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Cosm

Cosm

Titel: Cosm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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es zwei Uhr morgens – wer war da schon noch unterwegs?
    Der Wagen fuhr über einen kleinen Buckel und beschleunigte wieder. Ihre Stellung war scheußlich unbequem. Sie lag der Länge nach im Kofferraum, und was sie an ihrem Hinterkopf spürte, mußte wohl der Ersatzreifen sein. Du mußt dich orientieren.
    Sie hatte nur einen kurzen Blick auf den Wagen werfen können. Aber wenn sie sich recht erinnerte, hatten viele Autos dieser Größe für lange Gegenstände wie etwa Skier ein Fach, das vom Kofferraum unter den Rücksitz führte. Ob sich damit etwas anfangen ließ?
    Als der Wagen langsamer fuhr und das Fahrgeräusch leiser wurde, hörte sie Stimmen von vorne. Eine Stimme klang lauter, näher: der Mann auf dem Rücksitz. Sie verwarf die Idee, die Klappe zum Fahrgastraum durchzutreten. Was hätte sie schon davon, sich neben den Entführer zu setzen?
    Der Wagen hielt an, bog nach rechts ab. Wohin er wohl jetzt fuhr? Vielleicht die University stadtauswärts in Richtung Freeway? Wenn sie erst die Schnellstraße erreichten und sich Meile um Meile vom Tatort entfernten, wäre sie auf fremdem Territorium, selbst wenn es ihr irgendwie gelänge, sich zu befreien. Mach schnell!
    Sie tastete den Kofferraumdeckel ab, bis sie das Schloßgehäuse spürte. Sie hatte sich noch nie ein Autoschloß aus der Nähe angesehen, nun mußte sie in völliger Dunkelheit versuchen, sich aus dem, was ihre Fingerspitzen spürten, ein Bild zu machen.
    Befühlen, spüren. Eine Stahlstange, um die zwei Metallgebilde herumführten, die an dünne, glatte Hummerscheren erinnerten. Richtig, das mußten die Greifklauen an der Innenseite des Kofferraumdeckels sein.
    Nun suchte sie zu erschließen, wie der Mechanismus funktionierte. Wenn man den Deckel zuwarf, schlossen sich die Klauen um eine U-förmige Stahlklammer. Bei geschlossenem Deckel wurde die Hummerschere vermutlich von starken Federn gehalten, doch um an die heranzukommen, waren ihre Finger zu kurz. Überhaupt ziemlich aussichtslos, sie herausreißen zu wollen, sie befanden sich irgendwo im Stahlgehäuse der Greifklauen.
    Wo? Sie fuhr mit den Fingern an der Kante einer rechteckigen Platte entlang. Wahrscheinlich verbargen sich darunter die Federn.
    Okay – nehmen wir uns die Klammer vor. Sie war am oberen Rand des Kofferraums an der Innenseite befestigt. An den Enden des U stießen ihre Finger auf mehrere Muttern. Angenommen, man schraubte sie auf?
    Dann müßte sich die U-Klammer lösen und, immer noch von den beiden Klauen gehalten, mit dem Deckel nach oben schwingen.
    Aber dazu brauchte man einen Schraubenschlüssel. Sie versuchte, die Muttern zu drehen, vielleicht hatten sie ja ein wenig Spiel. Wenn ein Wagen viel auf holprigen Straßen herumgeschüttelt wurde, wurde so manches locker …
    Pech gehabt. Die Muttern saßen fest. Die Kanten schnitten ihr in die Fingerspitzen. Noch einmal führte sie sich den ganzen Mechanismus vor Augen, um irgendeine Schwachstelle zu finden. Der Wagen bremste; sie rollte auf den Rücksitz zu. Wieder hörte sie Stimmen von vorn. Verdammt, wer waren diese Männer? Ihre Schnelligkeit, ihre Routine waren erschreckend; sie hatten sie aus ihrem Wagen gezogen und hierhergeschleppt, ohne daß ein einziges Wort gefallen wäre …
    Den grauen Wagen hatten sie zurückgelassen. Hatten sie denn keine Angst, daß er die Polizei zu ihnen führen könnte? Vielleicht war er gestohlen. Vielleicht …
    Schluß mit den Spekulationen, befahl sie sich. Das Schloß. Kümmere dich um das Schloß. Wenn Jill Schlösser knacken kann, kannst du es auch.
    Wieder griff sie das Gehäuse ab und setzte die Informationen, die sie von ihren Fingerspitzen bekam, in Bilder um. Ihre linke Hand stockte, als sie ein kleines Loch spürte. Mit dem kleinen Finger fand sie es wieder. Es war gerade groß genug für die Fingerspitze. Nicht sehr vielversprechend. Immerhin war sie sicher, daß es sich in der Platte befand, unter der sich die Federn verbargen.
    Sie tastete die Umgebung ab. Das Loch befand sich nahe an der Kante, nur wenige Zentimeter vom eigentlichen Schloß entfernt. Irgendwo mußte es einen Öffnungsmechanismus geben. Sie erinnerte sich, daß man bei einigen Modellen auf einen Knopf drücken mußte, um den Kofferraum zu öffnen. Bei ihrem Miata allerdings nicht.
    Denk nach. Der Knopf betätigte vermutlich einen Seilzug, der das Schloß entriegelte. Keine Elektronik, nein; wozu einen Servomotor, wenn man auch mit mechanischer Kraftübertragung zum Ziel kam.
    Okay, genug der Theorie. Der

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