Cosa Mia
stehen und dann kam Raffaele langsam herein
und setzte sich zu mir auf das Bett. Ich wusste, was dieser Mann wollte, denn
ich sah es sofort an seinem Blick. Ich ließ seufzend meinen Kopf in die Kissen
sinken, als er sich herabbeugte, um mich zu küssen, ich war wie in Trance.
Seine Lippen waren weich und grob zugleich, dann entfernte er sich von mir und
begann sich
auszuziehen, ich sah ihn wie erstarrt an. Dunkle Haare
wuchsen an seiner breiten Brust, er war sehr kräftig.
An der Seite der Wand sah ich Sabatino stehen, er flüsterte
mir zu ‘Das hast du doch gewollt, mein Engel, oder nicht?’ Ich konnte nicht
antworten, denn Raffaele raubte mir mit hitzigen Küssen den Atem. Plötzlich
erwachte ich. Ich riss die Augen auf und atmete unwillkürlich auf. Ein Traum.
Ich lag daheim in meinem Bett, sah die bekannten Umrisse, doch die Leidenschaft
brannte in mir, als wäre alles echt gewesen und ich gab mich dieser Phantasie
noch ein wenig hin. Wollte ich diesen Raffaele wirklich in einem Bett mit mir
zusammen? Das ist ja Quatsch, dachte ich lächelnd noch bei mir, bevor ich
wieder einschlief.
Am nächsten Tag konnte ich meinen Eltern stolz mitteilen,
dass ich endlich eine Überbrückungsarbeit gefunden hätte, nach langem Suchen.
Das stimmte zwar eher weniger, aber sollte ich sagen, dass sie mir der
stadtbekannte Finsterling wohlwollend einfach geschenkt hätte, überdies noch
mit extra „Konditionen“?
Meine Mama teilte großzügig die Ravioli aus, dazu gab es
selbstgemachtes Pesto und mit Wasser verdünnter
Wein, selbst für meine Schwestern. Danach hatte sie einen
Hammelbraten vorbereitet. Onkel Pedro aß mit uns und sicher stammte das
Hammelfleisch von Marcellos Farm. Das gemeinsame Mittagessen war meinem Vater
am Sonntag nach der Kirche sehr wichtig und es war gut, dass ich da war.
Überdies war die Stimmung ausgelassen, mein Vater hatte in der Woche guten
Umsatz gemacht und ein paar extra Scheine für eine Lederarbeit bekommen, die
sich ein Tourist wünschte, das wären die besten Kunden, meinte er, denn sie
bezahlen gut und feilschen schlecht.
Sabatino war wie immer nicht in der Kirche anzutreffen
gewesen und ich fragte mich, ob es an seinem Terminplan, oder an etwas anderem
lag, aber das machte mir kein wirkliches Kopfzerbrechen. Auch meine Familie war
zwar katholisch, aber die katholischen Lebensarten beschränkten sich nur auf
die Kirche oder die Feiertage, keiner machte sich wirklich Gedanken über das
Fegefeuer, die Zeiten hatten sich eben geändert und waren die Floskeln vor dem
gemeinsamen Mahl nicht eher zu etwas automatischen geworden?
Die vielen Besucher scherten sich auch wenig um die
Heiligenverehrung, als vielmehr um die Bauwerke und die Kunst selbst, sie
fotografierten und zeichneten, weil sie es schön fanden, das konnte ich
verstehen. Die Alten sagten, alles wäre im Verfall, dabei war doch alles nur im
Wandel, oder?
Ich denke, meine Eltern sahen das ähnlich, denn sie ermahnten
mich nie wirklich, zur Beichte zu gehen. Vielleicht dachten sie auch, dass bei
mir alle Mühe umsonst wäre? Nein, das sicherlich nicht.
Jedenfalls waren sie zufrieden, dass ich etwas gefunden
hatte, auch wenn mein Vater skeptisch war. „Im Bellona ? Ausgerechnet
dort, Paolo, das ist vielmehr ein Nachtclub für Reiche oder zahlungswillige
Touristen. So ganz zufrieden bin ich ehrlich gesagt nicht davon, außerdem musst
du sicher viel nachts arbeiten.“ Er nahm einen großen Schluck aus seinem Glas
und schaute mich stirnrunzelnd an.
„Ach Pa, du bist nie zufrieden. Es ist doch besser als
nichts, oder? Und ich werde dort sicher gute Trinkgelder bekommen, denk doch
nur an all die Besucher! Und wenn ich genug spare, kann ich sicher auch
irgendwann
selbstständig werden und ausziehen, dann könnt ihr den Platz
sinnvoll nutzen.“
„Ach Paolo, keiner will dich so schnell loswerden. Was denkst
du nur.“ Warf meine Mutter vorwurfsvoll ein „Natürlich können wir den Platz
brauchen, aber du gehst immer noch vor. Du bist ja noch nicht einmal volle
achtzehn. Also streng dich bei dem Job an, aber sei auch vorsichtig.“
„Wenn du nicht schon längst deine Bodyguards bei den Castelli
Männern gefunden hast, was?“, meinte mein Vater noch. Dennoch klang es nicht
ganz so finster wie sonst, muss an seinen Geschäften liegen, dachte ich. Ich
sagte nichts darauf und das Geplauder ging weiter, als sich volltönig Pedro
wieder ins Zeug legte, uns alle mit alten Geschichten zu unterhalten.
Ich aber triftete schnell
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