Cosmic Trigger
selbst entscheiden. Es ist daher der Welt potentestes Mittel für eine Gehirnwäsche. Und darum geht es auch in meinen Zwei Geboten.«
Learys »Zwei Gebote für das Neurologische Zeitalter«, die in verschiedenen seiner Bücher und Artikel der sechziger Jahre publiziert worden waren, lauten:
»1. Du sollst das Bewußtsein deines Nachbars / deiner Nachbarin nicht verändern gegen seinen/ ihren Willen.
2. Du sollst deinen Nachbarn/deine Nachbarin nicht daran hindern, sein/ihr eigenes Bewußtsein zu verändern.«
Leary schlug vor, die Psychedelika nach professionellen ethischen Richtlinien unter die Kontrolle medizinisch und psychologisch geschulter Fachleute zu stellen, um den einzelnen zu schützen. (In Wirklichkeit liebte er das Wort »einzelner« ganz und gar nicht und zog es vor, nach der Lehre der Gleichheit aller, die Trippenden in jedem Experiment als »Forschungs-Partner« zu bezeichnen.) Er war überzeugt, daß die Drogen mißbraucht und falsch angewendet würden, falls die Kontrolle darüber in die Hände der Regierung gelangen sollte. Einige der jüngsten Enthüllungen über die Forschungen der CIA übersteigen denn auch Learys Befürchtungen um ein Erkleckliches.
Eine ideale Neuprägungs-Klinik, wie sie Leary vorsah, würde folgendermaßen funktionieren. Nehmen Sie an, Sie hätten ein Persönlichkeitsproblem, das Sie ändern wollten. Vielleicht sind Sie ein Fußfetischist, oder Sie trinken zuviel, oder Sie haben das Gefühl, Mathematik nicht zu verstehen, mit Werkzeugen nicht umgehen zu können oder was sonst auch immer. Sie gehen in die Klinik und diskutieren das Problem mit einem Verhaltenswechsel-Experten. Man erklärt Ihnen die Theorie des psychedelischen Prägens und gibt Ihnen einen Stapel Literatur, die klar das Für und das Wider der Theorie darlegt (d. h. auch Artikel, die behaupten, daß diese nicht funktionieren würde oder zu gefährlich sei). Sie überlegen es sich während einiger Tage. Wenn Sie entschieden haben, daß Ihnen die Theorie zusagt, verabreden Sie sich ein zweites Mal, und wenn sich der Stab Ihrer allgemeinen Gesundheit versichert hat (d. h. Sie sind weder prä-psychotisch noch anderweitig verwundbar), wird das Programm für den Trip gemeinsam ausgearbeitet. Sie bereiten das Ganze mit Ihrem Verhaltenswechsel-Experten vor, der Ihnen für diese Behandlung zur Seite steht. Das Programm bezieht vermutlich auch Musik und Ritual mit ein, doch kann es auch so einfach sein, daß Sie lediglich Ihre verkrampften Muskeln entspannen müssen. Auf dem Höhepunkt wird die Prägung gemacht. Sie treten mit einer neuen Realität daraus hervor: was vorher unsichtbar oder unmöglich war, ist nun ein Teil Ihres Selbsts und Ihres Wahrnehmungsbereichs.
Leary verwendete diese Technik bei den Gefangenen des Rehabilitations-Projektes und behauptet, die Rückfälligkeitsquote um 80 Prozent reduziert zu haben. 16 Leary hat Erfolg oder Fehlschlag dahingehend unterschieden, indem er die Körper in der Raum-Zeit während der nächsten zwei Jahre im Auge behalten hat. Nach dieser Zeit konnte er erfreut feststellen, daß über 80 Prozent noch immer in Freiheit waren, während die Mehrheit der entlassenen Sträflinge innerhalb von zwei Jahren wieder rückfällig geworden war. Dr. Walter Huston Clark stellte im Jahre 1976 fest, daß die Körper der meisten von Learys Häftlingen, die ihm bekannt waren, nach fünfzehn Jahren noch immer außerhalb der Gefängnisse innerhalb der Raum-Zeit lebten. 17
Dr. Richard Alpert verwendete die gleiche Methode bei der Behandlung eines Zwangs-Homosexuellen, der den Wunsch hegte, sexuelle Beziehungen zu Frauen zu haben. Nur drei Sitzungen waren erforderlich – eine davon zur Schaffung des Programms in Zusammenarbeit mit dem Patienten. Zwei LSD-Trips mit (a) pornographischem Material und (b) einer Sex-Therapeutin prägten die neue Realität; der Mann wurde nahezu hundertprozentig heterosexuell. Kein Verhaltens-Therapeut konnte in wenigen Monaten der Konditionierung eine solche Transformation nachweisen, ohne mit LSD gearbeitet zu haben. 18
Bitte nehmen Sie zur Kenntnis, einmal mehr, daß Dr. Leary niemals behauptete, daß solche außergewöhnlichen Resultate ohne ein sorgfältiges Set erreicht werden könnten. Ein klares Setting und eine umfassende Zusammenarbeit zwischen dem »Patienten« und dem klinischen Personal sind in jedem Fall nötig. Innerhalb dieser Abgrenzungen und geführt durch seine »Zwei Gebote«, behauptet er, daß höchst vorteilhafte Resultate
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