sagte ich betont und wartete, bis er sich mit dem gesunden Arm an meinem leeren Drohnenbehälter festgeklammert hatte. Langsam gewann ich an Höhe. » Warum erstickt Ihr nicht einfach? «
    »Fragt ihr mich das oder wünscht Ihr es mir?«, erwiderte er und beinahe glaubte ich Humor herauszuhören.
    »Es ist eine Frage.« Ich ging langsam in den Horizontalflug über, die Antigravs bewegten sich bereits wieder im roten Bereich.
    »Das Feld ist konfigurierbar, Dawn. Es lässt im Moment Sauerstoff-Moleküle herein und Stickstoff hinaus. Die Makrobots sind in der Lage, bei einem hohen Erschöpfungsgrad in die oberen Hautschichten einzudringen und Sauerstoff auch durch die Haut aufzunehmen, ich kann somit mein Lungenvolumen indirekt verdoppeln. Das Schutzfeld reflektiert zudem meine Körperwärme. Ich werde nicht erfrieren und kann nicht lange rennen, aber es wird gehen.«
    Ich schwieg, beeindruckt von dieser Technologie. Mit vertauschten Rollen wäre ich bereits auf dem Abstieg erstickt und erfroren.
    »Ich denke, der Z-Zemothy-Offizier hat heute zwei Fehler gemacht«, fuhr er fort. »Erstens hat er mich laufen lassen und zweitens hat er die Organisation unterschätzt. Eines von beiden wird ihn das Leben kosten.«
    Mein Visier flackerte, hervorgerufen durch die starken Interferenzen unserer beiden kollidierenden Schutzfelder. »Wie weit ist es zum Pol?«
    Ich las meine Visieranzeige ab. »Ungefähr zweieinhalbtausend Kilometer, mit zwanzig Prozent Toleranz«, antwortete ich.
    »Dann sollten wir in einer Viertelstunde da sein, oder?«, lachte er.
    Mein Drohnendetektor fiepte. »Wir bekommen Besuch«, informierte ich ihn knapp, mich bereits nach einer Deckung im Gelände unter uns umsehend. Auf dem Radar sah ich einen überhängenden Felsen, gut fünfhundert Meter entfernt. Als ich auf ihn zuhielt, entpuppte er sich als ein zerklüftetes Zwischenplateau über einem breiten Canyon, der tief unter uns einen mächtigen Gletscher beherbergte.
    Killbees trafen uns, bevor wir den Felsen erreichten. Ich schubste den Crownie auf den Boden in eine breite Spalte

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