Cosa Mia
weißt, dass solche
Art von Rache in die falsche Richtung führt. Halte dich im Griff. Also brauchen
wir erstmal noch mehr Informationen, ich werde einiges veranlassen.“ Sabatino
nickte. „Ich ebenso. Und ich werde meine Fühler bis zu den Staaten ausstrecken,
denn dort habe ich auch Kontakte, wie du weißt.“ Damit war dieses Thema erst
mal vom Tisch, denn es gab nichts Wichtiges mehr zu sagen und sie unterhielten
sich nun etwas lockerer über alles Mögliche. Als sie aber im Gespräch auf Clara
kamen, horchte ich auf und fragte Raffaele, wie es ihr denn so gehen würde. Er
schenkte mir ein breites, anziehendes Lächeln. „Es geht ihr schon besser,
Junge. Und vielleicht hast du ihr sogar das Leben gerettet, weil du unbedingt
an den Strand wolltest und nicht mit ihr an der Straße entlang liefst. Ich
schätze das sehr, obwohl es dir noch gar nicht richtig bewusst geworden ist,
oder?
Sie ist jetzt wieder bei ihrer Mutter und beide haben mich
heute auch besucht und ja, sie hat nach dir gefragt. Ich sagte ihr, dass ihr
euch sicherlich bald wieder sehen werdet.“ Sabatinos Augen funkelten
ausgelassen.
„Raffaele, du kannst dir gar nicht vorstellen, wie hungrig
der Junge am nächsten Tag war, nachdem ihn der Zwischenfall am Restaurant sein
Abendessen gekostet hat.“ Beide mussten sie lachen, aber ich bedachte ihn mit
einem grollenden Blick, obwohl er recht hatte, was ihn noch mehr amüsierte.
„Ich denke, dass hat uns alle ziemlich verstimmt, nicht
wahr?“, gab Raffaele beschwichtigend zu. „Jetzt muss ich nur schnell hier raus,
denn das Essen hier lässt sich nicht bei weiten mit dem Schmaus von meiner
Flavia vergleichen, obwohl sie sich Mühe geben. Aber es ist so schrecklich,
denn ich komme mir fast wie ein Gefangener vor und das schlägt mir aufs Gemüt,
dass ich fast verrückt werde! Aber in ein paar Tagen überrede ich die hier
schon, dass sie mich gehen lassen, sonst müsst ihr mich gewaltsam rausholen.“
Er ballte aus Spaß die Fäuste.
„Hat sich die Polizei eingemischt?“ Wollte Sabatino noch
wissen.
„Ach, das ist alles geregelt, kein Problem. Die sind kein
Problem. Hier nicht.“ Sabatino nickte.
„Es kann sein, dass Messino oder Cortino auf seine nächste
Chance wartet also bleib’ auf alle Fälle vorsichtig. Ich melde mich bei Dir.“
„Aye, aye…“ Raffaele wirkte müde und so hatte Sabatino
beschlossen, dass wir uns verabschieden sollten, denn der Don würde es nicht
zugeben wollen. Es war so sonderbar, diesen großen Mann vor mir im Bett liegen
zu sehen und dass er zu uns aufblicken musste. Irgendwie
machte es ihn anziehend auf die Art, dass man ihm am liebsten einen Kuss auf
die Stirn hauchen würde, wie man es mit einem Kind täte.
Kaum vorstellbar in diesem Augenblick, dass er genauso ein
Gangster wie Sabatino sein sollte, hart und unnachgiebig gegen seine Feinde, wo
er doch so ein großherziges Lächeln besaß.
Es war dieser Gegensatz, der mich immer wieder schockierte,
wie war es möglich, dass diese Schönheit, die Schönheit eines Teufels sein
sollte? Was hatten diese Augen gesehen und warum tat er das, was er tat,
ausgerechnet diese rätselhaften Dinge, die die Kirche immer wieder verdammte
und uns davor warnte, obwohl sie selbst nicht besser war, schlimme Dinge, die
anderen das Leben kosteten und beinahe sein eigenes ausgelöscht hatte? Und vielleicht
war diese Frage zweitrangig zu einer ganz anderen. Warum hatte ich das alles
kennengelernt und was noch arger war, warum kam ich nicht davon los? Ich meine,
ich wusste von all diesen Dingen, auch wenn es noch weniger als die Hälfte war,
trotzdem kam ich nicht von der Familie und Sabatino los.
Es war klar, dass ich das auch gar nicht ernsthaft wollte,
denn das Gefühl fesselte mich entgegen jeder Moral an diesen Schurken und
stürzte mich in Zwiespälte. Aber es war zu stark, mein Gefühl, dass alle anderen
Gedanken rasch an Farbe verloren und blass wurden.
Wir fuhren die Strandpromenade von Benedetto entlang, es war
viel Verkehr und die Menschen, Touristen zumeist mit knallbunten Sachen und
krebsroter Haut, drängten sich noch zwischen die Autos, um schnell zum Wasser
zu kommen, als Sabatino plötzlich auf die Idee kam, einen Spaziergang über den
Strand mit mir zu machen. Maurizio war davon nicht sehr begeistert, als wir auf
einem Parkplatz hielten und ausstiegen, er fürchtete um die Sicherheit und überdies
lief ihm der Schweiß schon in Strömen herab. Sabatino wollte davon nichts
wissen.
„Wer glaubst du
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