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Cosa Mia

Cosa Mia

Titel: Cosa Mia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Auner
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gerissenen Geschäftswelt seine wahre Freude haben, auch
wenn man ihn überhaupt nicht mehr achtete. Lag darin nicht auch der Reiz? Ich
erinnerte mich an ein Zitat aus einem Film. Die Frau sagte: „Aber ich glaube
nicht an den Teufel.“ Und der Mann antwortete: „Das sollten Sie aber, denn er
glaubt an Sie.“
    Ich wusste nichts über Gott oder den Teufel und kann mir auch
heute keinen Begriff machen, meine katholischen

Wurzeln aber bewahren mir den einen oder anderen romantischen
und schauderhaften Gedanken an Heilige, den strafenden Gott, den Teufel im
Flammengewand. Wie stand ich als junges Kind vor den Statuen mit Staunen und
Furcht in allen Gliedern?
    Romantisch war es, auch in späteren Jahren eine Kerze vor der
Jungfrau Maria zu entzünden und für mein Seelenheil zu bitten. Ich liebe noch
immer den Geruch in den Kirchen, die Kühle oder wie ein leichter Schritt noch
überall laut widerhallt. Kerzen, Wachs, Weihrauch und Prunk. Und kommt man aus
einer Kathedrale wieder in das Licht einer gewöhnlichen Straße voller Verkehr
und Menschen, welch ein Gegensatz! Welche Blendung, welche Hitze auf einmal.
Und irgendwo hinter den gläsernen Fassaden sitz ein Verbrecher und
Geschäftsmann in seinem Büro und verhandelt mit der ganzen Welt, Computer, Fax,
Telefone, alles an seiner Seite. Das Surren von modernster Technik.
Transaktionen in höchsten Kreisen und es gibt keinen sichtbaren
Schmutzpartikel, der an seiner Schulter haftet. Ein wahrer Teufel in
Seidenstrümpfen. Welch ein interessanter Gedanke das ist, aber ich schweife ab.

Jedenfalls saß dieser herausgeputzte Mann vor mir, wie
komisch, dieser Aufzug in diesem vor Dreck und Staub wimmelnden Gewölbe, man
hätte lachen können. Aber ich war müde, ich wollte ihm nicht zuhören, doch als
ich den Kopf hängen ließ, fasste er mich mit der behandschuhten Hand (der
Teufel macht sich nicht mehr die Finger schmutzig) unter das Kinn und zwang
mich, ihn anzusehen, er sagte mir, dass ich zuhören soll und wenn ich
wahrheitsgemäß antworten würde, dann gäbe es Wasser, schönes Quellwasser aus
einer großen Flasche. Hah, welche Verlockungen würde er mir noch versprechen,
bevor er dann seine Drohungen ausstoßen würde? Ich sah ihn notgedrungen an.
Sein Gesicht trug viele Spuren des Alters, er schien älter als Sabatino und
seine Augen waren heller, genauso wie seine kurzen Haare schon hellgrau und
seine Augenbrauen buschig waren, wie sie es bei älteren Menschen oft wurden.
    Sein Blick aber war voller Leben und voller Kraft und seine
Augen sahen mich nun sogar ein wenig mitleidig an. Das konnte aber auch
gespielt sein, dennoch bot ich wirklich nicht gerade den schönsten Anblick,
meine Haare waren verfilzt, bestimmt hatte ich hier und da

Schwellungen im Gesicht und Blut klebte gewiss auch noch an
verschiedenen Stellen, sicher an meiner Augenbraue und drum herum, ich fühlte,
wie die verkrustete Wunde arbeitete und spannte. Ehrlich hatte ich keine Ahnung
wie ich auf diesen „Saubermann“ wirkte, aber er zwang mich, ihm zuzuhören.
    „Dass ich nicht eher kommen konnte, aber die Ereignisse
überschlagen sich im Moment und ich muss vorsichtig sein. Du weißt sicher,
warum du hier bist? Du gehörst zu Leone und wie du dir wohl denken
kannst, stehe ich nicht gerade auf dem besten Fuß mit ihm, ich habe noch Dinge
mit ihm zu klären und ich brauche Informationen. Entführungen sind eigentlich
nicht mein Stil, ich verabscheue sie geradezu, erst recht wenn es sich, so wie
bei dir, noch um ein halbes Kind handelt, denk nicht, es wäre ein Vergnügen,
aber es ging nicht anders. Er ließ mir keine andere Wahl.“ Ich wollte sprechen,
aber als ich den Mund aufmachte, kam nur ein Röcheln heraus, ich erschreckte
mich selbst.
     „Oh, so schlimm? Na dann nimm einen kleinen Schluck,
sprechen musst du ja zumindest können.“ Er reichte mir die Flasche, aber ohne
sie aus der Hand zu geben, er

tränkte mich mit zwei, drei, kleinen Schlucken, die ich kaum
runter brachte, doch danach kam wieder eine Stimme, wenn auch eine sehr
schwache aus meiner Kehle. „Vergnügen war es aber bei Ihren Männern, als sie
mich verprügelten. Als würden sie es sehr oft so gehandhabt hier unten. Wenn
Sie Ehrlichkeit von mir verlangen, dann verlange ich sie auch von Ihnen,
jedenfalls heucheln Sie mir nichts vor.“ Ich war längst darüber hinweg, mir
wegen meiner Worte Gedanken zu machen und Angst konnte ich auch kaum empfinden,
es war alles so dumpf irgendwie.
    „Du erstaunst mich, Junge.

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