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Cotton Malone 04 - Antarctica

Cotton Malone 04 - Antarctica

Titel: Cotton Malone 04 - Antarctica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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oben wie ein einziger schneebedeckter Berg ausgesehen hatte, bestand in Wirklichkeit aus drei eng beieinanderstehenden Gipfeln. Die breiten Klüfte dazwischen wurden von einer durchscheinenden blauen Eisschicht überwölbt – alt, kalt, hart und schneefrei. Diese Schicht war einmal von weiteren Quarzblöcken getragen worden wie ein hoch aufragendes Buntglasfenster mit dicken, unregelmäßigen Fugen. Ein guter Teil dieser inneren Konstruktion war eingebrochen, doch es stand noch genug da, um sehen zu können, dass die bautechnische Leistung beeindruckend gewesen war. Durch drei lotrechte Fugen, die wie drei dicke Leuchtstäbe den riesigen Raum in ein fast übernatürliches Licht tauchten, fielen weitere bläulich irisierende Lichtbündel ein. Vor ihnen lag eine Stadt.
     
    Stephanie hatte die Nacht in Edwin Davis’ Wohnung verbracht, einer bescheidenen Dreizimmerwohnung mit zwei Badezimmern in den Watergate Towers. Schiefe Wände, ein unregelmäßiger Grundriss, unterschiedliche Deckenhöhen und viele geschwungene Linien verliehen den Räumen etwas Kubistisches. Die minimalistische Einrichtung und die Farbe der Wände, die Farbe reifer Birnen, hatten eine ungewöhnliche, aber nicht unangenehme Wirkung. Davis erzählte Stephanie, er habe die Wohnung möbliert gemietet und sich an ihre Schlichtheit gewöhnt.
    Sie waren mit Daniels und der Flugbereitschaft nach Washington zurückgekehrt und hatten ein paar Stunden Schlaf bekommen. Stephanie hatte geduscht, und Davis hatte dafür gesorgt, dass sie in einer der Boutiquen im Erdgeschoss Ersatzkleidung kaufen konnte. Teuer, aber ihr war keine Wahl geblieben. Sie hatte ihre alten Sachen schon zu lange an. Als sie Atlanta verlassen hatte und nach Charlotte aufgebrochen war, hatte sie geglaubt, die Reise werde höchstens einen Tag in Anspruch nehmen. Jetzt war sie schon den dritten Tag unterwegs, und ein Ende war nicht in Sicht. Davis hatte ebenfalls geduscht, sich rasiert und eine marineblaue Kordhose sowie ein blassgelbes Oxford-Hemd angezogen. Sein Gesicht war immer noch von der Prügelei verunziert, sah inzwischen aber wieder besser aus.
    »Wir können unten etwas essen«, sagte er. »Als Koch bin ich der totale Versager, deshalb esse ich oft dort.«
    »Der Präsident ist Ihr Freund«, fühlte sie sich genötigt zu sagen, da sie wusste, dass ihm die vergangene Nacht auf der Seele lag. »Er geht ein großes Risiko für Sie ein.«
    Er lächelte verhalten. »Ich weiß. Und jetzt sind wir an der Reihe.«
    Sie bewunderte diesen Mann inzwischen. Er war ganz anders, als sie geglaubt hatte. Ein bisschen unerschrockener, als für ihn gut war, aber sehr engagiert.
    Das Telefon läutete und Davis nahm ab.
    Sie hatten schon auf den Anruf gewartet.
    Da es in der Wohnung ganz still war, konnte sie jedes einzelne Wort des Anrufers verstehen.
    »Edwin«, sagte Daniels. »Ich weiß jetzt, wo es ist.«
    »Sagen Sie es mir«, bat Davis.
    »Sind Sie sich sicher? Noch können Sie einen Rückzieher machen. Vielleicht kommen Sie von dieser Aktion nicht lebend zurück.«
    »Sagen Sie mir einfach, wo es ist.«
    Sie zuckte bei seiner Ungeduld zusammen, aber Daniels hatte recht. Vielleicht würden sie nicht zurückkommen.
    Davis schloss die Augen. »Lassen Sie es uns einfach tun.« Er machte eine kurze Pause. »Sir.«
    »Schreiben Sie das hier auf.«
    Davis schnappte sich einen Stift und einen Block von der Ablage und notierte rasch die Information, die Daniels ihm gab.
    »Vorsicht, Edwin«, sagte Daniels. »Hier gibt es sehr viele unbekannte Faktoren.«
    »Und Frauen kann man nicht trauen?«
    Der Präsident kicherte. »Ich bin froh, dass Sie das gesagt haben und nicht ich.«
    Davis legte auf und starrte Stephanie an, die Augen ein Kaleidoskop von Emotionen. »Sie müssen hierbleiben.«
    »So ein Quatsch.«
    »Sie brauchen das nicht zu tun.«
    Seine coole Überheblichkeit brachte sie zum Lachen. »Seit wann denn das? Schließlich haben Sie mich in diese Sache hineingezogen.«
    »Das war ein Fehler.«
    Sie trat näher und streichelte ihm sanft über das zerschlagene Gesicht. »Wäre ich nicht da gewesen, hätten Sie in Asheville den falschen Mann getötet.«
    Mit nervös zitternden Händen umfasste er leicht ihre Handgelenke. »Daniels hat recht. Die Sache ist völlig unkalkulierbar.«
    »Zum Teufel, Edwin, so ist mein ganzes Leben.«

86
    Malone hatte einige eindrucksvolle Dinge gesehen: den Schatz des Templerordens, die Bibliothek von Alexandria, das Grab Alexanders des Großen. Aber nichts davon

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