Cosmopolitan zum Frühstück
übermenschliche Willenskraft, sich nicht an ihn zu kuscheln. “Du wolltest doch wissen, was wir haben. Nun, zum Beispiel vertraust du mir so sehr, dass du bereit warst, so weit zu gehen. Das ist doch schon was.”
Sie schnaubte. “Das … war gar nicht ich. Ich … ja, ich mag Sex und bin auch nicht scharf auf ein Reihenhäuschen, aber …”
Seine andere Hand, die irgendwie den Weg in ihren Schoß gefunden hatte, lag plötzlich völlig still. “Aber was?”
Jetzt ist es so weit, dachte sie. Seine Bindungsangst eröffnete ihr den Ausweg, den sie gesucht, aber unterwegs vergessen hatte. “Ich kann nicht länger so tun, als wärst du ein Fremder. Ich kenne dich zu gut.”
Er zögerte einen Moment, dann zog er zuerst die Hände weg und rückte schließlich komplett von ihr ab. “Das glaube ich nicht, Baby.”
Doch Melanie, die seine Nähe schon jetzt schmerzlich vermisste, holte zum Todesstoß aus. “Ich weiß, du willst nicht glauben, dass deine Karriere dein Leben bestimmt. Dass du in dieselbe Falle getappt bist wie deine Eltern. Das hieße nämlich, dass du aus ihrem Beispiel nichts gelernt und sowohl deine Schwester wie auch dich selbst enttäuscht hättest.”
Seine Augen, die sich zu schmalen Schlitzen verengt hatten, glitzerten bedrohlich. Er hob sein Glas und leerte es in einem Zug. “Du hast eindeutig zu viel mit meiner Schwester geredet.”
“Hab ich vielleicht nicht recht?”
“Ich habe Pläne. Was immer Renata dir erzählt haben mag, eines weiß sie nicht: Diese Dokumentation wird mich dahin bringen, wohin ich wollte.”
“Wie das?”
“Das ist die beste Arbeit, die ich je abgeliefert habe. Die Aufnahmen sind so echt, nichts wirkt gezwungen oder gestellt. Jedes noch so kleine Detail ist spontan. Deshalb ist mir auch aufgefallen, wie du mich ansiehst. Und deshalb …” Er verstummte.
“Was?”
“Deshalb können wir keine Beziehung haben. Ich mag dich sehr, Melanie, das weißt du genau. Aber eine echte Beziehung schluckt Zeit, die ich eigentlich meiner Arbeit widmen muss. Zeit und Aufmerksamkeit, und die brauche ich gerade jetzt ganz dringend. Ich bin an einem entscheidenden Punkt angelangt und kann mir keinen Fehler leisten.”
Der Fehler wäre sie. Wer versetzt da eigentlich wem den Todesstoß, fragte sich Melanie. Sie biss sich auf die Lippen. “Dann ist mein Timing ja perfekt.”
“Inwiefern?”
“Mir ist aufgegangen, wie sehr ich meinen Job vernachlässige, seit wir zusammen sind. Das wäre nicht so schlimm, wenn nicht alle meine Geschäftspartnerinnen zurzeit dasselbe täten: Lauren muss Anton mindestens fünfmal am Tag anrufen, Chloe repariert ihr Make-up während der Arbeitszeit, damit sie möglichst rasch zu Eric nach Hause kommt, und sogar Sydney träumt oft nur vor sich hin.”
Melanie seufzte schwer. Das, was sie gesagt hatte, ließ ihre Kolleginnen und Freundinnen aussehen wie arbeitsscheues Pack. Aber in der Tat schien für die Frauen, sobald sie einen Partner gefunden hatten, nichts anderes mehr zu zählen. gIRL-gEAR fiel auseinander, und das konnte Melanie nicht mit ansehen. Auch wenn ihr Herz blutete, fühlte sie sich im Recht. Sie blickte Jacob fest in die Augen und sagte: “Ich finde, wir sollten Schluss machen.”
“Schluss machen?”
“Ja. Es ist eh nur eine körperliche Beziehung, also dürfte es uns nicht schwerfallen. Dann kann jeder wieder das tun, was ihm wichtig erscheint. Das ist doch nur vernünftig.”
“Es ist feige.”
Sie stutzte. “Feige?”
“Ja. Du machst es dir ziemlich einfach. Hast du Angst, die Kontrolle zu verlieren?” Er lächelte matt. “Guck nicht so überrascht. Hast du gedacht, ich würde dich nicht durchschauen?” Er blickte sie fest an. “Weißt du nicht, dass mich deine Leidenschaft verrückt macht? Wo liegt dann das Problem? Glaubst du, du kannst dich besser konzentrieren, wenn wir Schluss machen? Von wegen! Frustriert wirst du sein und genauso abgelenkt wie deine Partnerinnen, weil du immer an den tollen Sex denken musst, den wir hatten. Vergiss die Partnerinnen! Es geht nicht um sie, es geht um dich.”
“Sie sind ganz schön von sich eingenommen, Mr. Faulkner.”
Er schnaubte. “Du hast geglaubt, ich wollte Schluss machen, und wolltest mir zuvorkommen, gib’s doch zu! Aber wenn nicht wirklich was zwischen uns ist, muss auch keiner Schluss machen, oder?”
Seine Argumente klangen viel zu logisch, und Melanies Stolz war zu groß, um zuzugeben, dass längst mehr zwischen ihnen war, als sie wollte. So
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