Cosmic Trigger
Richtung eines »belastenden« Zugeständnisses zu lenken. Die Regierung machte Ernst und erklärte die LSD-Forschung für illegal. Das Angebot auf dem Schwarzen Markt stieg im ganzen Land sprunghaft an. Niemand wußte, was er kaufte, und schlechte Trips in horrender Zahl waren die Folge, vor allem unter jenen, die das Pech hatten, genau in dem Moment verhaftet zu werden, in dem ihre Eindrücke am verletzlichsten waren. Auf diese Weise begannen sich Eindrücke von Hilflosigkeit, Terror und Paranoia einzuprägen. Die gleichen Resultate ergaben auch die heimlichen Versuche der CIA, bei welchen die Leute nicht wußten, was mit ihnen geschah. Diejenigen, die richtigerweise vermuteten, daß die Versuche von Leuten unternommen wurden, die sie anlogen, reagierten ebenfalls mit Paranoia. All dies hätte man verhindern können, wenn Learys Arbeit über Set, Setting und Dosierung richtig verstanden worden wäre. Doch leider erreichten Learys Ideen die Massenmedien nie. Diese stellten ihn als Verrückten dar, der sich wünschte, daß jeder LSD nähme; später wurde er zum Kriminalgenie gestempelt, das angeblich hinter jenem Schwarzen Markt stand, den er so energisch zu verhindern suchte. So wurde auch nie darüber berichtet, daß es im Zusammenhang mit Learys LSD-Forschung keine schlechten Trips, keine psychotischen Zusammenbrüche und keine Selbstmorde gab.
Vielschichtige Realitäten
Ein Texter in der Werbeabteilung des Playboy ging jedes Wochenende auf einen Trip, und zwar mit einer Substanz, die ihm sein Schwarzmarkt-Dealer als LSD verkaufte. (Reines LSD war damals bereits illegal.) Eines Tages erzählte mir dieser Mann – nennen wir ihn Josef K. –, daß er im Verlauf der letzten Trips gelegentlich telepathische Mitteilungen aus dem Weltraum empfangen hätte. Der Materialist konnte seine unmittelbare Skepsis nur schlecht verbergen, und Josef K. äußerte sich fortan nicht mehr. Wir hörten von ihm kein Wort mehr zu diesem Thema, und er verließ dann später den Playboy, um als Texter in Hollywood zu arbeiten.
Zu dieser Zeit hatte ich »das ganze mystische Zeugs« hinter mich gebracht und spielte das Spiel des städtischen, weltklugen, erfolgreichen Playboy- Redakteurs. Erfahrenheit in mystischen Künsten war etwas, das, wie Armut, nur anderen Leuten passieren konnte. Ich wurde mitten in meinen hedonistischen Aspirationen getroffen, vor allem durch eine neue Droge, die in mein Leben eingetreten war: die verführerische Lady, bekannt als Maria Huana, Göttin des Sex, des Entzückens und des »Kümmere-dich-um-deine-eigenen-Sachen«.
Zur Zeit der Schrecken des Demokratischen Konvents im Jahre 1968 rauchte der Materialist ziemlich regelmäßig Pot – wie jeder andere Redakteur beim Playboy und wie alle anderen bei jeder anderen Zeitschrift und überhaupt in der ganzen Medien-Industrie.
Eines Nachts war der hedonistische Materialist mit Hilfe dieses Krauts glücklich abgefahren und allein zu Hause – die Kinder schliefen, und Arien (widersprüchlich für die Frau eines Playboy- Redakteurs) weilte an einem Treffen der Women’s Liberation. Ganz plötzlich machte ich eine neurologische Entdeckung. Die meisten Phänomene der Selbsthypnose sind mit Marihuana ziemlich leicht zu reproduzieren, ohne daß das langwierige Training normaler Hypnose erforderlich wäre. Anstatt des bloßen Vermittlers einer ungeplanten Reise in unerwartete Sinnesabenteuer wurde dagegen Pot zu einem bewußten Programm zur Verfeinerung der Sinne. Man konnte Musik in Farben verwandeln, in Zärtlichkeiten, in Gerüche – , man konnte zu einer gigantischen Größe wachsen oder kleiner als die eigenen Zellen oder Moleküle zusammenschrumpfen; man konnte das eigene Nervensystem abstimmen wie eine Mikroskop-Fernseh-Kombination.
Mehrere außergewöhnliche mit der Durchführung derartiger Experimente verbrachte Monate zeigten bald, daß man viele dieser Erfahrungen ohne Pot machen konnte (obwohl es mit Pot nach wie vor leichter war), und der durchgerüttelte Materialist begann endlich zu verstehen, was Freud mit Projektion und Buddha mit maya meinte. Es wurde so klar wie Wodka, daß der philosophische Begriff »Realität«, unsere alltägliche Erfahrung (die allgemein übliche Definition der »Realität«), fast völlig selbstprogrammiert ist. Diese bildliche Verarbeitung vollzieht sich so rasch, daß wir uns dessen normalerweise gar nicht bewußt werden; auf diese Weise fügen wir vieles hinzu, was gar nicht da ist (Freuds Projektion), und lassen
Weitere Kostenlose Bücher