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Cosm

Cosm

Titel: Cosm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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die winzige Explosion wurde die Materie auf das Hundertfache der Dichte der Ausgangsnukleonen komprimiert.
    Anschließend expandierte die Trümmerwolke und kühlte dabei ab. Das BRAHMS beobachtete das sichausdehnende Zentrum, entnahm Proben des hochverdichteten Sprühnebels und suchte darin nach flüchtigen Spuren einer neuen Materieform. Es war so ähnlich, als würde man Wassertröpfchen gegeneinanderschleudern, um den Dampf zu entdecken.
    Alicia, Zak und ein Technikerteam betraten, mehrere Rollwagen mit Diagnosegeräten vor sich herschiebend, die BRAHMS-Bucht.
    »Vielleicht nehmen wir uns zuerst den vorderen Spektrometerarm vor«, sagte Alicia. Dieses wichtige Instrument analysierte in Richtung des Teilchenstroms mit hoher Präzision die verschiedene Teilchenenergien.
    Die Idee war naheliegend, und so beschäftigten sie sich eine Stunde lang mit dem neunzehn Meter langen Koloß. Sie fanden keinen Fehler.
    »Sollen wir als nächstes an die Teilchenverfolger gehen?« fragte Zak einen der Techniker. Alle nickten. Normalerweise setzte man sich vor den Bildschirm und wartete den Spruch der Fernmessungen ab, aber Alicia befürchtete ein defektes Stromkabel oder eine geplatzte Gasleitung, und beides wäre von der Zählstelle aus nicht festzustellen gewesen.
    Als externe ›Nutzer‹ wußten Zak und Alicia über BRAHMS natürlich nicht so gut Bescheid wie die Leute, die zehn Jahre lang daran gebaut hatten. Alicia wußte, daß viele Nutzer sich in den Kontrollraum setzen und abwarten würden, bis das Collider-Team die Störung gefunden hatte. Aber sie war nach ihrem Diplom längere Zeit in Brookhaven gewesen, hatte beim Bau der BRAHMS-Vielfachdiagnostik, der Teilchenstromzähler und aller anderen Komponenten mitgeholfen und leitete daraus gewisse Sonderrechte für sich ab. Zwar konnten sich dieser Meinung nicht alle Techniker anschließen, aber sie verschaffte sich mit finsteren Blicken und harschen Worten Respekt, und sorgte so dafür, daß die Arbeit schneller voranging. Jedenfalls sah sie es so.
    Auch die Teilchenverfolger waren in Ordnung.
    Keine Spur von Radioaktivität in der Bucht.
    »Jetzt sehen wir uns am besten den Cherenkov-Detektor an«, sagte Alicia. »Womöglich liefert er uns ein fehlerhaftes Rückkopplungssignal, und dann …«
    »Das glaube ich nicht«, sagte jemand.
    »Wie bitte?« fragte sie scharf.
    »Wir sollten erst essen gehen«, schlug der Teamleiter vor. »Wir hängen schon ziemlich lange an der Sache dran, und es ist weit nach Mittag.«
    Sie sah ihn erstaunt an. Aufgewühlt und hektisch, wie sie war, hatte sie die Zeit vollkommen vergessen; sie sah nur noch ihre Arbeit und dieses Rätsel, das sie zur Weißglut trieb.
    »Na schön. Ach ja, vielen Dank, Sie waren wirklich sehr hilfsbereit.«
    Als alle gegangen waren, holte sie tief Atem. »Zak, wir sehen mal hier drüben nach …«
    Damit war für Zak klar, daß an eine Mittagspause nicht zu denken war. Ohne Murren ging er mit ihr zum Hauptkomplex hinüber.
    Die Achse von BRAHMS verlief parallel zur Ringröhre mit den beiden, von starken Magneten auf ihrer Bahn gehaltenen, in entgegengesetzter Richtung fließenden Teilchenströmen. Wenn die Teilchen kollidierten, sprühten die Trümmer in die um die Röhre angebrachten Detektoren. Der Querschnitt der Röhre betrug trotz der gewaltigen Energien, die sie durchrasten, nur wenige, bescheidene Zentimeter.
    Als externer Nutzer hatte Alicia ihren eigenen, selbstgebauten Spezialdetektor, das Core-Element , in die Versuchsanordnung eingebracht und an das BRAHMS angeschlossen, was aber den Leuten, die den Hauptkomplex gebaut hatten und sich nun als seine Besitzer betrachteten, nicht recht geheuer war. In ihrer Dissertation hatte Alicia sich fast ausschließlich mit dem Entwurf und dem Bau eines über und über mit flachen, mattschwarzen Flächen bedeckten Zylinders befaßt.
    Auf den konzentrisch angebrachten Silikonplatten befanden sich Millionen von winzigen, elektronisch miteinander verbundenen Detektoren, die nach dem gleichen Verfahren hergestellt wurden wie die integrierten Schaltkreise kommerzieller Elektronikfirmen. Wenn ein geladenes Teilchen die Platten passierte, löste es elektrische Impulse aus. Viele solche Pixel zusammen ergaben ein prächtiges Bild des Aufpralls.
    Andere Detektoren bestanden aus länglichen, dachschindelartig übereinanderliegenden Platten in schwarzen Plastikhüllen, aus denen dicke, farbcodierte Draht- oder Glasfaserbündel quollen.
    Alicia tippte einige Befehle in die Tasten

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