Cosa Mia
Sorgen, Ängste und
Unannehmlichkeiten im Leben.
Ich ließ meinen Kopf zurück sinken und schaute rechts aus dem
Fenster hinaus. Raffaele, ich war auf ihn gespannt, denn ich wusste, dass es
nicht einer von den üblichen Leuten war, die Sabatino so traf und er kannte
Sabatino schon von jugendlich auf an, auch das machte ihn interessant. Auf
Clara, so hieß seine Nichte, war ich auch schon gespannt. Wir fuhren zu einem
hübschen, kleinen Restaurant direkt am Strand. Ich konnte die Wellen sehen, die
man, wenn sie heranrollten, durch das Licht der Laternen gerade so sehen
konnte, als wir in die Straße bogen. Ich musste es unbedingt schaffen
zwischendurch mal an den Strand zu kommen. Es war nun fast dunkel und es
regnete leicht, aber das war egal, ich musste heute noch mal an den Strand vor.
Vor dem Restaurant parkte ein großes rotes Auto und dahinter
noch ein kleineres. Ziemlich auffällig, der rote Schlitten, dachte ich mir.
Als wir geparkt hatten, kamen schon zwei Typen aus dem
Restaurant auf uns zu, die Luigi abfing und mit ihnen etwas beredete, sie
nickten und gingen wieder rein. „Raffaele ist schon da.“ sagte Sabatino,
„Alle anderen außer Maurizio und Luigi bleiben hier draußen
bei den Wagen und passen auf. Paolo, komm mit, wir gehen rein, bleib locker.“
Er musste mir meine Aufgeregtheit angesehen haben. Er legte eine Hand auf meine
Schulter und ich ging mit ihm mit. Ich war tatsächlich etwas aufgeregt.
Maurizio und Luigi liefen hinter uns. Ein Mann öffnete uns die Tür und wir
traten ein. Das Restaurant war völlig leer, ich meine, es waren keine anderen
Gäste da, außer die beiden an der Tür, noch einer an der Bar und ein Mädchen,
das neben einem großen, dunkelhaarigen Mann an einem langen Tisch links im Raum
saß, der sich gerade strahlend erhob und auf uns zu kam. Und dann stand sie
auch auf. „Sabatino! Welche Freude, lang nicht mehr gesehen, alter Freund!“ Was
mir zuerst auffiel war seine Größe, er war noch größer als Sabatino!
„Raffaele, das kannst du laut sagen, wie geht’s?“
Sie umarmten sich, küssten sich auf die Wange und klopften
sich auf die Schultern, ein Zeichen von großer Vertrautheit. Er nickte
freundlich Maurizio und Luigi zu, die dann, nach einer kleinen Verbeugung, zu
dem Mann an der Bar gingen, den sie offensichtlich auch kannten und sich
setzten. Dann wandte er sich zu mir und sah lächelnd zu Sabatino.
„Ist das der Junge? Paolo? Hallo, wie geht’s. Da lernen wir
uns endlich mal kennen, was?“
Er streckte seine Hand aus.
„Guten Abend, Don.“ Ich lächelte noch etwas schüchtern und
drückte seine Hand, sie war sehr warm.
„Sehr erfreut, Paolo. Kommt, Sabatino und Paolo, das ist
meine reizende Nichte Clara.“
Clara reichte uns die Hände. Sie war wirklich sehr hübsch und
hatte hellbraune, fast blonde Haare, die sie mit einem Haarband zurück gebunden
hatte. Sie trug ein blaues, langes Kleid, was nicht weit ausgeschnitten war,
aber trotzdem ihre jugendlichen Reize sehr gut betonte, fand’ ich. Wir setzten
uns alle an die Tafel, ich saß neben Sabatino und Clara saß uns mit ihrem Onkel
gegenüber.
Es stand Ciabatta, Schinken, andere Antipasti, Weißwein und
ein paar Flaschen Wasser bereit. Ein Schälchen mit Besteck war auch da, es
sollte also gespeist werden, was ich als angenehm empfand, denn ich hatte schon
seit unserer Abfahrt von Spoleto Hunger verspürt. Clara und ich schwiegen und
sahen uns ab und zu verstohlen an, während sich Sabatino und Raffaele locker
unterhielten. Nun konnte ich ihn auch in Ruhe betrachten.
Auch er hatte ein angenehmes Äußeres, er gefiel mir sogar
sehr gut. Seine Haare waren kurz geschnitten und nach hinten gekämmt, er hatte
eine hohe Stirn und starke Augenbraunen, die er oft bewegte, überhaupt war sein
Mienenspiel anziehend, es konnte einen in den Bann schlagen, wie man so sagt.
Seine Augen waren zwar klein, aber ebenso hypnotisierend, wie die von Sabatino.
Ach, und dieser Blick darin, man sah ihm sofort an, wer er war.
Dunkelbraun Augen. Seine Nase war sehr schlank, nicht lang
und verlieh seinem Gesicht ein edles Aussehen, doch am bedeutendsten fand ich
seine Lippen, denn sie waren ungewöhnlich groß und geschwungen, dass sich mein
Blick lange daran verlor.
Wie es wohl wäre, solche Lippen zu küssen, dachte ich und
tadelte mich augenblicklich dafür. Jetzt auf solche Gedanken zu kommen, war
wieder mal typisch für mich. Dennoch konnte ich meine Augen nicht von diesen
beiden Männern lassen, die, jeder
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