Cosa Mia
läuft jetzt den Strand entlang, mein Bester?
Hier kennt mich keiner und ich stehe nicht auf irgendeiner Liste. Das ist unser
Revier. Sieh dich doch mal um, das sind alles sonnenhungrige Touristen, glaubst
du, da versteckt sich einer mit ner Knarre darunter?“
„Es ist alles möglich, Boss. Wir sollten vorsichtig sein.“
Doch Maurizio gab schon auf.
„Ich sage dir, wenn wir vorsichtig sind, okay? Ich gehe jetzt
mit dem Jungen am Strand spazieren und du kannst dir ein Eis holen und wartest
hier.“ Sabatino lächelte zwar und Maurizio begriff diesen kleinen Scherz, aber
sein Gesicht drückte trotzdem absolute Autorität aus, die keine Diskussionen
dulden würde.
„Alles klar, ich halte die Stellung.“
„Kommst du, Paolo? “ Ich knuffte Maurizio noch aus Spaß in die Seite und
lief dann zu Sabatino. Er wusste, wie sehr ich das Meer und den Strand mochte
und hatte daran sicher gedacht. Es konnte aber auch sein, dass er es ebenfalls
so sehr genoss wie ich. Ich zog meine Schuhe aus, um barfuss laufen zu können
und als er das sah, lachte er und tat es mir gleich.
„Du hast recht, das ist viel schöner.“ Wir müssen ausgesehen
haben wie Vater und Sohn und die Leute sahen uns nach. Sabatino stach durch
seine Größe heraus und seine edlen Sachen, sein blütenweißes Hemd und mich
lächelten die Mädchen an, weil sie mich vermutlich süß fanden, denn das war
keine Seltenheit und hatte nichts mit Arroganz meinerseits zu tun.
Es war einfach so. Auf dem Sand herrschte reges Treiben.
Überall lagen die Strandmatten und steckten die Schirme im Boden, kleine Kinder
rannten mit ihren Förmchen und Eimern voll Wasser umher. Jungs, die in meinem
Alter waren, stürzten sich Hals über Kopf in die größten Wellen, sicher hätte
mir das mir Emidio auch Spaß gemacht.
„Vielleicht sollten wir alle irgendwann einmal einen Ausflug
auf dem Boot unternehmen, was hältst du davon, Raffaele hat noch eines. Stell
dir vor, du liegst nachts auf dem Deck und kannst dir in Ruhe die Sterne
ansehen, ohne an Geschäfte oder Verpflichtungen zu denken, die ich übrigens bei
dir auch ganz gut vergessen kann.“ Er lächelte zu mir herüber und ich glaubte
ihm. Am liebsten hätte ich ihn beim Laufen umarmt, aber ich überwand mich
nicht. Stattdessen warf ich ihm einen der verführerischsten Blicke zu, zu denen
ich fähig war.
„Ein Bootsausflug wäre toll, du weißt, wie ich das Meer mag.
Nur leider unternehme ich fast nur noch Ausflüge und meine Eltern werden
langsam unruhig, weil ich fast nie da bin und noch nicht einmal einen Job habe.
Mich beunruhigt das auch, weil ich selbst nicht weiß,
was ich will. Ich weiß nur, dass es mir gut geht wenn ich mit
euch zusammen bin, ich habe kein Ziel, wie etwa Emidio, der ja studieren will.
Ich glaube nicht, dass sie das zulassen werden. Ich wohne ja immerhin noch bei
ihnen.“
„Stimmt. Daran hatte ich gar nicht gedacht, wie typisch von
mir. Es hätte mir einfallen können, dass du auch ein paar Probleme haben
könntest.“ Er kratzte sich, wie aus Absicht, am Kinn. „Tja, was machen wir da
bloß? Du brauchst Geld, du brauchst einen Job, oder etwas, was wie danach
aussieht, richtig?“ Ich konnte nur nicken. Wenigstens wäre mit einer Lösung
dieses Streitthema vom Tisch. Ob er mir helfen konnte? Andererseits war es mir unangenehm,
ihn darum zu bitten, denn ich dachte, dass er schon genug tat, er nahm mich oft
mit, bezahlte fast alles und nahm mich stets in Schutz. Ich wollte nicht, dass
er noch mehr Schwierigkeiten bekam.
„Schwierigkeiten?“ Er lachte kurz. „So ein Unsinn, das ist
keine Schwierigkeit. Ich habe mich stets auf eine Art und Weise für dich
verantwortlich gefühlt und du sollst deswegen kein schlechtes Gewissen haben
oder dergleichen.“
Er blieb stehen, umfasste meine Schultern und beugte sich zu
mir herunter, dass sein Gesicht ganz nah an meinem war.
„Mach dir keine Gedanken darüber, denn alles, was ich tue,
will ich auch tun. Ich verlange keine Gegenleistung oder langlebige Treue von
dir, verstanden? Im Gegenteil, ich selbst sollte mir Vorwürfe machen, weil es
nicht ungefährlich für dich in meiner Nähe ist, wie du vor kurzem auch erfahren
musstest. Einerseits will ich dich vor diesen Dingen bewahren und andererseits
lasse ich mich jedes Mal dazu überreden, dich mitzunehmen und genieß es auch
noch.“
Ja, das war wahr, was er sagte. Einerseits eröffnete er mir
immer wieder, dass ich von dem, was er tat, die Finger lassen soll und auf der
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