Cottage mit Aussicht
das Gefühl zu haben, ihn ständig überwachen zu müssen. »Kommen Sie, ich führe Sie herum. Tun Sie so, als wären Sie Julian.«
»Julian?«
»Er ist derjenige, der sich das Haus ansehen wird. Er ist ein alter Schulkamerad von meinem Fr ... von Max.« Dann fragte sie sich, warum sie statt »mein Freund« lieber »Max« gesagt hatte. Hatte sie zwiespältige Gefühle, ihm diesen Titel zu geben?
Rob hielt inne. »Ah. Nun, lassen Sie mich Caroline richtig begrüßen, und dann gehen Sie voraus und verkaufen mir dieses erstrebenswerte Objekt.«
Anna hoffte, dass Julian den feinen Einzelheiten nicht so viel Aufmerksamkeit schenken würde, wie Rob es tat. »Ich hatte wirklich nicht viel Zeit«, verteidigte sie sich. »Und Maddy und Betsy sind keine gelernten Maler.«
»Es ist gut. Sie haben ihre Sache großartig gemacht. Wer war für die Klempnerarbeiten zuständig?«
»Ich«, sagte sie, wobei sie sich erfolglos bemühte, bescheiden zu klingen. »Obwohl es heutzutage mit diesen Plastikrohren nicht mehr schwierig ist«, fuhr sie fort. »Man braucht ja nicht mehr mit Blei oder sonst was zu löten. Wirklich schwer war es, die Badewanne die Treppe hinauf zu bekommen. Dazu waren Mike, Maddys Bruder und wir vier Frauen nötig. Der neue Spindelpfosten hat ein paar Stöße abbekommen, aber ich habe überall etwas nachgeschliffen und beschlossen, dass das Haus durchaus etwas Charakter haben darf.«
Rob lachte. »Es hat Charakter. Ihren Charakter. Sie haben diesem kleinen Haus wirklich Ihren Stempel aufgedrückt, Anna.«
Sie sah ihn zweifelnd an. »Hm, das ist bei einem Investitionsobjekt sicher keine gute Idee. In diesen Fernsehsendungen heißt es immer, man solle sich nach dem Geschmack der großen Allgemeinheit richten, und nicht versuchen, allzu individuell zu sein.«
»Oh nein, ich wollte damit nicht andeuten, dass Ihr Geschmack exzentrisch ist. Aber man kann eben sehen, dass dieses Haus ganz seinen Gegebenheiten entsprechend gestaltet ist und nicht etwa wie das Durchschnittscottage aus Cotswolds-Stein. Sie haben keine Liste abgehakt à la ›Blasspinker Raumanstrich, Granitküche, erstklassige Geräte und so weiter ...‹
»Ich hätte mir nichts von all dem leisten können. Ich hoffe, Julian wird die gebrauchte Arbeitsplatte aus Yorubaholz zu schätzen wissen und nicht nach Granit schmachten.« Robs Lob schmeichelte ihr, aber sie hatte immer noch ihre Zweifel. Das konnte durchaus das sein, was Julian bevorzugte. Schließlich waren Max und er Freunde. Konnte Julian wirklich etwas gefallen, das sich so sehr von Max' eiskaltem, spiegelglattem Appartement unterschied?
Rob lehnte sich an die Wand und verschränkte die Arme vor der Brust. »Und, wie fühlen Sie sich jetzt, da es fertig ist und vielleicht schon ziemlich bald verkauft werden wird?«
Anna lehnte sich an die Armlehne dessen, was früher Carolines Bett gewesen war und jetzt ein elegantes Möbelstück darstellen sollte - das zumindest war der Plan gewesen. Sie nahm die große Tagesdecke aus weißer Baumwolle ab, die das alte, mit inzwischen verblasstem Chintz bezogene Ungetüm zu einem bequemen Sofa machte. Chloe hatte sie strikt angewiesen, die Decke erst wenige Sekunden vor Julians Ankunft aufzulegen, damit sie schön weiß blieb, aber Anna hatte nicht mehr daran gedacht und Caroline so eine behagliche Nacht darauf beschert.
»Hm?«, hakte Rob sanft nach, nachdem er beobachtet hatte, wie sie die Tagesdecke ausgeschüttelt und zusammengelegt hatte. Wahrscheinlich erriet er, dass sie es vermeiden wollte, seine Frage zu beantworten.
»Ich bin sehr froh bei dem Gedanken, dass ich Will und Laura ihr Geld vielleicht werde zurückzahlen können. Sie haben mich nicht darum gebeten, aber ich weiß, dass sie es brauchen. Und ich bin sehr zufrieden damit, wie alles geklappt hat. Und nachdem ich erst einmal akzeptiert hatte, dass ich das Cottage in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzen musste, hat es keine größeren Probleme mehr gegeben.«
Rob ignorierte diese Bezugnahme auf die Anfangszeit ihrer Bekanntschaft. »Ich wittere da ein ›aber‹«, sagte er.
»Ich weiß, es ist dumm, doch ich habe eine Beziehung zu diesem Cottage entwickelt; es fühlt sich an wie mein Zuhause«, erwiderte Anna sehnsüchtig. »Und ich liebe Chloe, Mike und die Jungen, die so gut zu mir waren. Der Gedanke, all das zurückzulassen ... nun ja, er macht mich ein wenig melancholisch.« Sie lächelte, um ihren Worten die Schärfe zu nehmen, ahnte jedoch, dass es nicht wirklich
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