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Corvidæ

Corvidæ

Titel: Corvidæ Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Keil
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machte keinen vertrauenswürdigen Eindruck auf mich. Wie alt mochte es sein und wie lange würde es noch zusammenhalten?
    „Aus was besteht eigentlich die Suppe“, fragte ich. „Pan?“
    Er ließ seinen Flachmann in die Tasche gleiten, hielt inne, lauschte. Das stete V ibrier en des Schiffs hatte aufgehört u nd das Brummen der Maschinen war verstummt.
    „Wir ankern“, flüsterte er. „Schon wieder. “
    „Ist das ungewöhnlich?“, fragte Rokan. „Aus welchem Grund geht das Schiff normalerweise vor Anker?“
    „Nur um neue Akteure oder Besucher aufzunehmen. Aber das geschieht nicht in solch kurzen Abständen.“
    „Und was ist mit Nahrungsmitteln?“, hakte Rokan nach, dann deutete er auf Pans Gürteltasche, „und Schnaps oder den merkwürdigen Geräten?“
    „Nein“, sagte Pan nur und ging weiter den Gang entlang.
    Die wenigen Türen, an denen wir vorbei kamen , trugen keine Aufschriften.
    Der Gang zog sich endlos vor mir hin. Unmöglich, dass ein Schiff tatsächlich solch riesige Ausmaße hatte. Wir bogen um eine Ecke und auch dieser Gang schien kein Ende zu nehmen. Endlich gelangten wir an ein Loch im Boden, durch das eine glänzende Eisenstange nach unten führte wie in einer Feuerwache. An der Wand standen passend dazu mannshohe Metallspinde.
    Ich warf einen Blick in die Tiefe und schluckte. Der Boden war nicht zu erkennen. Gelegentlich blitzten rote Funken auf, ansonsten sah ich nur undurchdringliche Schwärze. „Sag nicht, wir müssen dort hinunter“, sagte ich.
    Pan zuckte die Achseln . „Wenn wir mit Brig sprechen möchten, dann werden wir müssen, denn sie ist noch niemals nach oben gekommen.“
    Meine Knie begannen zu zitter n , als ich noch einmal in die Dunkelheit sah . Ein Schwall würziger warmer Luft wehte mir die Haare aus dem Gesicht. Wenn ich weiter darüber nachdachte, dann würde ich es n icht wagen. Also jetzt oder nie! Ich hielt den Atem an, legte meinen Arm fest um die Stange, zog die Beine nach und ließ mich mit geschlossenen Augen nach unten gleiten. I ch hörte Pan meinen Namen ruf en, konnte aber weder antworten noch nach oben sehen.
    Die Stange schwang hin und her und mittlerweile zitterte mein ganzer Körper . Nicht nachdenken, sagte ich mir. Nicht denken, nur festhalten. Die Zeit dehnte sich aus, es schien Stunden her zu sein, dass ich neben Rokan und Pan gestanden und in die Tiefe geblickt hatte. Eine Dampfwolke erfasste mich, die stark nach Thymian und Basilikum roch.
    Meine Muskeln schmerzten und der Schweiß lief mir das Gesicht und den Rücken hinab. Und es wurde immer wärmer. Ich riskierte einen Blick nach unten und stieß einen Schrei aus. Unter mir blubberte rote Suppe in riesigen Kessel n, die durch offene Feuerstellen angeheizt wurden. Die Flammen spuckten Funken auf meine Beine. Nur noch wenige Meter. Ich lockerte meinen Griff und glitt schneller nach unten, landete unsanft neben einem der Kessel auf dem schmutzigen Boden und verbrannte mir die Hand an einem glühenden Holzscheit, das aus einer der Feuerschale n gefallen war. Ich zuckte zurück und sah nach oben. Wo blieben die anderen? D och da war nur Dunkelheit über der Kuppel aus Licht, die der Feuerschein bildete. Also drückte ich mich an die Spinde an der Wand und zog meinen Mantel aus . Die Hitze war unerträglich, meine Kleider klebten an meiner Haut und mein Mund war so trocken, dass ich kaum schlucken konnte.
    Die Suppe kochte blubbernd vor sich hin. Über den Kesseln verliefen dicke Drähte, die in Schächte n in der Wand endeten. A us den Kesselböden führten Rohre in den Fußboden. Kein Mensch war zu sehen und auch von Rokan und Pan keine Spur. Plötzlich wurden die Flammen kleiner, als hätte man ihnen den Sauerstoff entzoge n, und das Holz glomm nur noch.
    Ein Mädchen hüpfte fröhlich an den Kesseln entlang. Ich hatte nicht bemerkt , wo sie hergekommen war und wollte ihr zurufen vorsichtig zu sein, doch sie winkte mir zu und zog ein paar dicker Arbeitshandschuhe aus einer Gürteltasche, die sie über ihrem kurzen Kleid trug. Dann ging sie zielstrebig an mir vorbei, klopfte auf einen Druckmesser, der neben mir an der Wand angebracht war. Darunte r befand sich eine Art Terminal mit Bildschirm, Tastatur, Hebeln und Lampen. Das Mädchen drückte einige Knöpfe und legte einen Hebel um. Ein Brummen setzte ein und sie drehte nach und nach an den Ventilräder n der Rohre , dabei summte sie eine Melodie mit einer Stimme, die ein wenig rauchig und viel zu alt für ein Kind klang .
    In den Rohren

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