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Cosm

Cosm

Titel: Cosm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Erklärung für die Explosion. Lecks im Vakuumsystem entstanden im allgemeinen durch winzige Risse oder schlecht sitzende Dichtungen. Aber selbst bei einem vollständigen Zusammenbruch wären die Teile nach innen gesaugt anstatt nach außen weggeschleudert worden. Doch im Innern der Ringröhre fand sich kein einziger Stahlsplitter.
    Der Grund dafür war wohl die Kugel. Und die hielt Alicia versteckt.
    Warum auch nicht? dachte sie grimmig. Schließlich hatte sie mit ihrem Detektor einen hohen Preis dafür bezahlt.
    Und in ihrem Gastnutzervertrag war nur von Daten über mikroskopisch kleine Elementarteilchen die Rede, von makroskopischen Partikeln stand da kein Wort.
    Und … Sie schnitt eine Grimasse und mußte unwillkürlich lachen. »Du wolltest das verdammte Ding einfach haben , Mädchen, gib’s doch zu«, sagte sie in die Dunkelheit hinein.
    Wenn es sich nur um ein Kuriosum handelte, schön. War es dagegen etwas fundamental Neues, dann wollte sie die erste sein, die sich damit beschäftigte. Wobei sie im Grunde ihres Herzens wußte, daß wissenschaftliche Neugier und nicht Ehrgeiz die Triebfeder ihres Handelns war.
    Ihr Doktorvater hatte ihr einmal die vier wichtigsten Motive genannt, die einen Experimentalphysiker bewegten. Die Liste hatte sich unauslöschlich in ihr Gedächtnis eingegraben.
    An erster Stelle stand: ›Ich will es wissen.‹ Das war es,was ihr auch jetzt in den Fingern kribbelte. Der guten alten Mutter Natur in den Kochtopf zu gucken. Die Alte machte es einem oft nicht leicht, sich zu beherrschen.
    Danach kam: ›Die Theorie sagt.‹ Dieses Motiv war besonders bei den Ausschüssen beliebt, die Versuche wie den ihren zu genehmigen hatten. Und für diejenigen Experimentalphysiker, die sich von den Theoretikern hatten einschüchtern lassen – Alicia gehörte nicht dazu –, war es sogar das wichtigste überhaupt.
    ›Weil es mein Beruf ist‹ traf oft auf ältere Experimentatoren zu, die sich mehr oder weniger automatisch der Macht der Gewohnheit beugten. Doch dahinter verbarg sich meist: Das ist mein Leben.
    Das vierte und letzte Motiv war jenes, das sie bewogen hatte, Uran zu verwenden: ›Ein tolles Experiment.‹ Vielleicht der beste Grund überhaupt. Wenn das Uran sich bewährte, eröffnete es womöglich den Zugang zu den Anfängen des Universums. Gerade die ausgefallene Idee, ausgerechnet mit dem Element, das einst das Zeitalter der atomaren Bedrohung eingeleitet hatte, die großen Rätsel der Schöpfung lösen zu wollen, hatte sie besonders gereizt.
    Vielleicht stellte sich auch die Kugel als etwas ganz Tolles heraus. Alicia konnte es kaum erwarten, sie sich vorzunehmen. Mit einem Seufzer schlug sie sich ihre Zweifel aus dem Kopf. Sie hatte einem Impuls nachgegeben und das Ding versteckt – damit war die Sache erledigt.
    Und was nun?
    Das BRAHMS-Experiment war im Vergleich zum riesigen PHENIX-System, an dem mehrere Hundert promovierte Physiker beschäftigt waren, ziemlich klein. Wobei ›klein‹ nach den Begriffen der übervölkerten Gemeinde von Elementarteilchen- bzw. Kernphysikern freilich immer noch bedeutete, daß BRAHMS von mehr als dreißig Physikern aus Straßburg, von der Universität New York, vom A&M Texas, der UC-Berkeley unddem Chinesischen Institut für Atomenergie in Beijing betreut wurde. Sie alle hatten ihr tiefes Mitgefühl über den Zwischenfall zum Ausdruck gebracht und die Zerstörung des Core-Elements wortreich bedauert.
    Zugleich hatten sie ungeduldig darauf gewartet, daß die Aufräumungsarbeiten abgeschlossen waren und die Anlage wieder in Betrieb gehen konnte. Die großen Detektoren PHENIX und STAR waren in anderen Räumen entlang der Rennbahn untergebracht. Sie standen im Moment still, weil einige Reparaturen durchgeführt wurden, würden aber binnen kurzem die Trümmerbahnen bei Urankollisionen eingehend studieren. Dabei würden eine Menge Daten anfallen – für die anderen Experimente, aber nicht für das ihre. Das Core-Element , das wichtigste Instrument für ihren Versuch, war ausgeschieden wie ein verletztes Pferd, aber das Rennen ging weiter.
    Aufwärmen, Abkühlen, Versuch – das waren die Phasen in der Elementarteilchenphysik. In sechs Tagen würde der Collider wieder auf Gold umgestellt werden, dann wechselten auch die Teams an den Detektoren. Bis dahin würde die derzeitige Gruppe alle Daten zusammenraffen, die sie nur kriegen konnte. Die Sache mit dem Core-Element war zwar bedauerlich, aber nicht zu ändern.
    »Und diese Dreckskerle werden die Daten

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