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Cottage mit Aussicht

Titel: Cottage mit Aussicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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auch Chloe und ihrer Schwester erklären, wenn die beiden von ihren Plänen Wind bekamen, und das war wohl unvermeidlich. Aber in ihrem Herzen wusste sie, dass sie genauso entschieden hätte, wenn das Haus bereits ihr gehört und sie die Möglichkeit gehabt hätte, die Maße zu nehmen und zu zeichnen und später einen Vorschlaghammer zu schwingen. Rob hatte das verloren, was ihm auf der Welt das meiste bedeutete; sie musste versuchen, ihm so viel wie möglich davon zurückzugeben. Der Kauf eines eigenen Transportmittels war der erste Schritt in diese Richtung.
    Als sie ihr Fahrrad auf dem Vorplatz des Autohändlers ankettete, hatte sie unverkennbar die Ausstrahlung einer Frau, mit der man nicht Schlitten fuhr.
    »Hey«, sagte sie zu dem ziemlich erschrockenen jungen Mann am Schreibtisch. »Ich möchte ein Auto kaufen.« Sie legte ihren Fahrradhelm auf die Theke und schüttelte sich das Haar auf. Es hatte ihr am Kopf geklebt und verursachte ihr ein unbehagliches Gefühl. »Und ich möchte heute noch damit wegfahren. Können Sie das für mich arrangieren?«
    Der junge Mann holte tief Luft. Anna konnte nicht entscheiden, wer von ihnen ihre Forderung mit größerer Nervosität betrachtete, sie oder er. Sie kam zu dem Schluss, dass es wohl sie selbst sein müsse. Er hatte wahrscheinlich schon früher einen Wagen verkauft.
    »Welche Art von Auto suchen Sie denn?«, fragte er.
    »Einen Kombi«, antwortete sie. »Er braucht nicht schnell zu sein, aber es muss viel hineinpassen. Der Wagen muss absolut verlässlich sein und darf niemals eine Panne haben, und er muss umweltfreundlich sein - wenn das bei einem Auto möglich ist.«
    Der junge Mann machte sich einige Notizen auf dem Bogen Papier vor ihm. »In Ordnung. Und Sie haben die Versicherungspapiere für Ihren jetzigen Wagen bei sich?«
    »Ich habe keinen jetzigen Wagen, deshalb will ich ja einen kaufen. Ich bin mit dem Fahrrad hergekommen. Haben Sie mich nicht gesehen?«
    »Sie haben kein Auto?« Er dachte offensichtlich, sie müsse von einem anderen Planeten auf die Erde gebeamt worden sein.
    »Nein. Ich habe noch nie ein Auto gehabt. Dies wird mein erstes sein. Ich nehme an, man könnte mich eine Autojungfrau nennen.« Sie runzelte die Stirn. »Aber es wäre mir wirklich lieber, wenn Sie das bleiben ließen.«
    Auf der Stirn des jungen Mannes entwickelten sich die ersten Schweißperlen. »Haben Sie einen Führerschein?«
    Anna zog ihn aus ihrer Gesäßtasche. »Oh ja. Und er ist sauber. Unbenutzt und ohne jeden Flecken.«
    Der Verkäufer räusperte sich. »Also gut. Hm, wenn Sie mir bitte folgen würden. Wie viel wollten Sie denn ausgeben?«
    »Das ist nicht so wichtig; wichtiger ist es mir, den richtigen Wagen zu finden. Aber davon abgesehen, sollte das Auto so wenig wie möglich kosten.« Sie lächelte ihn an. »Und ich versichere Ihnen, ich habe das Geld, um den Wagen zu bezahlen.«
 
    Anna fuhr ihr Auto sehr langsam vom Vorplatz. Sie hatte alle rechtlichen Formalitäten erledigt und konnte nicht recht glauben, dass sie nun tatsächlich einen Wagen besaß. Der junge Mann hatte ihr Fahrrad in den Kofferraum geladen und Anna davon überzeugt, dass es nicht notwendig sei, ihren Fahrradhelm zu tragen. »Es ist ein Auto, das Sie jetzt fahren, und es würde sehr merkwürdig aussehen.«
    Da sie eine Menge miteinander durchgemacht hatten, vertraute sie ihm und lächelte. Vermutlich kannte sie ihn besser, als sie Max je gekannt hatte.
    Jetzt blickte sie mehrmals in beide Richtungen und lenkte ihren allerersten Wagen auf die Straße hinaus, dankbar dafür, dass der Verkehr nicht stark war. Sie fuhr ein Mal um den Häuserblock und dann um die Stadt herum, wobei sie den Autos vor ihr folgte, blinkte, wenn sie blinkten, und sich ganz allgemein mit dem Wagen vertraut machte. Dann fuhr sie nach Hause. Dort wollte sie ihren Zeichenblock, Maßband und Stifte holen und sich anschließend wieder auf den Weg machen, um sich ein genaues Bild über die Schäden in Robs Haus zu machen. Wenn sie ihn dann bei seiner Schwester besuchte, konnte sie ihm vielleicht gute Neuigkeiten überbringen. Cassie hatte ihr versprochen, sie anzurufen und einzuladen, und das würde sicher recht bald geschehen. Sie musste so viel wie möglich fertig haben, um es ihm zeigen zu können.
    Als sie den Wagen parkte und die geschwärzten Balken, die leeren Fenster und die Mauer sah, die vollkommen zusammengestürzt war, traten ihr Tränen in die Augen. Der Geruch des Feuers war noch immer erschreckend stark.

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