Cosm
Lokal passen, das Drinks mit synthetischem Absinth und siebenundzwanzig verschiedene Kaffeesorten auf der Speisekarte hatte, und dessen Spezialität ›Exotisch gewürzter Jicama-Salat‹ hieß.
»Ich wollte wieder mal nicht auf Dad hören, und jetzt stecke ich natürlich ziemlich tief drin«, begann Alicia schließlich.
Bernie nickte. »Ich muß erst mal wissen, was bisher gelaufen ist.«
»Für mich klingt es so, als wäre meine Kleine noch gar nicht richtig mit im Spiel«, mischte ihr Vater sich ein.
Alicia sah ihn strafend an und machte einen Schmollmund. Das hieß im Familiencode: Ich komme schon allein zurecht, vielen Dank. Dann sagte sie: »Ich habe den Verdacht, daß die UCI über meinen Kopf hinweg mit Brookhaven einen Handel abschließen will.«
»Wenn Sie den Kopf weiterhin nur in den Sand stecken und nichts unternehmen, wird ihnen das auch gelingen«, bemerkte Bernie vorsichtig.
»Ich weiß, ich weiß. Ich hätte mir längst einen Anwalt nehmen müssen. Aber ich dachte, die UCI würde meine Interessen schützen.«
»Die UCI schützt nur die UCI«, sagte Bernie, und Dad nickte.
»Ich habe Ihnen ja geschrieben, wie sich die Sache für mich darstellt.«
Sie hatte alle ihre Schritte chronologisch aufgelistet, um zu vermeiden, daß sie im Trubel der Ereignisse irgend etwas vergaß. Das Verfahren war das gleiche wie bei ihren Laborbüchern. Sogar über ihre Männerbekanntschaften hatte sie schon Buch geführt, allerdings für den Fall, daß jemand die Aufzeichnungen fand, die Namen mit einem Zahlenschlüssel chiffriert. (Ein Kerl hatte die Liste tatsächlich gefunden, aber der Code hatte sich bewährt.)
»Ich habe ein paar Fragen« – als Bernie die tiefen Sorgenfalten auf ihrer Stirn sah, hob er abermals beschwichtigend die Hände –, »aber das muß nicht unbedingt heute abend sein.«
»Die Sekretärin des Vizekanzlers hat mich heute angerufen und mir mitgeteilt, daß sich das Energieministerium eingeschaltet hat«, sagte Alicia.
Am Tisch wurde es still. Irgendwo winselte eine Espressomaschine ihre tränenfeuchte Klage. »Das ist bedenklich«, sagte Dad.
»Sehr bedenklich sogar.« Bernie runzelte die Stirn. »Die haben Polizeigewalt, wenn es um Eigentumsfragen geht.«
»Das heißt im Klartext?« fragte Jill dazwischen.
»Die Bundesbehörden können Dinge beschlagnahmen, die sich in Privatbesitz befinden«, sagte Dad.
»Gestohlene Dinge«, schränkte Bernie ein.
»Der Cosm ist kein Diebesgut«, beteuerte Alicia gekränkt.
»Er ist in einem nationalen Forschungslabor entstanden«, gab Bernie zu bedenken. »Das Sicherstellungsrecht des Staats wurde, unter anderem im Zuge der Drogenbekämpfung, laufend ausgeweitet. Ich habe mir die einschlägigen Bestimmungen angesehen …«
»Er gehört nicht dem Staat!« fauchte Alicia.
»Wie denn auch?« sprang Jill ihrer Freundin bei.
»Es wurde in einer staatlichen Einrichtung mit staatseigenen Geräten hergestellt«, wiederholte Bernie.
»Aber der Hersteller bin ich und nicht der Staat«, konterte Alicia.
Bernie schüttelte den Kopf. »Die Rechtslage ist eindeutig.«
»Das gefällt mir gar nicht.« Dad hatte eben seinen Salat bekommen und musterte die ölgetränkte Komposition aus gesundem Gemüse mit finsterer Miene.
»Die Universität ist vermutlich nicht darauf erpicht,sich zwischen alle Stühle zu setzen«, sagte Bernie. »Ich habe unter der Hand über einige meiner Kontaktleute Erkundigungen einziehen lassen. Die Verwaltung steht wie eine graue Mauer.«
»Kontaktleute?« fragte Alicia.
»Informanten«, übersetzte Dad. »Die Namen tun nichts zur Sache.«
»Nach ihren Aussagen will sich die Verwaltung auf Anraten der Staatsanwaltschaft und des Energieministeriums so weit wie möglich von Ihnen distanzieren«, sagte Bernie nüchtern.
»Klartext?« bat Alicia. Ihr war ganz flau im Magen. Sie hob die Hand und bestellte sich noch einen Gin Tonic.
»Die UCI kommt glimpflich davon, wenn die Bundesbehörden kriegen, was sie wollen«, erklärte Dad.
»Und das wäre?« fragte Jill.
»Mein Kopf auf einem Silbertablett mit einer Zitronenscheibe im Mund.«
»Jetzt dramatisieren Sie«, mahnte Bernie.
»Das wird man als Verurteilter doch wohl noch dürfen?«
»Immer mit der Ruhe«, sagte Dad. »Noch ist der Ball nicht auf dem Spielfeld.«
»Sportvergleiche sind nicht fair«, beklagte sich Jill. »Wir sollten bei der Essensmetaphorik bleiben.«
»Noch lieber wäre mir das Essen selbst.« Alicia hatte das Gefühl, als verbinde sich der Gin mit der
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