Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt
studiert hatte, erkannte sofort den prunkvollen hellenistischen Stil.
Über dem Eingang waren flach eingemeißelte griechische Buchstaben zu sehen.
»Dort hindurch«, sagte Malone.
86
Vincenti öffnete mühsam die Augen. Schmerzen tobten in seiner Brust, und jeder Atemzug schmerzte. Wie viele Kugeln hatten ihn getroffen? Drei? Oder vier? Er wusste es nicht. Aber trotzdem schlug sein Herz immer noch. Vielleicht war das Dicksein gar nicht so verkehrt. Er erinnerte sich daran, dass er gefallen war, und dann war alles um ihn herum schwarz geworden. Er hatte keinen einzigen Schuss abgegeben. Zovastina schien geahnt zu haben, was er vorhatte. Vielleicht hatte sie es sogar darauf angelegt, dass er sie herausforderte.
Er wälzte sich mühsam zur Seite und umklammerte ein Tischbein. Blut sickerte ihm aus der Brust, und er hatte das Gefühl, jemand triebe ihm elektrische Nägel ins Rückgrat. Er rang heftiger nach Atem. Die Pistole war weg, aber er hielt etwas anderes in der Faust. Er führte die Hand vor Augen und sah den USB-Stick.
Alles, wofür er in den vergangenen zehn Jahren gearbeitet hatte, hielt er hier in seiner blutigen Hand. Wie hatte Zovastina ihn gefunden? Wer hatte ihn verraten? O’Conner? Ob der noch lebte? Und wo war er? O’Conner war der Einzige außer ihm gewesen, der die Geheimtür im Arbeitszimmer öffnen konnte.
Es gab zwei Fernbedienungen.
Wo war die seine?
Er versuchte sich zusammenzureißen und entdeckte das Gerät auf dem Kachelboden. Alles schien verloren.
Aber vielleicht stimmte das ja nicht.
Er war noch am Leben, und vielleicht war Zovastina ja inzwischen gegangen.
Er sammelte all seine Kraft und nahm die Fernbedienung in die Hand. Vor Karyn Waldes Entführung hätte er Sicherheitsmaßnahmen treffen sollen. Aber er hatte nicht erwartet, dass Zovastina ihn mit Waldes Verschwinden in Verbindung bringen würde – jedenfalls nicht so schnell –, und er hatte es nicht für möglich gehalten, dass sie ihn angreifen würde. Nicht angesichts dessen, was sie geplant hatte.
Sie brauchte ihn.
Oder etwa doch nicht?
Blut sammelte sich in seiner Kehle, und er spie aus, um den säuerlichen Geschmack loszuwerden. Ein Lungenflügel musste getroffen worden sein. Als das Blut stärker floss, musste er husten, was neue Schmerzwellen durch seinen Körper sandte.
Vielleicht konnte O’Conner ja zu ihm kommen?
Er hantierte mit der Fernbedienung und konnte sich nicht entscheiden, welche der drei Tasten er drücken sollte. Eine öffnete die Tür im Arbeitszimmer, die zweite ließ alle verborgenen Türen im Haus aufgehen, und die letzte aktivierte den Alarm.
Er hatte keine Zeit, lange nachzudenken.
Also drückte er alle drei.
Zovastina starrte in das braune Becken. Malone und Vitt waren schon vor mehreren Minuten untergetaucht.
»Es muss eine weitere Kammer geben«, sagte sie.
Viktor blieb stumm.
»Nimm die Pistole herunter.«
Er tat wie geheißen.
Sie sah ihn an. »Hat es dir Spaß gemacht, mich an diese Bäume zu binden? Und mich zu bedrohen?«
»Sie wollten doch, dass es aussieht, als wäre ich auf deren Seite.«
Viktors Erfolg hatte ihre Erwartungen noch übertroffen, denn er hatte sie direkt zum Ziel geführt. »Gibt es noch etwas, was ich wissen muss?«
»Die beiden schienen genau zu wissen, wonach sie suchen.«
Seit die Amerikaner Viktor als Helfer engagiert hatten, hatte er Zovastina als Doppelagent gedient. Damals war er geradewegs zu ihr gekommen und hatte ihr von seiner misslichen Lage erzählt. Im vergangenen Jahr hatte sie ihn dazu verwendet, dem Westen gezielt bestimmte Informationen zukommen zu lassen. Es war eine gefährliche Gratwanderung gewesen, die sie aber wegen Washingtons erneutem Interesse an ihr hatte vornehmen müssen.
Und es hatte gut funktioniert.
Bis zu dem Vorfall in Amsterdam.
Und bis Vincenti seinen amerikanischen Wachhund töten ließ. Zovastina hatte ihn dazu ermutigt, die Spionin zu eliminieren, in der Hoffnung, dass Washington seine Aufmerksamkeit dann auf Vincenti konzentrieren würde. Doch der Plan war nicht aufgegangen. Zum Glück waren die heutigen Täuschungsmanöver erfolgreicher gewesen.
Viktor hatte ihr umgehend berichtet, dass Malone im Palast war, und sie hatte sich rasch überlegt, diese Gelegenheit mit Hilfe einer inszenierten Flucht optimal auszunutzen. Mit Edwin Davis’ Besuch hatten ihre Gegner sie ablenken wollen, aber da sie wusste, dass Malone da war, hatte sie den Trick sofort durchschaut.
»Es muss eine zweite Kammer geben«,
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