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Cottage mit Aussicht

Titel: Cottage mit Aussicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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überzeugt war, die lange Liste von Lauras und Chloes Anweisungen abgearbeitet zu haben, holte sie die Handschuhe hervor und zog sie an.
    Es gab keinen Zweifel daran, sie waren wunderschön. Als sie nun ihre Hände betrachtete, erinnerten sie Anna tatsächlich an einen alten Film, Frühstück bei Soundso, in dem Audrey Hepburn tatsächlich eine Rolle gespielt haben könnte. Aber Anna konnte nicht einfach mit dem Mantel überm Arm im Aufzug nach unten fahren, wenn sie Handschuhe trug. Also würde sie sie später anziehen, nach den Cocktails, wenn sie sich an das Kleid, die Frisur und das Make-up gewöhnt hatte.
    Sie legte ihre Handschuhe in Chloes Abendtasche und schob sich einige Zwanzig-Pfund-Scheine in den BH, falls sie die Tasche verlieren sollte. Dann versteckte sie ihre Rückfahrkarte, eine Kreditkarte und alles andere, das sie wirklich vermissen würde, sollte in ihr Zimmer eingebrochen werden. Sie nahm lediglich ihre Ersatzkreditkarte und den Rest ihres Geldes mit. Außerdem hatte sie eine Plastiktüte mit den Partyschuhen dabei. Auch die würde sie erst in letzter Minute anziehen: Dann konnte sie noch Schmerzen genug leiden. Dann öffnete sie die Tür ihres Hotelzimmers, das während der letzten Stunden zu ihrem Zuhause und ihrer Zuflucht geworden war, und fuhr nach unten. Auf dem Weg ins Foyer vermochte sie nicht zu sagen, ob sie vor Aufregung oder vor Kälte zitterte.
    Sie war nicht die Letzte; sie warteten alle auf Chrystal, aber die Frauen, die dort waren (die männlichen College-Freunde vertrieben sich die Zeit in irgendeinem Club) zeigten sich zufrieden stellend beeindruckt von Annas Erscheinung.
    »Tolles Kleid!«, meinte Zara.
    »Es gehört meiner Nachbarin. Ich lebe in Arbeitshosen und Jeans, seit ich angefangen habe, mein Haus zu renovieren, und ich hatte nichts annähernd Passendes zum Anziehen. Glücklicherweise sieht meine Nachbarin sich als Modeberaterin und hat mir das Kleid geliehen. Und die Schuhe.« Sie hielt den anderen die Tragetasche hin. »Aber sie bringen mich um. Ich werde sie erst anziehen, wenn ich genau weiß, dass ich nirgendwo mehr hingehen muss.« Zurzeit trug sie Lauras Wildlederslipper - wenn ihre Schwester dergleichen geahnt hätte, würden sie vermutlich gar nicht mehr existieren.
    »Lass uns nur mal schnell sehen, wie das Ganze mit hohen Absätzen wirkt«, meinte Zara, die wahrscheinlich eine Menge mit Laura gemeinsam hatte. »Oh, fabelhaft! Du hast eine wirklich schöne Figur. Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du aussiehst wie Audrey Hepburn?«
    »Erst seitdem ich mir das Kleid geborgt habe.«
    »Und das ist eine entzückende Kette. Ist das echter Gagat?«
    Anna nickte. »Sie gehört meiner Schwester. Aber du siehst ebenfalls wunderbar aus. Tatsächlich sehen wir alle wunderbar aus.«
    Zara trug ein kurzes, scharlachrotes Kleid mit gewagtem Ausschnitt, der sie irgendwie liebenswert erscheinen ließ, statt raubtierhaft. Amanda war in Hellblau mit Glasperlen erschienen, und als Chrystal auftauchte, trug sie Armani. Das klassische Schwarze stellte Annas weniger klassisches - oder gewiss weniger teures - Kleid ein bisschen in den Schatten, aber das störte Anna nicht. Sie rechnete nicht damit, an diesem Abend die Ballkönigin zu sein. Ihr genügte es, wenn sie nicht wie die Gespenst-Heuschrecke in einem Schwarm Schmetterlinge wirkte.
    »Also schön, Mädels«, meinte Zara, »besorgen wir uns ein Taxi. Ich habe ganz in der Nähe des Treffpunkts eine Bar gefunden, die recht nett zu sein scheint. Die Männer werden dort später zu uns stoßen, falls sie es sich nicht in den Kopf gesetzt haben, sich bis zur Besinnungslosigkeit zu betrinken.«
    »Ich dachte, genau das hättest du ebenfalls vor«, warf Chrystal ein.
    »Nein, nein! Nur zwei schnelle Drinks, um uns in Stimmung zu bringen! Schau nicht so grimmig drein, Chrys, man ist nur einmal jung.«
    »Ich bin eine verheiratete Frau.«
    »Dann steck deinen Klunker in die Handtasche und amüsier dich!« Zara hatte nicht die Absicht, sich von Chrystal den Abend verderben zu lassen.
    Sie ist so nett, dachte Anna, während sie wenig später an ihrer Margarita nippte und Zaras überschäumendes, freundliches Gesicht betrachtete - sie hatte den Barkeeper bereits davon überzeugt, dass sie einen Junggesellinnenabend veranstalteten, und bekamen deshalb verbilligte Drinks. Wenn sie Max auch nur im Geringsten gefällt, habe ich keine Chance. Es sei denn natürlich, Max Gordon wäre fett und alt geworden. Dann würde Zara ihn nicht wollen.

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