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Cosm

Cosm

Titel: Cosm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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bestimmt niemalsscheiden lassen würden. Ob sie ihren künftigen Partnerinnen wohl gleich zu Anfang den nötigen Respekt vor der Bedeutung der Elementarteilchenphysik vermittelten und ihnen klarmachten, daß sie von ihren Männern nicht allzuviel Zeit erwarten durften? Ein männlicher Postdoc, der noch ledig war, wurde unweigerlich mißtrauisch beäugt; nur verheiratete Physiker waren erfolgreiche Physiker. Ein Postdoc hatte einmal gesagt, er wolle nur deshalb heiraten, um sich endlich die lästigen, gesellschaftlichen Verpflichtungen vom Hals zu schaffen.
    Zak kam zurück, und sie erledigten noch ein paar Kleinigkeiten. »Kommen Sie, Zakster«, sagte Alicia schließlich und umarmte ihn. »Jetzt trinken wir noch ein Bier miteinander.«

 
    2 Die Entführung ging Alicia nicht aus dem Sinn. Wenn sie ein Gebäude verließ, sah sie sich argwöhnisch um. Bei Nacht vermied sie es nach Möglichkeit überhaupt, aus dem Haus zu gehen. Auf dem Weg zum Parkplatz, wo ihr Mietwagen stand, hielt sie den Schlüssel wie ein Messer in der Hand, um sofort zustoßen zu können, falls jemand sie packte. Fremde waren ihr von vornherein verdächtig. Wenn ein Anrufer wortlos auflegte, geriet sie ganz aus dem Häuschen und konnte sich stundenlang nicht mehr konzentrieren. Einmal erschrak sie tatsächlich vor ihrem eigenen Schatten. Zak bemerkte, in welcher Verfassung sie war, und unterstützte sie auf seine ruhige Art, wo er nur konnte. Max ging gezielter vor, wenn er an der UCI war, ließ er sie auf dem Campus keinen Augenblick allein. Jill hörte sich geduldig ihre endlosen Monologe an, und das tat gut. Ein paarmal betrank sich Alicia eine ganze Nacht lang und büßte dafür am nächsten Tag mit rasenden Kopfschmerzen.
    Die Polizei ›rannte gegen eine Mauer‹, wie einer ihrer Vertreter sich ausdrückte. Die Entführer waren sehr vorsichtig gewesen und hatten kaum Spuren hinterlassen. Alicias Projekt war weithin bekannt, und im Prinzip gab es unzählige Verdächtige.
    Sie erwog, sich eine Waffe zu besorgen, und kam wieder davon ab; sie fürchtete sich vor Waffen. Nachdem sie ein paar Tage in ständiger Angst geschwebt hatte, wurde sie etwas ruhiger, aber ihre frühere Unbefangenheit gewann sie nicht zurück.
     
    Die UCI stellte einen bewaffneten Wächter vor das Observatorium. Alicia war dafür sehr dankbar. Mit der Zeit legte sich die allgemeine Aufregung, und sie kam auch wieder zum Arbeiten. Doch dann betrat sie eines Morgens ihr Labor und sah sich plötzlich einem langen Kerl gegenüber, der sie angrinste. Ihr blieb fast die Luft weg.
    »Was …? Wer sind Sie?«
    »Ein einfacher Bürger. Wollte mich hier nur mal umsehen.«
    »Wie sind Sie hereingekommen?«
    Er grinste. »Jeder Mensch braucht seinen Schlaf.«
    Jäh erwachten die Erinnerungen an ihre Entführung und schnürten ihr die Kehle zu. Der Mann schien nicht bösartig zu sein, trotzdem klopfte ihr das Herz zum Zerspringen. Dieser grauenvolle, dunkle Kofferraum … Etwas von der Wut, die sich damals angestaut hatte, kam ihr jetzt zu Hilfe. Sie warf ihre Aktenmappe auf den Tisch und wies zur Tür. »Sehen Sie zu, daß Sie …«
    »Die Masse ist hier das Geheimnis, stimmt’s?«
    »Was?«
    »He, ich verstehe was von der Sache. Mir brauchen Sie mit dem Unsinn, den Sie im Fernsehen erzählt haben, wirklich nicht zu kommen.«
    Er war ziemlich groß, sah aber nicht gefährlich aus. Alicia überlegte krampfhaft, wie sie ihn möglichst schnell loswerden könnte. »Sie sehen doch …«
    »Das Dingelchen da drin hat ‘ne ganze Menge Masse mehr, als man ihm ansieht, ja? Aber Sie haben das alles zu dem kleinen Ball verdichtet, und das ist der Trick dabei. Raffiniert! Nur …« – ein verschwörerisches Augenzwinkern – »ich weiß, wie Sie das gemacht haben.«
    »Wirklich?« Sie schlenderte wie zufällig ein paar Schritte weiter und verschanzte sich hinter einem Meßgerät.
    »Magnetismus, das ist das Geheimnis. Hab ich recht?«
    »Magnetische Felder haben keinen Einfluß auf die Masse …«
    »Das sagen Sie! Aber Sie haben das Ding eingefangen, und ich behaupte, Sie wissen mehr, als Sie zugeben.«
    »Und das wäre?«
    »Das Dingelchen hat überhaupt nichts mit Raumzeit zu tun, richtig? Sehen Sie doch mal genau hin!« Er drehte sich so schnell um, daß sie glaubte, er würde über die eigenen Füße stolpern. Dann deutete er mit einem Finger zwischen die Magnetpole. »Sehen Sie nur, wie es glänzt. Das ist ein Raumschiff und nichts sonst.«
    Wie konnte sie ihn vom Cosm weglocken, ohne

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