Cosmic Trigger
Selbsttäuschung des ersten Trips: er glaubte sich neu geboren. Trotz allem hatte er damals Russell Kirk und die National Review – die beglaubigten Weisen des geheiligten Konservativismus – auf seiner Seite.
Als es nun im Verlauf der folgenden Wochen offensichtlich wurde, daß ich trotz alledem nicht gänzlich neu geboren worden war und daß es noch zahlreiche neurotische, depressive und egoistische Programme in meinem zentralen Computer gab, war ich irgendwie enttäuscht. Aber der Trip war so interessant und ekstatisch… Wie die Lady of Spain des Gedichts versuchte ich es »nochmals. Und nochmals. Und nochmals und nochmals und nochmals«. Bis Mitte 1963 füllte ich mein Inneres Universum mit 40 Trips, und es war offensichtlich, daß Peyote in der Tat, wie die Indianer behaupten, eine magische chemische Substanz war. Es zeigte sich aber auch, daß man ein Schamane sein muß, um die Droge zu seinem Nutzen anwenden zu können.
Wir beabsichtigen in keiner Weise, uns über diese 40 Peyote-Reisen in Technicolor-Prosa zu ergehen. Diese Art von Literatur gab es in den Sechzigern zur Genüge. In Dr. Timothy Learys Terminologie hat jeder Trip eine Umwandlung des Bewußtseins von den »symbolischen« und linear-irdischen Schaltkreisen des Nervensystems zu den zukünftigen somatisch-genetischen Schaltkreisen zur Folge. (Dr. Learys Schaltkreis-Theorien werden im zweiten Teil unter »Modelle und Metaphern« erklärt.) Der Materialist lernte die Erfahrung der Verzückung und der Glückseligkeit, das Transzendieren der Zeit. Bei jedem Trip wurde der Körper wieder zu neuem Leben erweckt, Osiris erhob sich aus seinem Grab; ich war für eine Weile göttlich und ewig. Der Yoyo-Effekt (wie ihn Dr. Richard Alpert nannte) ereignete sich zumeist einen Tag später: Ich kam wieder runter. Der nächste Trip brachte mich natürlich wieder rauf, um mich dann, einmal mehr, runterzubringen, rauf und runter, rauf und runter; der Yoyo-Effekt. Es war abwechselnd anregend und ärgerlich.
Aber eine Veränderung in meinem Mind (mein »neurologisches Funktionieren«, wie Dr. Leary sagen würde) schien sich langsam und subtil abzuzeichnen.
Der Materialist hatte häufig die Halluzination von telepathischer Kommunikation mit Pflanzen, ob er nun auf den Flügeln des Peyote schwebte oder ob er »nüchtern« war. Halluzination hieß das Urteil seines mechanisch-trainierten rationalistischen Geistes; jedesmal wenn es passierte, schien es wirklich so, als ob er aus seinem Selbst hinaustreten würde. Aber der Materialist wußte zuviel, als daß er es ernst genommen hätte… und er fuhr fort mit diesem »zuviel wissen« bis in die späten sechziger Jahre, als Cleve Backsters Forschung mit Hilfe von Lügendetektoren klare Beweise dafür lieferte, daß eine Mensch-Pflanzen-Telepathie jederzeit stattfinden kann, und zwar zumeist außerhalb der bewußten Aufmerksamkeit des menschlichen Teilnehmers.
Mehrere Male geriet der Materialist in Berührung mit einer Energie oder einer Intelligenz, welche die Bezeichnung »übermenschlich« zu verdienen schien. Es war mir klar, daß ich mit einer weniger skeptischen Geisteshaltung diese überzeitlichen Dialoge als Begegnungen mit wirklichen Göttern oder Engeln hätte beschreiben können. (Quanah Parker, der große Kriegshäuptling der Cheyenne, der durch einen Peyote-Trip zum Pazifismus konvertierte und später die Native American Church gründete, pflegte zu sagen: »Der weiße Mann geht in seine Kirche und spricht zu Jesus. Die Indianer gehen in ihr Tipi [Zelt] und sprechen mit Jesus.«) Ich betrachtete die mir begegneten Wesen als X’s – Unbekannte – und versuchte bei jedem Experiment eine psychologische, neurologische oder sogar parapsychologische Erklärung zu finden.
Das seltsamste Wesen, dem ich in diesen zwanzig merkwürdigen Monaten der psychedelischen Entdeckungen begegnete, erschien einen Tag nach einem Peyote-Trip, als ich im Garten Unkraut jätete und mich eine Bewegung im angrenzenden Kornfeld aufblicken ließ. Ich schaute hinüber und sah einen tanzenden Mann mit einer runzligen grünen Haut und spitzen Ohren. Der Skeptiker schaute während fast einer Minute, wie in Trance, als schließlich die Grünhaut dahinschwand, »nur eine Halluzination…«
Aber ich konnte ihn nicht vergessen. Im Gegensatz zum raschen Metaprogrammieren während eines Peyote-Trips, bei dem man nie sicher ist, was »wirklich« ist und was nur die Spiele des Metaprogrammierers sind, hatte dieses Experiment alle
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