Cosa Mia
mich
trotzdem einsam wie nie zuvor. Ich starrte ins Wasser und bewaffnete mich für
das große Schweigen, was mich nun erwarten und sich wie gefrorene Spieße durch
meinen Körper bohren würde. Nun, wie hätte ich auch annehmen können, dass er es
tat, er hatte es nie gesagt. Und wer war ich, dass ich es flehentlich erwartete?
Hatte ich es ihm je gesagt? Ich konnte mich nicht entsinnen.
„Willst du, dass ich dich liebe?“
„Ja, ich will es. Ich will dich.“
„Ich denke, ich liebe dich schon seit einer geraumen Zeit,
Paolo, hast du das nicht bemerkt? Nun, vielleicht habe ich es selbst nicht
einmal bemerkt.“, sagte er leise. Ich schluckte, da war es gewesen, da waren
die Worte, die ich hören wollte und die er mir so lange verwehrt hatte. Er zog
mich an sich heran und hielt mich umarmt.
Eine ganze Zeit standen wir einfach nur da. Es gab nichts zu
sagen, die Wellen rauschten und die Möwen schrien über unseren Köpfen. „Da
stehen sie nun- Dämon und Engel, und wollen einander lieben. Wie soll das
gehen?“ fragte er mich lächelnd nach einer Weile. Aber es war keine Frage auf
die man antworten konnte oder sollte. Ich lächelte zurück. „Vielleicht eher ein
engelsgleicher Dämon und ein dämonischer Engel.“ Er nickte und schüttelte
lächelnd den Kopf. Der Moment war geradezu perfekt und deshalb kann ich mich so
gut daran erinnern. Ich hatte doch alles was ich wollte, oder? Nach einer
kleinen Weile schlenderten wir zurück zum Auto und Sabatino bot mir spontan an,
dass ich im Bellona arbeiten könnte, wenn ich wollte, ich würde gut
bezahlt werden und das auch, wenn ich mit den Jungs und ihm
unterwegs war, ich wollte nicht annehmen, aber er bestand
darauf. „Du brauchst Geld und einen Job und ich biete dir etwas an. Wenn ich
will, dass du deine Arbeit unterbrichst und du gern mitkommen willst, kein
Problem, du bekommst dein Geld auch so. Also was sagst du?“
Ich nahm scheinbar widerwillig an und war insgeheim heilfroh
darüber. Ich musste meinen Eltern ja nicht sagen, von wem ich dieses Angebot
bekommen hatte.
Maurizio war erleichtert, als wir wieder da waren und
erklärte Sabatino, wie viele Leute für ihn angerufen hätten, denn das Telefon
hatte er nicht mit zum Strand genommen.
„Don Calvino will sich mit dir treffen, du würdest bescheid
wissen und John habe ich erreicht, auch er will dich noch einmal persönlich
sprechen, überdies hatte ich auch deine Tochter aus New York dran, die Sache
mit den Papieren wird klar gehen.“ Ich verstand nur Bahnhof. „Ach, immer, wenn
ich nicht da bin, verflucht, da kommen sie alle auf einmal!
Hast du Calvino gesagt, ich würde nur zustimmen, wenn er
Minelli aus dem Spiel lässt?“
„ Naturelemente, natürlich.“ Sabatino blickte
zufrieden. Sicher wusste ich nicht, um was es ging und das wollte ich auch gar
nicht. Mir hing der schöne Augenblick, den wir vorhin miteinander teilten noch
an und lustvolle Gefühle keimten langsam wieder in mir hoch. Kurze Zeit später
fuhren wir gemächlich aus San Benedetto heraus, er telefonierte, während ich
dem Treiben auf den Straßen zusah. Es war nun später Nachmittag, etwa um fünf
Uhr und es war herrlich durch die kleineren Straßen und Gassen zu fahren, auch
wenn viel Verkehr war und besonders die jungen Männer auf ihren Mofas konnten
einem als Autofahrer den Verstand rauben, denn sie fuhren kreuz und quer und
scherten sich nicht die Bohne. Sabatino aber blieb von selbstzufriedener
Gelassenheit, nur Maurizio hinter uns hupte mehrmals. „Er ist bissig!“ lachte
ich und drehte mich um und lachte noch mehr, als ich sein verzerrtes Gesicht
sah.
„Aber trotzdem unersetzlich. Mein bester Mann. Ein
Kotzbrocken zum Verlieben.“ Sabatino grinste mich an.
Er hatte recht „Big Boy“ war fast überall dabei und loyal bis
zum Tod, trotzdem wusste er nicht alles, hatte mir Sabatino einmal erklärt.
Es gäbe Dinge, vertraute er mir an, da ist es besser, sie mit
keinem zu teilen, denn grad im größten Sturm kann der Wind plötzlich drehen und
dann ist es aus. Das kann schnell gehen.
VIV
Traum und Pasta…
Ich erwachte in tiefster Nacht, lag hingestreckt und
unbekleidet über das ganze Bett, doch es war nicht mein Bett und auch nicht ein
Zimmer in der Villa. Ich drehte mich auf die Seite und blickte geradezu auf
eine Terrasse, die Tür war offen und die Vorhänge wehten leicht mit dem Wind,
aber all das beunruhigte mich nicht. Dann sah ich plötzlich Sabatino und
Raffaele draußen auf der Terrasse
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