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Coruum Vol. 2

Coruum Vol. 2

Titel: Coruum Vol. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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ausweichend, »das gefällt mir. Oder alternativ Donavon, und ich bin anderer Ansicht darüber, dass ich Ihnen bereits das Leben gerettet habe!«
    »Hmm.«
    Das Licht war heller geworden, weit heller als es am Vortag gewesen war, und wir konnten die gegenüberliegende Schachtwand des Cenote gut erkennen. Karen hatte sich über Sinistra gebeugt und der Hüne trat schweigend zu ihr. Ich sah nach oben und spürte, dass möglicherweise heute das Glück auf unserer Seite sein würde. Die Öffnung in der Decke, ungefähr dreißig Meter über uns, war klar zu erkennen. Der Himmel war wolkenlos und hatte eine violett-rote Morgendämmerungsfarbe. Wenn es so bleiben würde, bekämen wir ausreichend Licht, uns gründlich umzusehen. Im Gegenlicht war die unmittelbare Umgebung der Öffnung nur an der Westseite zu erkennen, die von den sehr schräg einfallenden Lichtstrahlen beleuchtet wurde. Zwei mächtige Baumstämme ragten bis hinauf zur Öffnung. Ihre unteren Enden verschwanden oberhalb eines Felsabsatzes des Cenote. War das unser Weg nach draußen?
    »Wir sollten uns auf den Weg machen, Donavon. Die Kleine sieht mächtig schlecht aus.«
    »Ja«, stimmte ich ihm zu, »welchen Weg wollen wir nehmen? Die Wendeltreppe hier auf der linken Seite oder den Waldpfad dort drüben?«
    Er stutzte einen Moment, bis er die Ironie meiner Antwort verstanden hatte.
    »Vielleicht finden wir eine Möglichkeit, dort zu den beiden Baumstämmen zu gelangen«, ergänzte ich in sachlichem Ton. »Ich habe gestern bereits die Wände abgetastet. Das Material ist sehr porös und locker, schwierig zum Klettern, aber möglich.«
    »Don?« Karen stand hinter mir, den Kopf in den Nacken gelegt, zur Öffnung hinaufschauend. Ich sah sie abwartend an. »Warum scheint das Sonnenlicht so schräg durch die Öffnung. Sollten da oben nicht vierzig Meter hohe Regenwaldriesen stehen, die das Sonnenlicht nur mittags durchlassen, wenn überhaupt?« Einen Moment erwiderte keiner etwas, während alle nach einer Erklärung suchten. »Seht ihr die feinen Drähte, die da runterhängen?« Ich kniff meine Augen zusammen und versuchte etwas in der Richtung zu erkennen, in die Karen zeigte. »Sie kommen aus Richtung der Öffnung und enden da an der Wand, wo die schwarz versengten Stellen sind.« Ich sah immer noch nicht was sie meinte, erkannte aber die Explosionsspuren an der Kalksteinwand, die nur an ihren oberen Rändern von herabsickerndem Schlamm überdeckt worden waren und die vom Kampf vor zwei Nächten stammen mussten.
    »Warum ist da etwas verbrannt?« Sturgis sah uns ratlos an. Karen machte sich daran, ihm zu erklären, was er verpasst hatte, während er bewusstlos eine Etage tiefer gelegen hatte.
    »Das hätte ich sehr gern gesehen, glaube ich«, kommentierte er das Gehörte. »Was ist nun mit den Drähten, Lady?«
    Karen sah nach oben und bewegte sich dabei etwas hin und her. »Eben waren sie noch … dort! « Ich ging zu ihr und stellte mich so hinter sie, dass mein Blick ihrem ausgestreckten Arm folgen konnte. Dann sah ich sie auch. Haarfeine senkrecht hängende Drähte mit matter Oberfläche. Mein Blick folgte ihnen nach unten, wo sie auf Kopfhöhe, vielleicht drei Meter von unserem Absatz entfernt, über dem Abgrund endeten. Sie waren sehr schwer auszumachen vor dem unruhigen Hintergrund der Schachtwände und ich verlor sie mehrfach aus den Augen.
    »Ich glaube, ich weiß was das ist«, sagte ich. Zwei Augenpaare waren auf mich gerichtet. »Der Mann, der uns helfen wollte. Er hatte nichts an Ausrüstung dabei, womit er zu uns runtersteigen konnte. Er muss eine Art Windenmechanismus benutzt haben, um in die Höhle zu gelangen. Nachdem die Soldaten ihn betäubt hatten, haben sie die Seile gekappt – und sie mit der Winde zurückgelassen.«
    Sturgis drehte sich zum Abgrund um und schien zu überlegen, wie er an die Seile kommen sollte. »Selbst wenn wir sie erreichen. Kannst du daran hochklettern, Scotsman?«
    Ich hob meine Hände. »So? Nein – nicht einmal ohne die Schnitte!«
    Karen war zu Sinistra zurückgegangen und hatte sich zu ihr gesetzt, behutsam mit ihrem Jackenärmel etwas herabgetropftes Kalkwasser von ihren Wangen tupfend. »So eine Winde wird normalerweise mit elektrischen Signalen oder manuellen Zugimpulsen gesteuert«, antwortete sie, »zumindest auf der Erde«, fügte sie mit einem Lächeln hinzu.
    »So wie es aussieht, ist der Steuermechanismus nicht mehr da.« Sturgis schüttelte den Kopf. »O.k., Donavon, klettern wir!« Er drehte sich um und

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