Cotton-Malone 03 - Der Pandora-Pakt
versprochen, Ihnen alles zu erklären.«
Michener lächelte. »Nein, Frau Ministerin. Das haben Sie tatsächlich nicht. Lassen Sie mich deshalb einfach nur sagen, dass mir Ihre Geschichte gefallen hat.«
»Sie ist ebenso unterhaltsam wie Ihre Legende von der Säule.«
Er nickte. »Wahrscheinlich ist die eine Geschichte so glaubwürdig wie die andere.«
In diesem Punkt war Zovastina anderer Meinung. Ihre Geschichte stammte aus einem Manuskript, das durch Röntgenfluoreszenzanalyse entdeckt worden war und Bilder enthielt, die jahrhundertelang kein menschliches Auge erblickt hatte. Erst durch modernste Technologie waren sie wieder sichtbar gemacht worden. Nein, ihre Geschichte war keine Legende. Alexander der Große war nie in Ägypten bestattet worden. Man hatte ihn an einen anderen Ort geschafft, den Ptolemaios, der erste griechische Pharao, schließlich entdeckt hatte. Und Zovastina hoffte, dass die Mumie, die zehn Meter entfernt von ihr in ihrem Grab lag, sie zu diesem Ort führen würde.
Ein Mann tauchte in der Ikonostasis auf und sagte zu Michener: »Wir sind fertig.«
Der Nuntius nickte und bedeutete Zovastina voranzugehen. »Frau Ministerin, nun ist es an der Zeit, uns zu überzeugen, welche Legende wahr ist.«
46
Viktor beobachtete aufmerksam, wie die Frau mit der Waffe im Anschlag die Treppe zum Bootsdeck heraufkam.
»Wie hat Ihnen das Feuer gefallen?«, fragte sie.
Er schaltete in den Leerlauf und trat auf sie zu. »Du verdammte Schlampe, ich werd dir zeigen …«
Sie hob die Pistole. »Nur zu. Tun Sie si ch nur keinen Zwang an!« Ihre Augen waren voller Hass.
»Sie morden ohne jeglichen Skrupel.«
»Sie auch.«
»Und wen soll ich ermordet haben?«
»Vielleicht waren Sie es. Vielleicht auch ein anderer aus Ihrer Heiligen Schar. Vor drei Monaten. In Samarkand. Ely Lund. Sein Haus ist dank eures Griechischen Feuers völlig niedergebrannt.«
Er erinnerte sich an den Auftrag, den er vor kurzem persönlich für Zovastina erledigt hatte.
»Sie sind die Frau aus Kopenhagen. Ich habe Sie im Museum gesehen und dann bei dem Haus.«
»Wo Sie versucht haben, uns zu ermorden.«
»Mir scheint, Sie und Ihre beiden Freunde haben es geradezu darauf angelegt.«
»Was wissen Sie über Elys Tod? Sie sind der Anführer von Zovastinas Heiliger Schar.«
»Woher wissen Sie das?« Dann fiel es ihm ein. »Die Münze, die ich in dem Haus untersucht habe. Sie haben meine Fingerabdrücke.«
»Schlauer Junge.«
Sie schien mit dem Schmerz über den Tod jenes Mannes zu kämpfen, und Viktor beschloss, noch mehr Öl ins Feuer zu gießen. »Ely Lund wurde ermordet.«
»Von Ihnen?«
Er entdeckte den Bogen und den Pfeilköcher, die ihr über der Schulter hingen. Als sie die Museumstüren verriegelt und das Gebäude mit Hilfe der Pfeile in Brand gesteckt hatte, hatte sie ihre Kaltblütigkeit bewiesen. Daher beschloss er, sie nicht bis zum Äußersten zu reizen.
»Ich war dabei.«
»Warum wollte Zovastina seinen Tod?«
Das Boot schaukelte auf der unsichtbaren Dünung, und er spürte, dass sie im Wind trieben. Alles lag im Dunkeln, nur die Instrumententafel schimmerte schwach.
»Sie, Ihre Freunde und dieser Ely haben Ihre Nase in Angelegenheiten gesteckt, die Sie nichts angehen.«
»Vielleicht geht es Sie ja etwas an, dass ich gekommen bin, um Sie und Ihren Partner zu töten. Ihr Partner ist tot. Bleiben noch Sie.«
»Und was haben Sie davon?«
»Das Vergnügen, Sie sterben zu sehen.«
Sie hob die Waffe.
Und schoss.
Malone legte den Leerlauf ein. »Hast du das gehört?«
Auch Stephanie war aufgeschreckt. »Klang wie ein Pistolenschuss. Ganz in der Nähe.«
Er hob den Kopf über die Windschutzscheibe und sah, dass das Feuer in Torcello mit neuer Kraft brannte. Das Wetter war hier anscheinend sehr wechselhaft, denn der Nieselregen hatte aufgehört, und man hatte jetzt eine halbwegs vernünftige Sicht und konnte die Lichter von Booten sehen, die kreuz und quer in alle Richtungen fuhren.
Er lauschte, ob er noch etwas hörte.
Alles war still.
Da gab er wieder Gas.
Cassiopeia zielte auf das Schott, und die Kugel zischte knapp an Viktors Bein vorbei. »Ely hat nie jemandem etwas getan. Warum musste sie ihn umbringen?« Sie hielt weiter die Waffe auf Viktor gerichtet. »Sagen Sie es mir. Warum?« Es klang fast flehend, als sie die Worte aus ihren zusammengepressten Lippen hervorstieß.
»Zovastina ist eine Frau mit einer Mission. Und Ihr Ely hat sie gestört.«
»Er war Historiker. Wie sollte er ihr gefährlich
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