Cosa Mia
verschränkt hatte.
„Man erzählt sich so einiges in der Stadt, auf der Piazza,
auf dem Markt, man tratscht und flüstert. Das Meiste ist nur Gewäsch, das darf
dich nicht beunruhigen. Viele neiden mir das Haus und das Erbe, es ist Habgier,
Neid und die eigene Unzufriedenheit, die sie leitet und dann denken sie sich
Geschichten aus. Obwohl sie wissen, dass mein Cousin Donato als Bürgermeister
die Stadt gut verwaltet und sich genügend kümmert. Selbst wenn es ihnen gut
geht, rebellieren sie und finden immer etwas, woran sie sich hochziehen können,
so sind die Menschen nun mal.“
Er wandte sich mir zu und drehte mein Gesicht zu sich, so
dass ich ihn ansehen musste.
„Hör mir nun zu. Der Job, den ich und meine Männer tun, ist
nicht leicht und auch nicht immer `legal`, wie es so heißt. Wir tun, was wir
tun müssen, es ist unsere Sache, es ist mein Weg und es soll nicht deiner
werden, deshalb erzähle ich dir nicht soviel darüber. Du sollst da nicht mit
hineingezogen werden, verstehst du? Es ist gefährlich, aber es geht nicht
anders, ich habe keine Wahl mehr, aber du hast sie noch.
Trotzdem ist es nicht so, wie du denkst oder wie dich die
Menschen glauben lassen wollen. Mehr kann ich dir erst mal nicht sagen, es tut
mir leid.“ Er lächelte verständnisvoll, aber eine dunkle Wolke schien ihn zu
umgeben. Ich nickte. Obwohl er mir nur wenig gesagt hatte, fühlte ich mich
besser, er hatte mich zumindest beruhigt. Meinen Schwall an weiteren Fragen
drängte ich zurück, denn er würde mir jetzt nicht mehr sagen, das wusste ich.
„Ach ja, Paolo“, er legte seine Hand in meinen Nacken „Am
Wochenende fahren wir nach San Benedetto, ich treffe dort einen sehr alten
Freund von mir und er bringt eine Nichte von sich mit, die in deinem Alter ist.
Hast du nicht Lust mitzukommen? Sie ist sehr hübsch und Raffaele solltest du
kennenlernen.“ Ich sagte begeistert zu, denn ich liebte es, an der Küste zu
sein.
Das wusste er natürlich. „Und fahren wir jetzt zur Villa?“
Ich wollte Emidio sehen. Sabatino erhob sich rasch. „Richtig, wir werden
erwartet. Los, los, andiamo ! Zur Villa!“ Schnell saßen wir im Auto und
waren auf dem Weg nach Spoleto.
Es war ein aufregender Abend, Maurizio hatte eine Band
organisiert, die Klasse war und ich bekam von ihm einen Anzug geschenkt „Hey,
jetzt siehst du aus wie ein Casanova! Und machst eine bella figura “.
Über das Geschenk von Sabatino staunten alle, es war ein kleines, aber
verziertes, goldenes Kreuz, eine Kette, fast so wie er sie auch trug. Es sah
sehr kostbar aus. Ich war ganz aus dem Häuschen. Später sagte ich ihm, dass ich
es gar nicht verdient hätte und wie ich es je wieder gutmachen könne, doch er
raunte mir nur leise ins Ohr: „Für dich ist es gerade gut genug. Und mach’ dir
keine Sorgen, von dir hole ich mir mein Geschenk vielleicht schon heute Nacht.“
Am liebsten wäre ich schon sofort mit ihm ins Bett gegangen und das sagte ich
ihm auch. Darauf musste er leise lachen und hielt mir ein Glas Wein hin. „ Vino santo für noch süßere Lippen.“ Emidio hatte eine Fotogalerie von uns
gefertigt und wir schwelgten in alten Erinnerungen. Für den hageren Piero mit
der Hakennase sowie für Antonio, Marco und den anderen Männern, die ich nicht
so genau kannte und meist nur im Bellona gesehen hatte, war das wieder
ein Anlass, mich abzufüllen und diesmal hielt Sabatino sich heraus.
„Der Junge muss wissen, was er tut.“, hörte ich ihn einmal
hinter mir lachend zu Maurizio sagen, als ich gerade dabei war, mit den Männern
auf das wievielte Mal auch immer anzustoßen. Emidio trank nicht mit, überhaupt
trank er fast gar nicht, aber er war auch einfach nicht der Typ dazu. Er war
ein ruhiger Junge und eine Leseratte noch dazu. Er wollte studieren, leider
keine Kunst, aber Jura, vertraute er mir an und zwar in Urbino, die
Studentenstadt schlechthin. Er schwärmte schon davon, er wusste, was er wollte,
im Gegensatz zu mir. Er fragte mich, warum ich nicht weiter zur Schule ging, um
dann mit ihm zusammen zu studieren , aber ich war mir nicht sicher, das war mir
nichts, zu theoretisch und wir hätten auch kein Geld dafür. Emidio kannte keine
Geldsorgen „Wir würden schon eine Lösung finden, glaub mir!“ Er grinste mich
gewinnend an.
Ach, mein Emidio, der schmale Junge mit dem blassem Gesicht
und den großen Augen, ich mochte ihn sehr. Auch Maurizio hatte seinen Spaß mit
mir und von allen Seiten wurde ich herzlich in die Seiten geknufft. Man
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