Cosa Mia
nur noch mehr schlagen. Ich nahm einen Schluck und verzog das Gesicht, er
schmeckte sauer. Er riss mir die Flasche wieder aus der Hand und wurde auf
einmal todernst. „Weißt du eigentlich was ich schon alles durchmachen musste
wegen leone ? Was er uns und vor
allem mir angetan hat, dieser Hurensohn? Leone !“ Er
spuckte diesen Namen förmlich aus und setzte dann die Flasche wieder an. Sicher
wollte er mich provozieren und dabei wirkte er fast noch unberechenbarer als
dieser Matteo, besonders in seinem Zustand. Tatsächlich kam gerade eben in
jenem Augenblick der grobschlächtige und ebenfalls angetrunkene Matteo hinzu
und stellt sich schräg hinter den Sizilianer. „Na!“, sprach er ihn an.
„Erinnerst du dich noch an damals? Kannst du dir vorstellen, dass dieser Junge
hier gemeinsame Sache mit leone macht? Sieh ihn dir an, unschuldig sieht
er aus, aber er war nie so unschuldig wie dein Mädchen damals.“
„Carola.“, wisperte der Sizilianer ergriffen.
„Ja. Sie. Und er war es. Und der hier genießt seine Gunst,
ich weiß, dass leone große Stücke auf ihn hält, ich weiß, dass er ihn
mag. Du kennst doch die Gerüchte, dass leone ab und zu auch junge
Burschen nimmt, das Schwein. Ob das einer davon ist?“ Wer zum Teufel war
Carola, schoss es mir durch den Sinn und was hatte Sabatino mit ihr zu tun?
Aber es war keine Zeit zum Nachdenken, ich würde ihn selbst mal fragen, wenn
ich ihn wiedersehen sollte, oh mein Gott, das war es ja, werde ich ihn
wiedersehen?
Plötzlich war ich sehr verwirrt. Matteo legt einen Arm auf
die Schulter des Sizilianers. „Carola ist tot. Aber der hier lebt.” Ich sah den Sizilianer nicken und dann
fing er an zu lächeln, doch es war das Lächeln eines halb Besessenen. Er
behielt sein schiefes Lächeln bei, als er anfing, mich zu verprügeln. Ich
wehrte mich nicht. Es waren harte Schläge, die mir die Luft nahmen, aber Matteo
brachte ihn dann wieder zur Besinnung als er der Meinung war, ich hätte genug.
„Du sollst ihn ja nicht umbringen, komm und scher dich wieder raus und leg dich
aufs Ohr.“ Der Sizilianer ging und der widerwärtige Andere auch. Ich lag noch
gekrümmt auf der Pritsche und hielt die Kiefer aufeinander gepresst, da waren
große Schmerzen und ich konnte kaum atmen, aber ich glaubte nicht, dass er mir
was gebrochen hatte. Aus einer Platzwunde bei meiner linken Augenbraue breitete
sich Blut auf der Decke aus, auf der ich auf der linken Seite lag. Ich wagte
nicht, die Augen zu öffnen oder ich konnte es nicht. Ich wollte nur, dass der
Schmerz und die Übelkeit aufhörten und blieb ganz regungslos liegen.
Irgendwann bin ich wohl eingeschlafen. Ich schreckte auf, als
mich zwei Arme grob packten und mich aufsetzten, das ich vor Schmerzen kurz
aufschrie.
Ich hatte keine Ahnung wie spät es war, ob draußen Tag oder
Nacht herrschte, ich hatte nur schrecklichen Durst, mein Mund kam mir dürr und
ausgetrocknet vor und mein ganzer Körper schien nach Wasser zu schreien, jede
Zelle schien nur von diesem Verlangen beseelt, sogar meine Schmerzen, die
blauen Flecken und Prellungen waren unwichtig im Moment, wenn ich nur trinken
könnte. Ich war sehr schwach geworden, das bemerkte ich, als mich Matteo wieder
los ließ und ich beinahe wieder zur Seite gekippt wäre. Warum konnte ich nicht
einfach liegen bleiben? Es kam mir vor, als würde ich schon eine halbe Ewigkeit
eingesperrt sein und die Folter des Wasserentzugs war schlimmer, als alles, was
davor kam. Doch mein Blick schärfte sich langsam wieder, obwohl ich mir vorkam,
als wäre ich trunken und umnebelt und dann sah ich einen fremden Mann vor mir
auf einem Stuhl sitzen. Im ersten Augenblick hatte ich noch das wahnwitzige
Gefühl, es wäre nur eine Einbildung, aber vor mir saß tatsächlich einer, ganz
entspannt und zurückgelehnt, mit übereinander geschlagenen
Beinen wie ein Geschäftsmann.
Wenn ich gekonnt hätte und unter anderen Bedingungen hätte
ich sicher neugierig getan, doch augenblicklich interessierte er mich nicht
die Bohne. Ich bemerkte, dass er angefangen hatte zu sprechen, im tadellosen
italienisch, klar und deutlich- gebildet? Es passte zu seiner Kleidung, denn
die war durch und durch edel, seine Schuhe glänzten, sein Hemd war lupenrein
und die Haare makellos frisiert. Ein herrlicher Teufel in Designerklamotten,
die Tage waren vorbei, nicht, als der Teufel und seine Dämonen in wehenden,
schwarzen und rußenden, unförmigen Lumpen daherkam? Ja, der Teufel müsste heute
an der modischen und
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