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Cosm

Cosm

Titel: Cosm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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eben verrückt sind. Man versteht sie nicht einmal im Nachhinein.«
    »Ich will sie doch gar nicht verstehen.«
    »Sie kommen wahrscheinlich vom National Enquirer- Ende des Spektrums.«
    »Hmm. Ob mein Vater da etwas tun kann?«
    Ihr Dad hatte eben erst einen Artikel über die Reaktion der Medien auf den Cosm veröffentlicht – natürlich ohne ihr ein Wort davon zu sagen. Als sie das erwähnte, redete Max ihr zu, ihn anzurufen, und sie griff ziemlich schuldbewußt zum Hörer. Wie nicht anders zu erwarten, war Dad sofort auf der Palme. Er konnte nicht begreifen, daß sie ihn nicht auf der Stelle benachrichtigt hatte. Auch die Erklärung, sie habe zu sehr unter Schock gestanden, konnte ihn nicht beschwichtigen. Doch dann stellte er die gleichen Überlegungen an wie sie und Max und versprach, sich in Medienkreisen umzuhören.
    Es war bereits Nachmittag, als sie sich endlich ins Labor flüchten konnte. »Ich habe mir den Anstieg der Emissionen im Infrarot- und im sichtbaren Bereich angesehen«, erklärte Zak, bevor sie sich noch richtig hingesetzt hatte.
    »Ach ja, daran hatte ich gar nicht mehr gedacht.« Die letzte Nacht schien unendlich weit zurückzuliegen.
    »Vorher mußten wir jedem einzelnen Photon nachjagen. Jetzt kommen sie in Scharen. Sehen Sie mal, was ich hier habe.«
    Er zeigte ihr Infrarotbilder von riesigen, grellrot flimmernden Massen. Sie war beeindruckt. Wo junge Sonnen die Finsternis zurückdrängten, bohrten sich gelbe Lichtstreifen durch die dicken Wolkenbänke.
    »Staubwolken, aus denen Sterne kondensieren – aber noch keine Spur von Galaxien?«
    Zak schüttelte den Kopf, das lange Haar fiel ihm ins Gesicht. »Sieht so aus als hätten diejenigen Astrophysiker recht, für die Sterne vor Galaxien kommen.«
    Ob sich die wogenden Staubmassen zuerst zu Galaxien verfestigten, um dann Sterne auszubilden, oderumgekehrt, war eine alte Streitfrage, für die sich allerdings außer den Astronomen kaum jemand interessierte. Doch Alicia fand es tief beglückend, die Antwort sehen zu können, die erste zu sein, die das Geheimnis lüftete. Sie maßen die Infrarotemissionen des Staubs nun schon seit einigen Wochen. Als das Cosm-Universum expandierte, war er zunächst abgekühlt, doch nun wurde er durch die Entstehung heller, blauweißer Sterne aufs neue erwärmt. Der Cosm wurde sich seiner Möglichkeiten bewußt.
    »Seltsam«, sagte Zak, »im Moment kann man unglaublich viel sehen.«
    »Weil der Staub stellenweise kondensiert und damit den Blick freigibt?«
    »Nein, weil wir sehr viel mehr Licht aus dem gesamten Spektrum auffangen.«
    »Hmm. Der Cosm wird heller?«
    »Ich glaube, er läßt nur mehr Licht durch.«
    Eine eingehende Analyse der Flußdichtemessungen ergab, daß Zak recht hatte. Die Emissionen im sichtbaren Bereich waren für das menschliche Auge zwar immer noch zu schwach, aber für die Instrumente immerhin ausreichend. Sie prüften alles gründlich nach, aber offenbar war Zak nirgendwo ein Fehler unterlaufen.
    Alicia nickte. »Saubere Arbeit. Aus irgendeinem Grund läßt das Zeug, das den Flaschenhals offenhält, jetzt mehr elektromagnetische Strahlung durch als bisher.«
    Zak nickte. »Diesen Teil von Max’ Theorie habe ich nie so recht verstanden. Exotische Materie, negative Energiedichte, alles ziemlich schwer verdaulich.«
    »Das kann man wohl sagen.«
    »Aber warum kann zwar etwas Licht durchdringen, aber keine Materie?«
    Sie zuckte die Achseln und lächelte ratlos. »Warum verliert der Cosm an Masse? Wird das Superzeug, dasden Flaschenhals offenhält, vielleicht dünner und damit lichtdurchlässiger? Aber Materie bekommen wir nach wie vor nicht; der Cosm ist und bleibt ein Fenster.«
    »Klingt einleuchtend …«
    »Max hat ein sehr komplexes Modell entworfen, aber mir ist es zu hoch. Wir messen einfach weiter und überlassen den Modellbau den Theoretikern, okay?«
    »Einverstanden«, erwiderte Zak grinsend und tippte die Befehle für die weitere Datenerfassung ein.
    Sie spürte eine Welle der Zuneigung zu diesem stillen, unermüdlich fleißigen und absolut zuverlässigen Jungen. Die innere Verbundenheit zwischen Menschen, die viele Stunden lang gemeinsam an der Lösung schwieriger Probleme arbeiteten, war eine wichtige, emotionale Stütze jeder Wissenschaftlergemeinde. Wenn Alicias Tutor sie und seine anderen Studenten und Postdocs auf ein Bier eingeladen hatte, war der Ablauf immer der gleiche gewesen: der Tutor erzählte ernste und heitere Geschichten aus der Vergangenheit, und die

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