Coruum Vol. 2
Ruthpark, während die Riddec mit ihren Begleitschiffen auf direktem Kurs zu Ruthpark III blieb.
Langsam tat er ein paar Schritte auf den leeren Sessel des Kommandanten zu und entriegelte seinen Gel-Panzer. Es würde sich in den nächsten Stunden entscheiden, ob es ein leichter oder ein langwieriger Kampf werden würde. Der Teilverband der Lancer-Plattformen war verwundbar – aber nur, falls der Organisations-Träger zusammen mit allen Begleitschiffen einen Frontalangriff auf den Teilverband startete, wenn er sich fernab der Riddec in Sonnennähe aufhielt. Dazu würde der Kommandant des Schildverbandes sich entscheiden müssen, gegebenenfalls seinen Träger zu opfern, sollte er auf seinem Rückweg eine Begegnung mit der Riddec haben.
Andererseits – würde der Träger innerhalb des Schutzfeldes bleiben, war die Sonnenstation ungedeckt und ein leichtes Ziel für die überschweren Rail-Cannons auf den Lancer-Plattformen. Nach dem Ausschalten der Energieversorgung des Schildverbandes würde die Belagerung beginnen und die Lancer-Plattformen würden das Basisschiff des Schildverbandes auseinander nehmen – das war der leichte Kampf.
Ten O’Shadiif lächelte. Genau dafür lebte er. Nur einer konnte dieses Gefecht überleben.
Bei den ersten Anzeichen für ein Herausbewegen des Trägers aus dem Planetenschild würde die Riddec ihren Kurs ändern, um den Träger weit vor Erreichen der Lancer-Plattformen abzufangen. Sollte das Organisationsschiff dann in den Planetenschild zurückkehren, würde auch die Riddec ihren Kurs erneut ändern und sich weiter auf die Linie zwischen der Sonnenstation und Ruthpark III zubewegen – wenn es sein musste, in einem langwierigen Wechselspiel, solange – bis es für den Träger unmöglich war, die Sonnenstation zu erreichen.
Nein, er würde nicht verlieren.
Roter Nebel, Zentrum, Ul’Charque
30397/1/25 SGC
28. Oktober 2014
Ashia
»Leider konnte ich nicht mehr von Euren Einheiten gefangen nehmen, Siir. Scheint mir so, als hätten die niedrigen Ränge der Organisation mehr Kampfeswillen als ihre Befehlshaber. Liege ich da falsch?«
Der Crownie-Adelige hockte am Boden, einen Arm schützend um seine verletzte linke Schulter gelegt. Z-Zemothy war nicht zimperlich dabei gewesen, seinen Anzug auseinander zu reißen, nachdem sie ihn endlich als letzte Einheit der Schattentruppen gestellt hatten – festgenagelt im Partikelstrom eines halben Dutzends IXUS-Railcannons, als Feuerschutz vor dem alten Wissenschaftler ausharrend, zu dessen Befreiung er eigentlich gekommen war. Er blickte den kompakten Z-Zemothy-Offizier furchtlos an, der in seinem Kampfanzug wenige Meter von ihm entfernt mit weiteren Offizieren stand.
»Trotzdem bin ich Euch natürlich dankbar, dass Ihr den Wissenschaftler geschützt habt. So kann er wenigstens Eurem Abschied beiwohnen.«
Ambre El’Sadoonis Stimme troff vor Häme. Ich hörte jedoch auch eine Menge verletzten Stolz heraus. Der Crownie hatte mit nur acht Einheiten der Schattentruppen fünf Fregatten und eine unbekannte – aber hohe – Anzahl schwerer Drohnen von Z-Zemothy zerstört, bevor sie von der schieren Übermacht niedergekämpft worden waren. Überraschend hatte sich zudem bei der Durchsuchung des Schiffswracks herausgestellt, dass es über keinerlei Bewaffnung oder Besatzung verfügte, sondern lediglich von einer leistungsstarken KI gesteuert wurde.
»Ein Himmelfahrtskommando – Merkanteer. Ich bin überrascht, dass Ihr so verzweifelt seid. Aus dem Himmel wird jetzt leider nichts – aber die Hölle kann ich Euch versprechen.« Seine Mundwinkel zuckten – bei Ambre El’Sadooni ein Zeichen persönlicher Belustigung, wie ich auf unserem Rückflug von Ruthpark herausgefunden hatte.
Wir befanden uns auf einem Ausrüstungsdeck des Zerstörers inmitten von stumpfnasigen Sturmbooten. Ich hatte mich ergeben – wie hätte ich auch allein gewinnen sollen, wenn selbst der supermoderne Crownie aufgegeben hatte?
Nachdem Sadooni eingesehen hatte, dass er den Organisations-Offizier nicht provozieren konnte, versuchte er es bei mir.
»Es war dumm, das zu versuchen, Dawn. Besonders nachdem Euer Mentor sich ganz offiziell nach dem Verbleib des Wissenschaftlers erkundigt hat, hättet Ihr wissen müssen, dass er überwacht wird. Ich bin nur überrascht, über die Allianz, die Ihr mit den Königreichen eingegangen seid.« Er lächelte breit. »Offenbar war auf Ruthpark doch mehr zwischen Euch und dem Crownie?«
Ich konnte mich nicht bewegen,
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