Coruum Vol. 2
verharrte. Er sah eine Form vergleichbar mit einem Diskus, die an ihrem horizontalen Äquator das gelbe Licht abstrahlte. Den Durchmesser schätzte er auf nicht mehr als zehn Zentimeter. Die gesamte Oberfläche des Objekts schien in gegenläufigen Bahnen zu rotieren. Etwas bewegte sich hinter dem Objekt, Shoemaker konnte keine klaren Formen erkennen. Nur einmal glaubte er weit über sich ein infrarotähnliches Leuchten zu sehen. Plötzlich stieg die Frequenz metallischen Surrens um ein paar Oktaven und war Sekundenbruchteile später verschwunden. Die Wogen der Dunkelheit schlugen über ihnen zusammen.
Shoemaker fühlte die tastende Hand seines alten Freundes und ergriff sie. »Miles, ich glaube, wir haben das hier tatsächlich überlebt.« So saßen sie Minuten, schweigsam um Selbstkontrolle ringend. Shoemaker hatte noch nie im Leben eine solche Furcht verspürt, gestand er sich ein. Er half Mackenzie, aufzustehen.
»Wer war das, Miles? Die aus dem notgelandeten oder die aus dem abgestürzten Raumschiff?«
Shoemaker war verblüfft über den bereits wieder geschäftsmäßigen Ton des Älteren. »Ist mir egal, Mike. Warum sind wir noch am Leben?«
»Ehrliche Antwort? Wir sind unwichtig. Sie haben gefunden, wonach sie gesucht haben.«
»Hoffentlich. Wir müssen hier raus.« Shoemaker schob Mackenzie langsam vor sich her.
»Wie willst du das anstellen, Miles? Wir sind mehr als einhundert Meter unter der Oberfläche.«
»Nun, ich sehe im Moment zwei Alternativen.« Shoemaker setzte sich an die Spitze und begann dem Leuchtband links herum zur Tür zu folgen. Er verspürte keine Lust, an den Trümmern der zerstörten Panzerglaswand entlang des Abgrundes zur tiefer liegenden Operationszentrale zu balancieren. »Erstens: wir wählen den Eingang, den unsere Besucher genommen haben – oder zweitens: wir versuchen den Reaktor zu erreichen. Der ist zwei Kilometer entfernt und durch einen Tunnel mit der Basis verbunden. Wenn du mich fragst – nehmen wir den Tunnel zum Reaktor, da haben wir vielleicht eine Chance.«
4 Zentrum
Galaktischer Spalt, Ruthpark, Region um Extraktionsdepot Coruum
30397/1/11 SGC
9. Oktober 2014
Ashia
Ich war wütend!
Wütend auf diesen adeligen Crownie Merkanteer, der Hafis, ein Mitglied meines Rodonns, getötet hatte und mich dennoch zwingen konnte, diese armseligen Exemplare für ihn aus der Höhle zu bergen. Wütend auf diese Exemplare, die mich durch ihr unbeholfenes Eindringen in das Extraktionsdepot und das dadurch ausgelöste Signal erst hierher geholt hatten. Wütend auf das Extraktionscorps, darüber, dass es wichtige Informationen über diesen Farmplaneten und über die Kultur von Xee verschlampt hatte. Besonders erbost war ich über Ten O’Shadiif, den Cektronn des Zentrums-Geheimdienstes Z-Zemothy, dass er mich erst als tumbes Werkzeug für die Aufklärung dieses unterentwickelten Farmplaneten benutzt hatte und mich anschließend durch seine Truppen erledigen lassen wollte. – Wenigstens den Teil seines Planes hatte ich gründlich durchkreuzt. Mehr Positives zu meiner derzeitigen Situation wollte mir nicht einfallen. Mein Handel mit dem Crownie würde mein Rodonn und mich wenigstens wieder von hier wegbringen – und dann?
Ich musste zurück ins Zentrum, einen Weg finden, das von Ten O’Shadiif auf mich ausgesetzte Kopfgeld zu neutralisieren. Gäbe es mehrere Mitwisser in dieser Angelegenheit, würde mein Tod ihm keinen Vorteil mehr bringen. Oder ich könnte ihn überzeugen, dass meine Hilfe für ihn bedeutender wäre als er es sich offenbar vorstellen konnte. Zum Beispiel, wenn ich ihm diesen Organisations-Wissenschaftler liefern würde, der offenbar mehr über die neue Antriebstechnologie der 7K wusste, als der Crownie Adelige zugeben wollte.
Doch immer einen Schritt nach dem anderen. Zuerst musste ich von hier weg. Und vorher noch diese Exemplare abliefern – und da war noch mein Waffenstillstandsvertrag mit dem Crownie.
Der Sturm der letzten zwei Tage war abgeflaut. Seine Intensität ließ meinen Exor völlig unbeeindruckt. Dichte Nebelschwaden unter uns hingen zerfetzt über der entwurzelten Baumlandschaft. Die seismischen Bomben, mit denen Ambre El’Sadooni das Depot und wahrscheinlich auch mein Rodonn und mich endgültig beseitigen wollte, hatten nicht vollständig funktioniert. Dennoch waren die Auswirkungen auf die Vegetation deutlich zu erkennen. Kreisförmig um die einzelnen Einschlagzentren herum stand kein Baum mehr. Die Erdverwerfungen hatten an
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