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Cosa Mia

Cosa Mia

Titel: Cosa Mia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Auner
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nicht mehr spürte, sagte etwas, dass er
noch nicht die Gesellschaft allein lassen konnte und entfernte sich langsam.
„Weißt du was, kleiner Paolo?“, sagte er noch versonnen „Ich bin ziemlich
schlecht, denke ich, und ziemlich selbstsüchtig. Aus rein egoistischen Gründen
wollte ich dich hier haben, obwohl es ein Unding ist. Irgendwann wird es mich
heimsuchen.“
    Mit sehr ernstem Gesicht stand er so in der Tür, doch ich
verstand die Bedeutung seiner Worte nicht. Dann war er weg.
    „Bleib hier!“ Aber es war schon zu spät. Paolo, dachte ich,
du musst verrückt sein, irrsinnig, betrunken und bekloppt und scheinbar schwul,
das ist ja die reinste Katastrophe!
    Aber mir ging es gut.
    Ich schlief sogleich ein und wilde Träume bemächtigen sich
meiner. Ich war auf einer großen Feier, aber alle Gäste verwandelten sich
plötzlich in schräge Zwerge, die mit allerlei Waffen um sich schossen. Ich floh
mit unmenschlicher Geschwindigkeit und ich sah Sabatino, wie er versuchte,
diese Angriffe auf seine Gestalt abzuwehren. Ich wollte zu ihm eilen, aber
meine Beine wurden im selben Ausblick unglaublich schwer und so sah ich
schreiend und brüllend mit an, wie ihn eine Kugel (sie schien so langsam zu
fliegen, dass ich ihre Bahn mühelos verfolgen konnte) explodierend traf und er
zusammen sank. In seinen, nun auf einmal sehr hellen Augen sah er mich an und
lächelte auf seine typische Art, die sagen wollte: „Alles in Ordnung, mein
Freund.“
    Ich erwachte schweißgebadet und mit einem Kloß in meinem
Hals. Beinahe hätte ich tatsächlich geweint, doch dann spürte ich seinen warmen
Arm, der mir auf der Taille lag. Ich wollte schon zusammenzucken, aber oh, war
das angenehm, war das schön. Und ich erwachte sogleich in die Realität, die ich
erleichtert wahrnahm. Alles nur ein Traum. Ich drehte mich näher zu ihm, ich
hatte nun keine Angst mehr. Sein Gesicht war mir schlafend zugewandt und sah
nun weniger gefährlich aus, eher sanft. Ja ja, dachte ich bei mir, im Schlaf
sind sie alle wie Engel anzusehen. Seine Haare waren offen und sahen sehr
zerzaust aus. Er lebte, er atmete, alles war gut. Ich schloss die Augen und
schlief wieder ein.
    Am nächsten Mittag weckte er mich. Ich erzählte ihm benommen
und mit Kopfschmerzen von meinem Traum, aber er lachte nur. „Alles Unsinn.“,
meinte er. „Keiner erschießt mich einfach so. Wie kommst du darauf? Aber es ist
ja ein Wunder, dass du mich retten wolltest, Kleiner.“ Ich wollte mit dem
Kissen nach ihm werfen, aber er war schneller und drückte mich nieder, dass mir
sein Gewicht fast den Atem nahm, aber es gefiel mir gegen meinen Willen sogar.
„Das nächste Mal rette ich
    dich auch nicht! Ich..“ Doch er hatte schon begonnen mich zu
küssen und ich konnte nichts mehr sagen.
    Ich war böse auf meinen Körper und dass er so reagierte, wie
er es tat und mich zum Sklaven machte, aber auf der anderen Seite...
     

V
Zukunftssorgen und mein 18. Geburtstag…
     
    Monate vergingen, mehr als ein ganzes Jahr und in dieser Zeit
hatte ich Spaß wie sonst nie zuvor. Ich erlebte eine ganze Menge, auch wenn ich
permanent das Gefühl hatte, trotzdem außen vor zu stehen, was die Castellis
anging. Sabatino blieb verschlossen, war oft nächtelang verschwunden, kehrte
dann plötzlich wieder aus dem Nichts zurück, stoppte mich auf der Straße und
lud mich auf eine kleine Tour ein. Oft war ich so mit ihm, Maurizio und Piero
unterwegs in der näheren Umgebung und auch mal weiter weg in Perugia oder Arezzo.
    Wir besuchten die famiglia , wie sich Sabatino
ausdrückte, pflegten Kontakte und schauten nach dem rechten. Aber bei wichtigen
Gesprächen war ich nie dabei. Entweder ich wartete mit anderen bei den Autos
    oder ich wurde anders beschäftigt. Als ich ihn einmal nach
Constanza fragte, die mir auf der Party begegnet war und die mir partout nicht
aus dem Kopf gehen wollte, erklärte er mir lächelnd, dass es seine Schwester
war, doch obwohl er lächelte, bemerkte ich doch einen leicht angespannten
Gesichtszug an ihm, der mich verstummen ließ, auch wenn ich gern noch mehr über
diese Frau gewusst hätte. Als Maurizio und ich in San Benedetto allein vor
einem Haus warteten, fragte ich ihn auch danach und er gab mir leise zur
Antwort, dass Sabatino und seine Schwester sich nicht immer einig und „grün“
waren und dass ich wohl verstand, was er damit meinte. „Streiten sie sich
oft?“, fragte ich neugierig.
    „Ja und nein. Du weißt doch wie es manchmal zwischen
Geschwistern so ist.“

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