Coruum Vol. 2
vielen Stellen das Grundwasser an die Oberfläche treten lassen und die Landschaft großzügig umgestaltet. Ich war mir über die beabsichtigte Wirkung des Angriffs voll im Klaren. Hätten alle Bomben auf ihren Zielpunkten – einem Kreisbogen mit dem Zentrum im Extraktionsdepot – planmäßig gezündet, wäre das Depot durch eine unglaublich starke, unterirdische Druckwelle zerstört worden. Ich hätte so eine Waffe anstelle der Drohne gern eingesetzt, hätte ich mir rechtzeitig auf Ankatarh eine besorgen können.
Nun, die Bomben hatten nicht funktioniert und jetzt war es zu spät, etwas gegen das Depot zu unternehmen. Die Verstärkung der Crownies war eingetroffen und würde die Handlungsfreiheit der Zentrumskräfte stark einschränken. Wenn es nicht nur ein Bluff gewesen war, was der Crownie mir bei unserem ersten Zusammentreffen in der Höhle über die Beschädigungen der Sebba gesagt hatte, war es möglicherweise bereits höchste Zeit, von hier zu verschwinden.
»Ashia! Ich habe fünf Signale, die sich dem Depot mit großer Geschwindigkeit nähern«, meldete sich Lumidor, ein paar Kilometer von mir entfernt auf meiner linken Seite.
Zeitgleich sah ich die Echos in meinem Visier aufblitzen. Rotorgetriebene Einheiten, mit rudimentärer Ortungsreflexion und bewaffnet. »Ich habe sie, Erster. Scheint, dass diese Kultur doch über etwas moderneres Gerät verfügt, als sie uns beim ersten Mal vorgeführt haben. Merk sie dir, falls sie uns in die Quere kommen!«
»Sabbim könnte sie präventiv ausschalten«, schlug er lachend vor, genau wissend, dass ich ihm den Gefallen nicht tun durfte – stand ich doch im Vertrag des Crownies.
»Vielleicht später, Erster. Lass uns erst die Fracht abholen.«
Ich hatte mich mit Sabbim und Lumidor auf den Weg zu den in der Höhle eingeschlossenen Exemplaren gemacht. Sabbim und Lumidor klärten die Umgebung weitläufig nach möglicherweise versteckten Z-Zemothy-Truppen auf, während ich meinen Gedanken nachgehen und im langsamen Tempo den direkten Weg zu dem nur wenige Kilometer entfernten Zielpunkt einschlagen konnte. Abdallah war mit seinen Verletzungen an Bord des schrottreifen 7K-Oldtimers geblieben und diente mir gleichzeitig als Rückversicherung dafür, falls der Crownie Merkanteer auf dumme Gedanken kommen sollte.
In den vergangenen Stunden an Bord des Schiffes hatte ich ausreichend Zeit gehabt, über die Hintergründe dieses geheimnisvollen Depots nachzudenken – vor allem über das offensichtliche Unbehagen, welche seine bloße Existenz bei Ten O’Shadiif hervorrief. Ich konnte es immer noch nicht vollständig verstehen: Welche Auswirkungen hatte der Fund des Depots durch diese primitive Kultur auf das Extraktionscorps oder das Zentrum? Selbst wenn diese Kultur das gesamte im Depot befindliche Gerät analysiert und verstanden hätte? Dieser Farmplanet war für seine bescheidenen Verhältnisse unendlich weit von den äußersten Ausläufern des Roten Nebels entfernt. Für diese Kultur – auch unter Zuhilfenahme der veralteten Technologie aus dem Depot, sofern sie sie jemals verstehen würde – war und blieb dieser Planet ein Gefängnis.
Die Unruhe des Cektronns konnte also nicht von dem Depot oder seiner Ausrüstung selbst herrühren. Vielmehr musste sie mit den Umständen der Extraktion vor gut 1.194 Jahren und dem Verbleib der extrahierten Kulturen von Coruum und Tikal stammen – und den Spuren, die es hierzu möglicherweise noch in dem Depot gab. Wie gründlich die Informationen über diesen Farmplaneten entfernt worden waren, hatte sich bereits kurz nach meiner Ankunft hier herausgestellt, als ich neben dem Depot in Coruum ein zweites, vollkommen unbekanntes, weniger als fünfzig Kilometer entfernt in Tikal entdeckt und zerstört hatte. Dass in beiden Depots sämtliche Einträge der Extraktionshistorien gelöscht worden waren, sowie die Präsenz der äußerst massiven Schutzeinheit vor dem Depot von Coruum, unterstrichen die anomalen Umstände der hier herangewachsenen Kulturen. Auffallend war nur, dass eine solche Schutzeinrichtung in Tikal nicht vorhanden gewesen war.
Der Schock, den die Erkenntnis in mir auslöste, dass die Aufzeichnung einer uralten Nachricht im Depot von Coruum von einem meiner eigenen Vorfahren – Fadi ad Asdinal – stammte, hatte lange nachgeklungen. Jetzt bildete sie einen zentralen Baustein im Gefüge der Fragmente, die sich nur sehr zäh und langsam enthüllen wollten. Wer war sein damaliger Begleiter Harkcrow? Ich tendierte dazu,
Weitere Kostenlose Bücher