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Cosmic Trigger

Titel: Cosmic Trigger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Anton Wilson
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Bewußtsein der Menschheit von kulturell bedingter Begrenzung befreit (die Meinung seiner Freunde).
    Ich lernte Leary durch Ralph Ginzburg kennen, der mir 1964 einen Job als stellvertretender Redakteur der Zeitschrift Fact anbot. Obwohl ich in unsere kleine Farm in Ohio verliebt war und meine Kinder vehement gegen eine Rückkehr nach New York protestierten, so verlockten mich doch die 8.000 Dollar im Jahr, die mir Ralph in Aussicht stellte. Auf der Farm und mit anderen Jobs war ich nie auf mehr als 4500 Dollar gekommen. Ich besorgte mir einen anständigen Anzug, verschenkte meine letzten Peyoteknöpfe und kehrte in den städtischen Bienenkorb zurück. Mit anderen Worten: der Schamane wurde wieder häuslich.
    Ich wollte den umstrittenen Dr. Leary für Fact interviewen, aber Ralph mit seiner für seine Karriere bezeichnenden, seltsamen Allwissenheit meinte, daß die Begeisterung der psychedelischen Drogen vorbei (1964) und niemand mehr daran interessiert sei; Timothy Leary würde auch bald vergessen sein (1964). Trotzdem wollte ich Dr. Leary treffen. Schließlich angelte ich mir von Paul Krassner einen Auftrag als freier Mitarbeiter für The Realist und unternahm meine Reise (die bald wiederholt werden sollte von zahllosen Psychologen, Geistlichen, Rockstars, orientalischen Gurus und nach Wunder suchenden jungen Menschen) den Hudson River hinauf zum Millbrook-Ashram.
    Das war noch ziemlich am Anfang jener Epoche, die Charles Slack später als die »verrückten sechziger Jahre« bezeichnete. Timothy Leary, obschon bereits ein »Erzketzer« – wegen selbständiger Forschung und Mißachtung des Ersten Gebotes aus Harvard hinausgeschmissen –, befand sich noch nicht auf seinem orientalischen Trip. Er studierte in jenem Sommer das Tibetanische Totenbuch, war aber noch immer schwer in der wissenschaftlich-klinischen Psychologie engagiert. Während des ganzen Tages, den der Reporter mit Dr. Leary verbrachte, sagte Tim auch nicht ein einziges Mal: »Als ich noch Psychologe war«, wie man es später gelegentlich von ihm zu behaupten pflegte.
    Es sind so viele Berichte über den Millbrook-Ashram geschrieben worden, daß wir es uns ersparen können, auf all die unglaublichen Details einzugehen. Als wir hineinfuhren, stand ein schwarzer Mann auf dem Dach und spielte ganz allein für sich auf seiner Trompete den wunderbarsten Jazz. In fast allen Räumen hingen die berühmten psychedelischen Collagen an den Wänden, aber im ganzen gesehen war es wie jeder andere Ort, an dem Schüler an gelehrten Seminaren teilnehmen. Hätte sich G. Gordon Liddy damals schon in den Büschen versteckt und mit seinem Fernglas nach Sexorgien und anderen scheußlichen Verbrechen gespäht, er hätte sich an jenem Tag sehr gelangweilt.
    Tim machte bei unserer ersten Begegnung den Eindruck eines akademischen Typs mittleren Alters, obschon er weitaus athletischer gebaut war als die meisten dieser Leute. Wir erwähnen dies, weil er in späteren Jahren viel jünger aussah. Wenn wir nachher über die Metaprogrammierungstheorie reden und auf Paul Segalls Untersuchungen über die Aminosäuren in Beziehung zu den Psychedelika und dem Prozeß des Alterns zu sprechen kommen, so werden wir auf einige Hinweise dafür stoßen, daß das jugendliche Aussehen Dr. Learys biochemischen Ursprungs sein könnte.
    Tim besaß aber nicht nur die Eigenschaften eines athletischen Mannes mittleren Alters; er war auch in einer erfrischenden Art von den Raum-Zeit-Zwängen der Durchschnittsamerikaner befreit. Gelegentlich steht er dir beim Sprechen so nahe gegenüber wie ein Mexikaner, wobei er es gewohnt ist, dir direkt – ohne den üblichen amerikanischen Augenaufschlag – in die Augen zu schauen. Wenn dich das nervös macht, so lehnt er sich zurück und gönnt dir eine kurze Pause, aber im Grunde genommen fühlt er sich in einer intimen Beziehung ganz wohl. Und natürlich war das berühmte Leary-Grinsen bereits ein Teil von ihm.
    »Die besten Resultate entstehen, wenn du auf einem Acid-Trip mit jemandem Liebe machst, den du wirklich liebst«, sagte er an jenem Tag. »Dann ist das Nervensystem am offensten, am wenigsten auf bestimmte Wege eingefahren und bereit, eine völlig neue Prägung anzunehmen.«
    Tim war erfreut, daß der Reporter genug von Psychologie verstand, um Begriffe wie »Nullsummen-Spiel«, »Verstärkung«, »Transaktion« usw. zu übersetzen. Er war aber besonders davon angetan, daß dieser Reporter – im Gegensatz zu anderen Zeitungsleuten – sein Buch

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