Cottage mit Aussicht
ungern irgendwohin.«
»Was?« Anna starrte ihre Freundin an, als wäre sie verrückt geworden.
»Auf diese Weise werde ich etwas zu tun haben, während wir warten«, erklärte Chloe in dem Bemühen, ihre Freundin ein wenig zu beruhigen. »Und sie könnten sich als nützlich erweisen.«
Anna begriff, dass es sinnvoll war, sich irgendwie zu beschäftigen, daher antwortete sie: »Ich werde dir helfen.«
Chloe enthielt sich tapfer der Bemerkung, dass sie ohne Annas zweifelhafte Unterstützung viel schneller gewesen wäre. Sie war vollkommen unkonzentriert und bestrich die Brote immer wieder zuerst mit Nutella, bevor sie sie butterte. Zu zweit hatten sie die Aufgabe gerade bewältigt, als es an der Tür klopfte.
»Gott sei Dank!«, rief Chloe, warf ihr Messer auf die Theke und eilte zur Tür, die sie sofort aufriss. »Hey! Ich springe jederzeit gern als Babysitter für dich ein. Ich werde all deine Kinder herholen, damit du zu einem romantischen Wochenende wegfahren kannst.«
»Susannah, die in einem knöchellangen Rock und einem leicht schmuddeligen T-Shirt wie der Inbegriff der Erdmutter aussah, scheuchte sie zur Tür hinaus. »Fahrt einfach los und findet heraus, wie es diesem Burschen im Krankenhaus geht. Ich kümmere mich um die Jungen. Müssen sie baden?«
Chloes Gesicht nahm einen extrem schuldbewussten Ausdruck an. »Ja, müssen sie, sie sind vollkommen verdreckt!«
»Was ist, wenn sie uns nicht hineinlassen?«, sagte Anna zu Chloe, als sie sich dem Krankenhaus näherten. »Wenn er wirklich krank ist, werden sie uns vielleicht nicht erlauben, ihn zu besuchen.«
»Wenn es ihm tatsächlich schlecht ginge, hätte man mir das gesagt und mir auch mitgeteilt, dass er immer nur einen Besucher gleichzeitig empfangen dürfe«, erklärte Chloe nüchtern. »Ich bin mir sicher, dass es so schlimm nicht sein kann. Versuch, dir keine allzu großen Sorgen zu machen. Ich weiß, es ist schwierig, aber wir werden gleich dort sein. Oh, sieh mal, da ist der Parkplatz. Schauen wir mal, ob wir eine Lücke finden können.«
Anna war so voller Angst, dass ihre Beine ihr kaum gehorchten, doch irgendwie schaffte sie es, die Treppe zum Eingang des Krankenhauses hinaufzukommen. Am Empfang fragte Chloe, auf welcher Station Rob liege, und Anna folgte ihr durch die Flure.
»Ein Glück, dass es ein kleines Krankenhaus ist!«, meinte Chloe im Plauderton. »In großen Krankenhäusern muss man manchmal meilenweit laufen.«
In dem Bewusstsein, dass ihre Freundin sie mit ihrem Gerede ablenken wollte, versuchte Anna, irgendeine Antwort zu geben. Glücklicherweise erreichten sie dann die Station, und Anna konnte aufhören, es zu versuchen.
Als sie Rob von der Stationstür aus sah, schlug ihr Herz einen Purzelbaum. Er lag auf der Bettdecke, und selbst aus dieser Entfernung konnte sie feststellen, dass er mörderisch dreinblickte. Der freundliche, witzige, stets zu Neckereien aufgelegte Rob, den sie kannte, hatte sich in den wütenden Mann verwandelt, auf den sie vor all diesen Wochen einen Blick hatte werfen können, als Caroline ihr entwischt war.
Obwohl sie ihn hatte unbedingt sehen wollen, wünschte Anna sich in diesem Augenblick noch mehr, wieder nach Hause fahren zu können. Cassie war bei ihm, und sie kam sich plötzlich wie ein Eindringling vor. In diesem Zustand würde ihm vielleicht ihr Besuch unangenehm sein. Sie griff nach Chloes Arm und wollte ihr gerade erklären, dass sie gehen mussten, als Cassie sie entdeckte.
»Oh, sieh nur, da ist diese nette junge Frau, die bei der Hundeschau geholfen hat. Anna, nicht wahr? Kommen Sie doch herein. Ich fürchte, Rob hat eine absolut miese Laune.«
»Ähm, ich denke, ich hole mal einen Kaffee«, sagte Chloe und verschwand.
Anna ging durch das Krankenzimmer zu seinem Bett hinüber. »Hallo!«, flüsterte sie und wünschte, seine Schwester wäre nicht da gewesen. Sie wollte ihn stürmisch in die Arme nehmen, um sich davon zu überzeugen, dass es ihm wirklich gut ging, aber das konnte sie nicht, weil Cassie zu viel in diese Geste hineininterpretiert hätte. Und ganz so weit war sie noch nicht. Da sie sich eine richtige Umarmung verboten hatte, hatte sie das Gefühl, ihn nicht einmal auf die Wange küssen zu können.
»Hallo, Anna«, meinte Rob mit einem kläglichen Lächeln. »Das ist nicht ganz die Art von Wiedersehen, die ich mir vorgestellt hatte. Ich ...«
»Er ist ein wenig aufgeregt«, unterbrach Cassie ihn, ohne dies auch nur zu bemerken. »Man wird ihn erst morgen entlassen.
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