Cotton Malone 04 - Antarctica
National Mall und fuhr zum Dupont Circle im Zentrum von Washington. Normalerweise verwendete er Charlie Smith für seine Spezialaufgaben, doch das war im Moment nicht möglich. Zum Glück hatte er eine Liste von Agenten – alle mit ihren besonderen Fähigkeiten. Er war dafür bekannt, dass er gut und prompt bezahlte, was half, wenn etwas schnell erledigt werden musste.
Der einzige Admiral, der David Sylvians Posten wollte, war er nicht. Er ging davon aus, dass mindestens fünf Kollegen sich mit Abgeordneten oder Senatoren in Verbindung gesetzt hatten, sobald sie von Sylvians Tod erfahren hatten. Der ehrenvolle Abschied von dem Toten und seine Bestattung standen in ein paar Tagen an – doch die Entscheidung über Sylvians Nachfolger würde in den nächsten paar Stunden fallen, da Posten so hoch oben in der militärischen Fresskette nicht lange unbesetzt blieben.
Er hätte wissen sollen, dass Aatos Kane Probleme machen würde. Der Senator war schon viele Jahre im Amt. Er kannte sich aus. Doch mit der Erfahrung kamen auch Verbindlichkeiten. Männer wie Kane zählten darauf, dass ihren Gegnern entweder der Mut oder die Mittel fehlten, dies auszunutzen.
Ihm jedoch mangelte es an beidem nicht.
Er erwischte einen Parkplatz am Straßenrand, als ein anderes Auto losfuhr. Wenigstens etwas, das heute richtig lief. Er fütterte die Parkuhr mit fünfundsiebzig Cent und ging durch die Kälte zu Capitol Maps.
Das war ein interessanter Laden.
Dort wurden Landkarten aus jedem Winkel des Erdballs verkauft und dazu eine eindrucksvolle Sammlung von Reiseberichten und Reiseführern. Doch er war heute nicht auf der Suche nach kartografischen Erzeugnissen. Vielmehr musste er mit der Besitzerin sprechen.
Er trat ein und sah sie in der Unterhaltung mit einem Kunden.
Sie bemerkte ihn, doch nichts in ihren Zügen verriet das geringste Wiedererkennen. Er nahm an, dass die beträchtlichen Summen, die er ihr im Laufe der Jahre für ihre Dienstleistungen gezahlt hatte, ihr bei der Finanzierung ihres Ladens geholfen hatten, doch sie hatten nie darüber gesprochen. Das war eine seiner Regeln. Agenten waren Werkzeuge, die er wie Hammer, Säge oder Schraubenzieher benutzte und dann aus der Hand legte. Die meisten Leute, die er einstellte, verstanden diese Regel. Die anderen wurden nie wieder engagiert.
Die Ladenbesitzerin kam mit ihrem Kunden zum Ende und trat beiläufig zu ihm. »Suchen Sie eine bestimmte Karte? Wir haben eine große Auswahl.«
Er sah sich um. »Das stimmt. Und das ist gut, weil ich heute sehr viel Hilfe brauche.«
Wilkerson merkte, dass er verfolgt wurde. Dreißig Meter hinter ihm lauerten ein Mann und eine Frau, die wahrscheinlich durch seinen Kontakt mit Berlin auf ihn aufmerksam geworden waren. Sie hatten nicht versucht, sich zu nähern, was zweierlei bedeuten konnte. Entweder sie suchten Dorothea und warteten darauf, dass er sie zu ihr führte, oder sie trieben ihn vor sich her.
Keine dieser Aussichten war angenehm.
Er drängte sich durch das mittägliche Passantengewimmel, ohne jede Vorstellung, wie viele Gegner sich vor ihm befinden mochten. Er galt als Sicherheitsrisiko dritten Grades? Das bedeutete, dass man alle notwendigen Maßnahmen gegen ihn ergreifen würde – auch tödliche. Schlimmer noch, seine Gegner hatten Stunden gehabt, um sich vorzubereiten. Er wusste, dass die Operation gegen die Oberhausers wichtig war – mehr in persönlicher als in professioneller Hinsicht –, und Ramsey hatte das Gewissen eines Scharfrichters. Wenn er bedroht wurde, würde er reagieren. Im Moment schien er eindeutig bedroht zu sein.
Wilkerson ging schneller.
Er sollte Dorothea anrufen und sie warnen, aber er nahm ihr ihre Einmischung in sein Telefongespräch mit Ramsey am Vorabend übel. Dies hier war sein Problem, und er würde damit fertig werden. Wenigstens hatte sie ihm nicht vorgehalten, dass er sich in Ramsey geirrt hatte. Stattdessen war sie mit ihm in ein luxuriöses Münchener Hotel gefahren und sie hatten sich gegenseitig genossen. Wenn er sie anrief, würde er ihr vermutlich auch erklären müssen, wie sie aufgespürt worden waren, und dieses Gespräch wollte er lieber vermeiden.
Fünfzig Meter weiter vorn endete das Menschengewimmel in der Altstadt-Fußgängerzone vor einer dicht befahrenen, breiten Straße, die von gelb gestrichenen, mediterran wirkenden Häusern gesäumt war.
Er blickte sich um.
Seine beiden Verfolger holten auf.
Er schaute nach links und rechts und dann über das Verkehrsgedränge
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