Cosa Mia
Stolz
meiner Mutter und mir zuliebe, um Signor Di Castelli zur Rede
zu stellen.
Natürlich wusste niemand, wo ich war, aber man wolle sich
unverzüglich mit der Suche befassen. Und nachdem mein Vater seinen Ärger und
Frust mit wüsten Beschimpfungen Luft gemacht hatte, war auch Sabatino,
eigentlich in ruhiger und eher nachdenklicher Laune, der Kragen geplatzt und er
ließ ihn von Antonio und Pedro vor die Tore setzen, dass er sich erst mal beruhigte.
Mein Vater war noch nicht einmal im Foyer der Villa gewesen, es war für ihn
schon genug, durch die Tore geschritten zu sein. Man hatte sich vor den Stufen
unterhalten. Nachdem mein alter Herr wieder nach hause gefahren war, setzte man
sich in der Villa zusammen, denn man hatte mit solch einem Fall fast schon
gerechnet.
Endlich hielt der Transporter an, aber ich wusste nicht, ob
ich mich darüber freuen sollte. Ich wurde unsanft aus der geöffneten Tür
gestoßen, dass ich fast hinfiel, dann packte mich mein Reisebegleiter an meinen
Armen und schob mich vor sich her. Matteo war zwar ein schöner Name, den er
trug, aber das war es auch schon. Ich hatte das Gefühl, dass es ihm Freude
bereitete, mich zu
drangsalieren und ich befürchtete zu Recht, dass es noch
arger kommen würde. Die anderen zwei liefen vor uns her, soweit ich es
beurteilen konnte, denn ich konnte noch immer nichts sehen. Ich stolperte mehr,
als dass ich lief, denn es war sehr uneben, viele kleinere Steine und
ausgedörrte Büschel Gras behinderten den Marsch. Wir liefen ungefähr eine
Viertelstunde ohne zusprechen und ich war erschöpft. Dann nahm er mir den Stoff
ab. „Da wären wir, Junge, dein neues zuhause.“
Wir befanden uns mitten in der
Einöde der römischen Umgebung, ich wusste es, weil ich früher schon öfters bei
meinem Bruder in Rom gewesen und hier durch gekommen war. Es sah alles wie eine
Wüste aus Gestrüpp, Steinen, alten Häuser- und Ruinenstücken aus. Der Mond
tauchte die Ebene in sein silbernes Licht, so konnte ich sehen, dass es einen Eingang
vor dem kleinen Hügel gab, vor dem wir standen. Das musste ein uralter
Schlupfwinkel oder ein Vorratskeller sein, der vor Jahrhunderten genutzt wurde.
Die dunkle Holztür war massiv und mit einem schweren Vorhängeschloss gesichert,
ich fragte mich, ob diese feuchte Grotte schon
für viele Gefangennahmen gedient
hatte, aber genau wissen wollte ich es gar nicht.
„Tja, nicht so hübsch wie in deiner Villa in Spoleto, was?“,
sagte der Sizilianer und machte sich gleichzeitig am Schloss zu schaffen. Ich
sagte nichts darauf, sondern kämpfte gegen die Angst an, die schon die ganze
Zeit unterschwellig vorhanden war. Aber weder würde ich schreien, noch jammern
oder zusammenzucken, nein, diesen Gefallen würde ich ihnen nicht machen und
besonders nicht diesem groben Kerl, der mich wieder festhielt. Der Sizilianer
hatte ein noch ganz angenehmes Äußeres, er war schlank und groß und erinnerte
mich so ein wenig an Piero, der andere, der hinter uns stand, war klein, aber
ich konnte ihn nicht genauer mustern, da ich nach vorn gedrückt wurde, damit
ich dem Sizilianer die Treppe hinab folgte. Er hatte eine Taschenlampe dabei,
doch sie nützte nicht viel. Es war finster wie in einer Gruft. Langsam gingen
wir die Treppen hinunter, über alte Steinstufen, bis wir endlich so etwas wie
einen ebenen Boden erreicht hatten. „Hey, Tito! Mach verflixt noch mal die
Fackeln oder das Licht an, da vorn!” Kam es von weiter hinten, der letzte Mann
hatte offenbar
Schwierigkeiten mit der Dunkelheit. Allmählich wurde es
heller, zwei Fackeln und eine Öllampe verbreiteten ihr Licht. Ich sah mich um.
Der Vorraum in dem wir standen, war sehr hoch und völlig aus Stein und dann gab
es noch einen Gang, dessen Ende ich nicht einsehen konnte. Überdies standen ein
paar Liegen mit Decken und zwei Schränke an den Seiten, sogar einen Gaskocher
und Konserven, konnte ich entdecken. Natürlich standen da auch Alkoholflaschen
und das konnte ich verstehen, man musste sich ja die unangenehme Zeit in diesem
Verlies irgendwie versüßen können. Nur sicherlich würde ich von alledem nichts
haben. Matteo stieß mich weiter vorwärts, in die Richtung des Ganges, der in
eine weitere Kammer zu führen schien. „Ich bringe ihn erstmal in sein Quartier,
Jungs, “, sagte er.
„Ihr könntet ja schon den Herd anwerfen und die Flasche entkorken.“
Wieder umfing uns Dunkelheit, dann machte er die Taschenlampe an.
„Hast du auch Hunger, Kleiner?“ Ich sagte nichts.
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