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Cosm

Cosm

Titel: Cosm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Öffnungsmechanismus befand sich wahrscheinlich irgendwo unter der kleinen Stahlplatte zwischen der Klaue und dem kleinen Loch. Wieder bohrte sie den kleinen Finger hinein, kam etwa zwei Zentimeter weit. Nichts zu spüren. Okay, du brauchst etwas, mit dem du tiefer hineinkommst und das du hin- und herbewegen kannst.
    Aber was? Sie tastete um sich, aber der Kofferraum war völlig leer. Die Männer waren so rücksichtsvoll gewesen, alles herauszunehmen. Aber Kissen gab es keine; es war ihnen also nicht etwa um ihre Bequemlichkeit gegangen. Nicht einmal der Wagenheber …
    Sie wühlte in ihren Taschen. Schlüssel, aber die waren alle viel zu dick, paßten nicht durch das Loch …
    Ihr Kuli. Er steckte in der Brusttasche ihrer Arbeitsbluse. Ziemlich dünn, ein billiges Ding aus dem Magazin des Fachbereichs Physik. Sie zog die Kappe ab und steckte sie in die Brusttasche zurück.
    Wieder fuhr der Wagen über einen Buckel und wurde dann schneller. Sie rollte bis ans hintere Ende des Kofferraums, wälzte sich wieder zurück und suchte so lange, bis sie Platte und Loch wiedergefunden hatte. Wenn es so dunkel war wie hier, verlor man leicht die Orientierung.
    Die Geschwindigkeit nahm zu. Auf der University gab es stadtauswärts eine längere Strecke ohne Ampeln. Oder waren sie schon auf dem Freeway? Nein, noch nicht; dann wäre der Motor lauter.
    Aber lange konnte es nicht mehr dauern. Jetzt hatte sie das Loch und konnte den Stift hineinschieben. Viel Spielraum hatte er nicht. Sie schob ihn schräg auf dieKlauen zu. Der Riegel befand sich vermutlich in der Mitte.
    Der Stift berührte etwas. Sie drückte von der Seite dagegen, so fest sie konnte. Nichts rührte sich. Noch ein Versuch. Vergeblich.
    Vielleicht drückte sie in die falsche Richtung. Wie bewegte sich ein Riegel? Nach oben oder nach unten? Keine Zeit für lange Überlegungen; einfach ausprobieren. Sie bewegte den Stift ein paarmal auf und ab. Jetzt bekam er keinen Kontakt mehr.
    Der Wagen bremste; wieder rutschte sie nach vorn. Verdammt! Sie schob sich in ihre alte Stellung zurück, steckte den Stift wieder ins Loch und drehte ihn. Der Winkel war nicht sehr günstig.
    Der Stift glitt ihr aus den Fingern und kullerte davon. Ihr Herz machte vor Schreck einen Satz. Hätte er ihr nicht auch auf die Brust fallen können? Sie tastete nach rechts, aber da war er nicht. Wie, zum Teufel, konnte ein Stift hier …?
    Dann spürte sie ihn unter ihrer linken Hand. Er war ein Stück weit nach hinten gerollt.
    Wieder zurück damit ins Loch. Der Wagen wurde noch langsamer. Während sie den Stift drehte, fragte sie sich plötzlich, ob der Riegel beim Aufspringen wohl sehr laut knacken würde. Am Ende so laut, daß die Männer es hörten? Dann passierte es besser noch während der Fahrt, damit der Straßenlärm das Geräusch überdeckte.
    Der Stift stieß auf Widerstand. Sie drückte vorsichtig dagegen. Keine Bewegung. Sie drückte fester – und neben ihrem Ohr machte es Zing! Durch einen schmalen Spalt drang grelles, leicht bläuliches Licht. Der Deckel war zwei Zentimeter weit aufgesprungen und in dieser Stellung geblieben.
    Sie spürte, wie der Wagen abgebremst wurde, steckte den Stift in die Hosentasche und drehte sich auf den Bauch. Gleich würden sie anhalten. Sie drückte denKofferraumdeckel mit dem Rücken nach oben. Kein Aufschrei von vorn. Sie richtete sich vollends auf, schob ein Bein über die Kante. Die Straßenlaternen starrten sie an.
    Sobald der Wagen stand, stellte sie den Fuß auf die Straße und verlagerte ganz behutsam, um die Federung nicht ruckartig zu entlasten, ihr Gewicht auf dieses Bein. Der zweite Fuß scharrte leise über den rauhen Beton.
    Sie kauerte sich dicht hinter die Stoßstange. Der Kofferraumdeckel verdeckte die Sicht. Daß er offen war, konnte den Entführern nicht lange verborgen bleiben. Sie zog ihn mit beiden Händen herunter, bis er sich wieder zwei Zentimeter über dem Rand befand.
    Ein schneller Blick nach vorn. Die drei Köpfe im Fahrgastraum hatten sich nicht bewegt. Ohne sich aufzurichten, sah sie sich um. Kein anderer Wagen war zu sehen. Sie standen an der Kreuzung Michaelson/University, die Ampel war rot, und während sie noch überlegte, begann auf der Michaelson das gelbe Licht zu blinken. Die Ampel würde gleich umspringen.
    Sie mußte sich eisern beherrschen, um nicht loszurennen, sondern zu bleiben, wo sie war. Die Ampel schaltete auf Grün, der Wagen startete mit quietschenden Reifen. Die Auffahrt zum Freeway befand sich eine

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