Cosmic Trigger
in der Psychotherapie, einen armen Patienten zu berühren, generell während der sechziger Jahre auf; aber bezeichnenderweise war Timothy derjenige, der sich darüber am enthusiastischsten und überschwenglichsten äußerte.
Einige Nächte später stieß der Playboy-Redakteur einmal mehr auf Tim, diesmal in Hefners toller Jet Set-Villa. Tim widmete sich sehr dem Alkohol und hatte seine Augen auf ein Bunny gerichtet, das er sich offensichtlich so bald als möglich unter den Nagel reißen wollte, so daß der Redakteur keine längere Konversation mit ihm führen konnte.
Zur selben Zeit eskalierte der Krieg in Vietnam, und die Beharrlichkeit der Regierung, alles zu verleugnen, was irgendwie mit dem Krieg zusammenhing, begann das soziale Gefüge der Vereinigten Staaten zu untergraben. Systematisches Lügen erzeugt das, was die Kommunikationsforscher als eine »Fehlinformations-Situation« bezeichnen, in der schließlich jeder jedem mißtraut und die Hölle heißmacht.
Paul Watzlawik gehörte zu jenen, die heute bereits klassisch gewordene Versuche veranstalteten, bei denen völlig gesunde Leute sich plötzlich mit all jener Irrationalität zu verhalten begannen, die sonst nur bei spitalreifen Paranoikern und Schizophrenen anzutreffen ist. Der alleinige Grund war die Tatsache, daß sie in einer berechnenden und systematischen Art und Weise belogen wurden.
Diese Art von »Fehlinformations«-Matrix ist so typisch für so viele Aspekte unserer Gesellschaft (z. B. Werbung, organisierte Religionen, Regierungen), daß einige Psychiater, unter anderen R. D. Laing, in ihr einen Hauptgrund für psychotische Zusammenbrüche sehen. Wenn die Politik der Lüge normal wird, werden Paranoia und Entfremdung zum »Normalfall« des Alltags. Die Regierung, als Hauptlügner der sechziger Jahre, gab sich natürlich den größten Illusionen hin – mehr als jeder andere –, da ihre Realitätsgrundlage zu einem klassischen Fehlinformations-System geworden war. Das Establishment begann sich nach Bösewichten umzusehen, um sie der eskalierenden sozialen Desintegration anklagen zu können. Tim Leary wurde einhellig zum Bösewicht Nummer eins gestempelt.
Der »Krieg gegen die Drogen« – vielmehr ein Krieg gegen die Forschung – begann. Man bezeichnete das Ding zwar als Krieg gegen die Drogen, aber diese Hysterie und Hexenjagd bewirkte bloß, daß die Anzahl der Drogenverbraucher mit jedem Jahr anstieg. Dazu gehörten insbesondere Junge, Unwissende und Unvorbereitete mit voraussehbar wenig erbaulichen Resultaten. Die einzigen Experimente, die wirklich gestoppt wurden, waren jene von intelligenten Wissenschaftlern, welche just in jenem Moment etwas Neues über das Nervensystem zu lernen anfingen, als sie auf Befehl davon Abstand nehmen mußten. Ironisch und typisch zugleich war die Tatsache, daß Dr. Leary, der 1966 in seiner Aussage vor dem Senat vor dieser Entwicklung gewarnt hatte, von den eigentlichen Verursachern – der Regierung – angeklagt wurde.
Hier ein Ausschnitt aus Dr. Learys Aussage vor dem Senat im Jahre 1966:
Senator Edward Kennedy: Sie sind der Meinung, daß mindestens die Einführung von LSD kontrolliert werden sollte?
Dr. Leary: Der Verkauf, die Herstellung oder die Verteilung, ja.
Kennedy:… Sie bezeugen dies. Nun, weshalb denken Sie, sollte dies geschehen?
Leary: Ich denke, daß Aktivitäten, vor allem kommerzielle Aktivitäten in bezug auf Herstellung, Verkauf und Verteilung solcher Substanzen kontrolliert werden sollten, da man weder über die Qualität noch über die Sicherheit etwas weiß; man weiß nicht, was man kauft. Es ist ganz klar, daß es Gesetze geben muß; genauso, wie es Gesetze in bezug auf Amphetamine gibt…
Kennedy: Sie sagen, Sie wissen nichts über die Qualität. Was befürchten Sie denn in dieser Richtung?
Leary: Wir wollen nicht, daß LSD von Amateuren oder auf dem Schwarzen Markt verkauft oder verteilt wird.
Kennedy: Warum nicht?
Leary: Auch Barbiturate oder Schnaps. Wenn man eine Flasche Schnaps kauft…
Kennedy: Das ist keine Antwort. Warum sind Sie gegen die unkontrollierte Herstellung und Verteilung von LSD? Ist es darum, weil es gefährlich ist?
Leary: Weil man nicht weiß, was man bekommt.
Kennedy: Ist es darum, weil es gefährlich ist? 23
Und so weiter. Leary versuchte fortwährend auf den unheilvollen Schwarzen Markt hinzuweisen, der durch eine globale Kriminalisierung von LSD entstehen würde, und Kennedy versuchte fortwährend, ihn aus dem Konzept zu bringen und in
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