Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cosm

Cosm

Titel: Cosm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
Vom Netzwerk:
hatte er auch recht. Die glänzende Kugel war ein handfester Beweis für ein Universum, das immer noch Geheimnisse von ungeheurer Tragweite in sich barg, ein Beweis, der sich nicht in unendlich kleinen, für kein Auge sichtbaren Teilchen versteckte, sondern einem direkt ins Gesicht starrte.
    Für die Theoretiker war die Natur ein Buch, in dem man lesen konnte. Wenn die Bibel Gottes Wort war, dann hatte er in der Natur die Beispiele dazu ausgearbeitet. Natur, das war Information im Sonntagskleid mit einem wunderschönen, mathematischen Spitzenkrägelchen. Aber unter den Händen der modernen Wissenschaft war die Realität in viele, unendlich kleine Scherben zerfallen. Wo blieb bei all den abstrusen, mathematischen Symmetrien und den Schwärmen unsichtbarer Elementarteilchen die Wirklichkeit zum Anfassen?
    »Bisher hatten wir nur eine abstrakte, und mikroskopisch kleine Welt«, stieß Max mit unerwarteter Heftigkeit hervor. »Doch jetzt haben wir den Cosm.«

 
    8 Alicia merkte erst, daß etwas nicht stimmte, als ihr der Airbag ins Gesicht knallte.
    Wamm! Jetzt drang auch ein Krachen und Knirschen in ihr Bewußtsein, und sie spürte die Wucht, mit der sich der graue Wagen vorne links in ihren Miata bohrte. Sie hatte Zak gute Nacht gesagt, dann war sie in ihren Wagen gestiegen und vom UCI-Parkplatz weggefahren. Max war um Mitternacht gegangen, und als sie in die nächste Seitenstraße einbog, hatte sie noch kurz an ihn gedacht. Dann hatten sich die Ereignisse überstürzt.
    Mit einem Mal war ihre Windschutzscheibe voller Risse, und sie konnte den grauen Wagen nicht mehr sehen. Sie holte tief Luft und wollte um den Airbag herumgreifen, um die Zündung auszuschalten, aber es ging nicht. Sie war eingeklemmt. Immerhin gelang es ihr, mit der rechten Hand den Sicherheitsgurt zu öffnen. Dann nahm sie, wieder mit beunruhigender Verzögerung, einen durchdringenden Benzingeruch wahr. Ihre Tür wurde aufgerissen. Sie drehte den Kopf, Glassplitter klirrten auf den Beton, ein Männerkopf mit einem breitkrempigen Hut tauchte auf, und zwei Hände packten sie am Kragen.
    »Ich kann … kann nicht aussteigen …«
    Der Mann zog sie mit einem energischen Ruck aus dem Wagen, sie stolperte, drohte auf den Beton zu stürzen, bemühte sich, das Gleichgewicht zu halten – sie mußte auf den Beinen bleiben, das war sehr wichtig. Aber es war auch schwierig, denn der Mann war groß und zog sie mit seinen kräftigen Händen gewaltsam von ihrem Wagen weg. Ein zweiter Mann schob von der Seite nach, und auf einmal stand da noch ein Wagen – schwarz. Der graue Wagen steckte in der Seite ihres geliebten Miata – und er war leer.
    »He, Sie da …«, begann sie, doch da hatten sie den schwarzen Wagen schon erreicht, und ein dritter Mann mit Hut öffnete den Kofferraum.
    »Warten Sie, wer sind …?« Alicia wurde ohne ein Wort gepackt und wie eine Mülltüte in den Kofferraum geworfen. Der Deckel schlug zu.
    Schwer atmend drehte sie sich auf den Rücken. Der Wagen fuhr ruckartig an, aber ohne Motorengeheul und quietschende Reifen. Sehr schlau; nur keine Aufmerksamkeit erregen. Zufällige Beobachter konnten sich ruhig wieder um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern.
    Sie kam ins Rutschen und prallte gegen die linke Kofferraumseite. Der Wagen beschleunigte in einer langgezogenen Kurve. Vermutlich die Ringstraße um den Campus.
    Panik schnürte ihr die Kehle zu. Ihr Schrei klang jämmerlich dünn. Sie schlug mit beiden Händen auf die Blechwand über ihrem Gesicht.
    Was wollten die Männer? Sie vergewaltigen? Urängste erwachten: Überfälle auf Frauen im Wald, brutale Grausamkeiten, Titelbilder von aufgefundenen Leichen. In wilder Panik hämmerte sie immer weiter gegen den Kofferraumdeckel, bis ihr die Hände wehtaten.
    Dann lag sie ganz still und holte tief Atem, um sich zu beruhigen.
    Okay, sie wurde von ein paar Idioten entführt. Denk nach. Laß dich von deinen Ängsten nicht unterkriegen. So ist es gut.
    Du mußt zu fliehen versuchen. Schnell. Kümmere dich nicht darum, wer sie sind. So könnte Dad mit mir reden, dachte sie, und er hätte recht.
    Sollte sie warten, bis der Wagen an einer Ampel anhielt, um dann Lärm zu machen? Vielleicht hörte ein Fußgänger ihre Schreie und rief die Polizei.
    Nein, das war Unsinn. Kein braver Bürger käme auf die Idee, etwa den Wagen anhalten zu wollen. Und wenn sie den Männern allzu lästig wurde, brauchten sie nur den Kofferraum zu öffnen und ihr ordentlich eins über den Schädel zu geben. Außerdem war

Weitere Kostenlose Bücher