Cosmic Trigger
geprägter Begriff) oder als metaprogrammierende Substanzen (geprägt von John Lilly): der neue Zustand wird somit als ein Stadium eingestuft, in dem wir unser Nervensystem für neue Funktionen reorganisieren und neu prägen können.
Die Wissenschaft wird durch künftige Forschung möglicherweise feststellen, welche dieser Interpretationen die korrekteste ist. Zu dieser Entscheidung gelangen wir aber sicher nicht durch endlose verbale Auseinandersetzungen oder indem wir Andersdenkende hinter Schloß und Riegel setzen, wie lautstark diese Anschuldigungen auch immer sein mögen und egal, wie viele Ketzer bereits in den Gefängnissen sitzen. Der Regierung kommt dies sehr ungelegen, da sie jede Streitfrage stets mittels Disqualifikation abweichender Meinungen erledigen möchte. Die Wissenschaft jedoch arbeitet anders.
Ursprünglich begann ich mich für bewußtseinsverändernde Drogen auf Grund eines Artikels in der National Review zu interessieren. Diese wohl konservativste Zeitschrift der USA wird von dem römisch-katholischen William Buckley jr. herausgegeben. Naturgemäß hat Buckley in seiner Zeitschrift die Drogenexperimente später mit neo-inquisitorischer Besessenheit attackiert. Aber vorher, in den unschuldigen Anfangs-Sechzigern, druckte die genannte Zeitschrift nichtsahnend einen Artikel des konservativen Historikers Russell Kirk ab, in welchem Aldous Huxleys Pforten der Wahrnehmung besprochen wurde. Huxley beschrieb darin, wie er Raum und Zeit transzendierte und den »Himmel« erlebte.
Huxley machte diese Erfahrung unter dem Einfluß von Meskalin, einem Derivat des »Heiligen Kaktus« Peyote, der in den Ritualen der amerikanischen Indianer verwendet wird. Russell Kirks Gedanke war, daß dies ein klarer wissenschaftlicher Beweis für die Religiosität sei, um sie gegenüber den Ideen der »liberalen Humanisten« – die er als die ersten Bösewichte in der Geschichte betrachtete – zu verteidigen. Kirk sagte unter anderem, daß »nur der dogmatischste und altmodischste Materialist« Huxleys Bericht a priori ablehnen würde, ohne das Experiment selbst zu wiederholen. Da ich damals ein altmodischer Materialist war, ärgerte mich das so, daß mir die Angelegenheit noch während Monaten durch den Kopf ging. Mir war, als sollte ich als Materialist einen Aspekt aus Huxleys Buch akzeptieren, den Kirk nicht erwähnt hatte: die absolut klare Folgerung, daß das Bewußtsein chemischer Natur ist und sich verändert, sobald sich seine Chemie verändert. Das war provokativ.
Der Materialist erlebte seinen ersten Drogen-Trip am 28. Dezember 1962 in einer alten Sklavenhütte in den Wäldern außerhalb Yellow Springs, Ohio. Zusammen mit meiner Frau Arien und unseren vier kleinen Kindern mietete ich diese Hütte durch das Antioch College für 30 Dollar im Monat und hatte dazu noch einen Morgen gerodeten Bodens, um Gemüse anzupflanzen, und 30 Morgen Wald, um darin nach Geheimnissen zu suchen. Die Landwirtschaft ernährte uns allerdings nur zur Hälfte, ich arbeitete deshalb als stellvertretender Verkaufsleiter in einer Firma für Mikroskope. Aber wir hatten (so glaubten wir) einen Weg gefunden, dem organisierten städtischen Gewimmel zu entfliehen, ohne gleich zu verhungern.
Bevor er den ersten Peyote-Knopf aß, fragte der Materialist seinen Lieferanten (einen schwarzen Jazzmusiker): »Ist dieses Zeug überhaupt gefährlich?«
»Zum Teufel«, antwortete er. »Die Indianer essen es bei jedem Vollmond seit Tausenden von Jahren.«
»Oh, yeah, das ist gut«, sagte der Materialist und erinnerte sich Huxleys glühender Beschreibung seines ersten Trips. Ich aß schnell sieben Knöpfe und wirbelte während der nächsten zwölf Stunden völlig zusammenhangslos in den Vorräumen der Kapelle der Gefahren umher. Ein sehr lehrreiches und transzendentales Erlebnis!
Einige Jahre später wäre die Sache natürlich anders verlaufen. Der Materialist hätte gesagt: »Die Zeitungen behaupten auch, unsere Truppen seien in Vietnam, um den Vietnamesen zu helfen. Mann, glaube bloß nichts von dem Unsinn, den die behaupten!«
Da ich aber von Natur aus neugierig und experimentierfreudig bin, hätte ich wohl doch damit weitergemacht, allerdings mit erheblichen Zweifeln, und das hätte leicht in Angst oder totale Panik umschlagen können. Wir sahen später genau, was mit anderen passiert ist, nachdem sich die Presse einzumischen begann und eine völlig sinnlose Hysterie heraufbeschwor.
Der Materialist unterlag aber ganz einfach der üblichen
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