Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cosm

Cosm

Titel: Cosm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
Vom Netzwerk:
Zischen brachte sie wieder zu sich. War es lauter geworden?
    Sie schob den Kopf an zwei großen Magneten vorbei und schaute in die Öffnung des Irvine-Detektors. Die Ringröhre war geborsten. Ein ganzer Abschnitt war herausgesprengt worden. Harte Berylliumsplitter hatten sich in die Detektorflächen gebohrt und große Löcher gerissen.
    Es mußte eine Explosion von ungeheurer Wucht gewesen sein. Und unter den verbogenen Stahlstreben und den verformten Platten befand sich etwas, das hier nun wirklich nichts zu suchen hatte.
    In der Bruchstelle der Ringröhre steckte eine glänzende Kugel.
    Ihr Querschnitt war größer als der Durchmesser des Rohrs. Alicia trat vorsichtig näher und sah ihr eigenes Gesicht, verzerrt, mit offenem Mund, in der blanken Oberfläche reflektiert.
    Schillernde Lichtreflexe zuckten über den Chromball, ließen das Spiegelbild lebendig werden.
    Keine Blume, aber doch von gespenstischer Schönheit. Was, zum Teufel, war das?

 
    6 Winselnd rollte der Laufkran über dieschweren Schienen an der Decke. »Etwas weiter nach hinten«, rief Alicia.
    Zak fuhr den Kran langsam zurück, bis sich die Laufkatze mit dem Dauermagneten genau über der seltsamen Chromkugel befand. »Okay!« sagte sie.
    »Meinen Sie nicht …?« rief Zak von der Kransteuerung herüber.
    »In ein paar Minuten kommen die anderen vom Essen zurück. Bis dahin müssen wir das Ding rausgeholt haben.«
    »Aber wenn nun …«
    »Los jetzt !« Sie sprach nicht laut, aber bestimmt. Sie war überreizt und ließ Dampf ab, indem sie ihn herumkommandierte. Das hierarchische Verhältnis zwischen Professor und Postdoc war eigentlich nicht nach ihremGeschmack, aber bisweilen doch ganz nützlich. Trotzdem … »Äh – bitte.«
    Sie hatte die Kugel mit einer Holzlatte angestoßen, aber sie hatte sich nicht bewegt. Eine Stahlstange wäre an den Magnetpolen hängengeblieben. Erst danach war ihr aufgefallen, daß die Kugel die Verkleidung der Röhre nicht berührte, sondern in einem Millimeter Abstand scheinbar frei in der Luft schwebte.
    Dafür gab es nur eine Erklärung. Sie wurde von den Magnetfeldern zur Fokussierung der Teilchenströme mitten im Detektorkomplex festgehalten. Der Fokus wurde von zwei gekühlten, supraleitenden Magneten eingerahmt. In einem Fach lagen als Reserve zwei kleinere U-Magneten aus dauermagnetisiertem Stahl.
    Wenn sie den U-Magneten genau über die Kugel brachte und dann einen Stromstoß durch die Magnetspulenkonfiguration schickte, würde die Kugel wie an einem unsichtbaren Gummiband nach oben schnellen und hoffentlich im Feld des Dauermagneten hängenbleiben.
    »Okay, jetzt kommt das Spiel mit der Stromregulierung«, sagte sie.
    Die Magnetspulen um die Kugel ließen sich über das Keyboard steuern, das sie in der Hand hielt. Mit ein paar Tastenkombinationen hatte sie die starken Felder im Umkreis der Bruchstelle heruntergeregelt. Hatte die Kugel eben gezuckt wie von unsichtbaren Kräften bewegt?
    Sie hatte es aus Sicherheitsgründen vermieden, das Ding mit der Hand zu berühren. Wenn man es mit der Latte anstieß, fühlte es sich massiv an. Doch das schillernde Fleckenmuster, das alle Spiegelbilder überzog, war verwirrend. Laserstrahlen zeigten diese merkwürdige Eigenschaft. Wenn sich das Licht der Wellenlänge anpaßte, entstanden abwechselnd helle und dunkle Stellen. Aber wieso war die Kugel dazu fähig?
    Sie mußte leitfähig sein, sonst hätten die starkenMagnetfelder sie nicht in der Ringröhre festhalten können. Ein Stein wäre etwa einfach durchgefallen. Diese Erkenntnis hatte Alicia auf eine Idee gebracht.
    »Jetzt ganz vorsichtig … runter mit dem Dauermagneten …«
    Sie behielt das große U scharf im Auge, als sich die beiden Pole der Kugel näherten. Wenn sie den Stromstoß genau im richtigen Moment durch die Spulen jagte, mußte die Kugel im Netz des stärkeren Dauermagneten hängenbleiben.
    »Tiefer … ganz wenig nur …«
    Wieder erbebte die Kugel. Mit weiteren Computerbefehlen regulierte sie die Fokussierungsfelder. Träge, wie gegen einen elastischen Widerstand schwebte die Kugel nach oben, auf die Magnetpole zu.
    »Wieviel wiegt das Ding eigentlich?« rief Zak.
    »Eine ganze Menge.« Sie hatte die Felder so weit wie möglich verstärkt, trotzdem rührte sich das Objekt kaum von der Stelle.
    Noch eine leichte Variierung der oberen Felder. Die Kugel hüpfte zwischen die Pole des Dauermagneten – und blieb hängen.
    Alicia atmete so vorsichtig aus, als könnte der leiseste Lufthauch alles

Weitere Kostenlose Bücher